„Bel 'araby”
Eine neue Plattform für Musikschaffende und – liebhaber in Ägypten

Band "bel3arabi"
© Michael Tous

Für junge Musiker in Ägypten ist es häufig schwer musikalisches Lehrmaterial zu finden. Um diesem Problem Abhilfe zu verschaffen, hat der ägyptische Gitarrist „Ousso” die Webseite „Bel 'araby” ins Leben gerufen, eine Art musikalisches soziales Netzwerk, über welches einige der bekanntesten ägyptischen Musiker kostenlos Musikunterricht geben – und zwar auf Arabisch.

Die Idee zum Projekt basiert auf der Bedeutung der Wissensvermittlung und des Erfahrungsaustauschs unter Musikern. Junge Leute, die sich für Musik interessieren, sollen durch die Online-Lektionen und Diskussionen zum Musizieren ermutigt werden, nach dem Motto „Learning by doing”. Online kommen so Musiker aus verschiedenen Regionen und Altersgruppen miteinander in Kontakt.

Das Projekt mit dem Slogan „Sämtliche Musik an einem Ort” stellt Lehrvideos für verschiedene orientalische Instrumente wie „Nay”, „Oud”, „Daf” und „Tabla” und westliche Instrumente, darunter Gitarre, Piano, Saxophon und Drums zur Verfügung. Zusatzlich gibt es einen Veranstakltungskalender für Konzerte und Festivals sowie eine Übersicht aller unabhangigen Musiker und Bands in Ägypten.

Band "bel3arabi"
© Michael Tous

Üben und Lernen

„Auf Arabisch” setzt auf eine Mischung aus selbstständigem Lernen, beruhend auf dem Übungspensum und der persönilchen Erfahrung jedes Musikers, und akademischer Weiterbildung. Dies bedeuted, dass junge Interessenten beim Studium der Noten- und Musikkkunde (Informationen zu verschiedenen musikalischen Stilrichtungen sowie der Geschichte und historischen Entwicklung von Musik) unterstützt werden.

„Jede Lektion auf der Webseite beinhaltet auch eine Notenfolge. Aber wir geben den Lernenden kein spezifisches Curriculum vor, sondern lassen ihnen Raum für Kreativität. Wir vergeben auch keine akademischen Zeugnisse. Wir versuchen schlicht auf vereinfachte Art und Weise musikalisches Wissen zu vermitteln”, erklärt Ousso, Gründer des Projekts. Und er fährt fort: „Es gibt in Ägypten nur wenige akademische Institutionen, die Musik lehren wie das „Nationale Institut für Arabische Musik” oder das Konservatorium. Doch diese konzentrieren sich auf klassische Musik, sowohl orientalische als auch westliche. Aber es gibt keine Institution, an der man moderne oder zeitgenössische Musik studieren kann.”

Ousso fügt hinzu: „Üben ist der erste Schritt zum Erlernen von Musik. Allgemein gilt, dass die Regeln der Musik und die Art und Weise des Erlernens verschiedener Instrumente immer ähnlich sind. Doch was einen Künstler vom anderen unterscheidet, das ist seine Leidenschaft und sein unablässiges Streben danach sich weiterzuentwickeln und neue, kreative Musik zu  schaffen, welche seine Persönlichkeit reflektiert. Dies zu erreichen erfordert kontinuierliches Üben.”

„EL SELLEM”

Seit 2017 organisiert „Bel 'Araby” das Förderprogramm „El Sellem”, welches es jungen Talenten ermöglicht in kostenfreien Workshops und Weiterbildungen ihre Fertigkeiten weiterzuentwickeln. Im ersten Jahr nahmen zehn Musiker aus unterschiedlichen Regionen des Landes an dem Programm teil.
Als er die Ausschreibung zu dem Förderprogramm sah, schickte der junge Oud-Spieler Mostafa Salah ein Kurzvideo eines seiner Stücke ein. „Ich hatte nicht erwartet, zur Teilnahme an dem Programm eingeladen zu werden”, berichtet er. Das Bewerbungsvideo hatte Mostafa erst auf Drängen eines Freundes abgeschickt.

Band "bel3arabi" © © Michael Tous Band "bel3arabi" © Michael Tous
Mostafa, der Ingenieurwesen studiert, lebt in Al-Daqahliyya, im Nildelta. Für die Musikworkshops, die über den Zeitraum von einem Jahr in Kairo stattfanden, reiste er jedes Mal 120 km weit an. Er erklärt, neben dem musikalischen Wissen, welches er neu erlangt hat, seien es die Freundschaften und gemeinsamen Erfahrungen, die ihn nun mit den Musikern, den Organisatoren und den anderen Teilnehmern verbinden, welche das Programm so besonders machen.

Chancen und Herausforderungen

Trotz den sehr erfolgreichen vergangenen zwei Jahren, hunderten aufgenommener Lehrvideos und dem Abschluss des ersten Jahrgangs des Förderprogramms „Treppen”, hat „Auf Arabisch” weiterhin zahlreiche Herausforderungen zu meistern.

Ousso erklärt: „Eine der grössten Schwierigkeiten für junge Musiker ist der schlechte Arbeitsmarkt. Sie können mit ihrer Musik kein Einkommen generieren, welches es ihnen ermöglichen würde, ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Das führt dazu, dass viele junge Talente aufhören zu üben und sich eine andere Arbeit suchen.”

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