Antti J. Lagus
Sprachkenntnisse aufpeppen in Corona-Zeiten

Der Berliner Fernsehturm in der Nacht
Bild: Artem Sapegin | Unsplash.com

Als das Goethe-Institut mitteilte, wegen des Corona-Virus werde man zum Fernunterricht übergehen, dachte ich, nun wäre es aus mit der Möglichkeit, einmal wöchentlich in einer netten Gruppe mein Deutsch zu trainieren.

Der Corona-Frühling hat das schon zur Routine gewordene Programm der Montagabende geändert. Ab Mitte März konnte unsere etwa zehnköpfige Gruppe sich nicht mehr in den Räumen des Goethe-Instituts treffen. Ab Anfang April lief der Fernunterricht so ab, dass die Lehrerin interessante Video- und Literaturlinks zusammenstellte, die die Gruppe sich ansehen sollte, um anschließend auf den Seiten der Lernplattform Moodle schriftlich über das Thema zu diskutieren.

Ich nehme schon seit einigen Jahren an dem vom Goethe-Institut veranstalteten Kurs „Medienlandschaft Deutschland” teil, in dem hauptsächlich über Ereignisse der Vorwoche in der deutschsprachigen Welt diskutiert wird.

Obwohl ich in Finnland Zeitungen lese und die Nachrichten verfolge, gelingt es unserer Lehrerin Petra Schirrmann fast immer, Themen zu finden, die mir noch nicht begegnet waren. In diesem Frühjahr drehte sich die Diskussion vor allem um das Corona-Virus und die Schutzmaßnahmen in verschiedenen Teilen der Welt.

Es war interessant zu sehen, dass man sich auf unterschiedliche Weise vor dem Virus schützt. In Finnland gilt zum Beispiel keine allgemeine Ausgangssperre und nur Treffen von mehr als zehn Personen sind verboten, während das Verbot in vielen mitteleuropäischen Ländern für Treffen von mehr als zwei Personen gilt. 
 

Die Maus im Beethoven-Takt

Es gefiel mir, dass der Unterricht den Schwerpunkt auf das Schreiben legte, denn dadurch bot sich die Möglichkeit, auch deutschsprachigen Text zu produzieren. Neben dem Corona-Virus, das die Nachrichtenwelt beherrschte, behandelten wir unter anderem das Jubiläum zum 250. Geburtstag Beethovens. Unsere Lehrerin hatte ein vom WDR produziertes Video Das Konzert mit der Maus ausgewählt, in dem die allen Deutschen bekannte Maus Gast des WDR-Sinfonieorchesters war und Schulkinder das Publikum bildeten.
 
Ende März sahen wir ein Video mit der Rede der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel aus der Anfangszeit der Schließung, in der sie echte Führungsqualitäten zeigte. Zudem wirkte sie verständnisvoll und empathisch..
 
In einigen der letzten Stunden haben wir mit Hilfe einer Adobe-Anwendung Gespräche geführt. Nun kamen alle zu Wort. Während unsere etwa zehnköpfige Gruppe im Unterricht früher in mehrere Kleingruppen aufgeteilt wurde, in denen wir – mitunter lebhaft – diskutierten, durften sich nun alle TeilnehmerInnen zu dem jeweiligen Thema äußern, während die anderen zuhörten. Falls die Corona-Pandemie andauert, wird die Anwendung vielleicht so weiterentwickelt, dass auch Gespräche in Kleingruppen möglich sind.
 

Einfallsreichtum gefragt

In diesen Pandemie-Zeiten wird der Einfallsreichtum der Lehrerin auf eine harte Probe gestellt, da sie alle Kursteilnehmer*innen berücksichtigen muss. Andererseits ermöglicht die neue Technik auch, dass alle zu Wort kommen.

Die schriftlichen Wortmeldungen hatten die gute Seite, dass die Dinge besser im Gedächtnis bleiben als beim Gespräch. Sofern das Thema nicht irgendwie speziell ist, erinnert man sich meist nicht lange daran, aber wenn man es schriftlich auf Deutsch erörtern musste, bleibt es in Erinnerung.
 
Ganz besonders erinnere ich mich an einen Satz aus einem Video über das heutige Leben des Adels: "Wenn ich einmal die Burg verlassen müsste, würde mir wahrscheinlich das Herz brechen".
 

Antti Lagus im Wald mit seinem Hund Laku In diesem Frühjahr hatte Antti Lagus Zeit für Waldspaziergänge mit seinem Hund Laku. | Bild: Antti J. Lagus ”Wäre doch schon Montagabend”

Ich merke, dass ich ungeduldig auf den Montagabend warte. Wenn der Kurs doch schon beginnen würde. Die Online-Verbindung bringt Probleme mit sich. Unter anderem ist es schwierig, die Wortmeldungen zu verteilen. Und bei der Kommunikation fehlt der nonverbale Teil, der sogar eine größere Bedeutung haben kann als das bloße Sprechen. Aber damit der Datenverkehrskanal für alle reicht, halten wir uns daran, keine Videoverbindungen zu verwenden. Dieser Kurs endet irgendwann, und vielleicht bietet der nächste Kurs wieder Gelegenheit zu vollwertiger Kommunikation.

Die Unterrichtsstunde am vorigen Montag war ein Kampf mit der Technik. Die Lehrerin hatte einen inhaltsreichen Abend vorbereitet, doch die nicht funktionierende Technik ließ ihn früh enden. Wir gingen jedoch das Material durch, das alle auf eigene Faust ansehen können. Eines der Themen war das Tagebuchschreiben. Warum nicht, jetzt hat man ja Zeit. Ich hätte nie gedacht, dass es so viele Gründe gibt, Tagebuch zu schreiben. 
101 Gründe, warum du Tagebuch schreiben solltest
 
Vor dem Medienlandschaft-Kurs habe ich die C1-C2-Kurse des Goethe-Instituts besucht, zu denen ich mich vor zehn Jahren nach einem zweiwöchigen Kurs in Köln anmeldete. Es ging mir darum, meine Sprachkenntnis aufrechtzuerhalten, denn der Kurs in Köln hatte sich als zu kurz erwiesen: Gerade, als ich begann, die Sprache wieder in den Griff zu bekommen, war er zu Ende. Das gleiche Gefühl hatte ich vor zwei Jahren nach einem Kurs in Freiburg.

Zum Glück gibt es das Goethe-Institut, in dessen Kursen man mündliches Deutsch üben kann. Ich lese deutschsprachige Bücher, das Lesen bereitet keine Schwierigkeiten. In den Kursen sehen wir Videos, lesen Zeitungsartikel und – vor allem – diskutieren über ihren Inhalt.