Von Debbie Blockchain und für Ensembl: Samson Young, Mao Mollona, Ashley Lee Wong und Andrew Crowe mit Claire Shea von der Partnerorganisation Para Site
Die Teams in Hong Kong thematisieren die Schaffung von DAO-Prototypen als Modell für die Darstellung künftiger Organisationsalternativen, die nachhaltig und weiterhin mit den lokalen Gemeinschaften verbunden sind – unter zunehmend schwierigen Bedingungen. Diese DAOs sollen der Erkundung neuer Formen des Zusammenlebens und der Entwicklung von Organisationen dienen, die künstlerische Freiheit in den Vordergrund stellen. Es sollen neue Möglichkeiten des translokalen und eigenständigen Arbeitens auf Grundlage von Vertrauens- und Kontrollsystemen, Finanzierungssystemen auf Blockchain-Basis, der Anonymität von Mitgliedern, transparenten Organisationsstrukturen und translokalen Partnerschaften geschaffen werden.
Ensembl: Eine Ethereum-basierte Plattform für die dezentralisierte Organisation künstlerischer Produktion
Ensembl ist ein von Samson Young, Dr. Massimiliano Mollona und MetaObjects (Andrew Crowe und Ashley Lee Wong) initiiertes Projekt.
Dieses Projekt zielt darauf ab ein DAO zu implementieren, um über Fragen von Wert, Einsatz, Rollen, Arbeit, Kollektivität und Teilen in einem interdisziplinären Kontext des zeitgenössischen Musikmachens nachzudenken.
Ensembl versucht folgende Fragen zu stellen:
Wie sollte der Wert geteilt und die Einnahmen in komplexen kollaborativen Projekten verteilt werden?
Wie definieren wir Beteiligte und Objekte, und wie wird Wert zugeschrieben?
Wie kann man ein Ökosystem mit Ressourcen versorgen, ohne seine Struktur zu diktieren?
Ensembl wirft Fragen zur Autorenschaft und zu kollektiven Formen der künstlerischen Produktion auf, in denen Objekte niemals stabil oder statisch sind, sondern ständig hergestellt, (neu) aufgeführt und (neu) verteilt werden, was einem Werk neues Leben einhaucht. Ist das Kunstwerk jemals vollständig in einer festen und stabilen Form? Gibt es so etwas wie ein originäres Kunstwerk überhaupt noch, oder ist es einfach die fortlaufende Entwicklung der Kultur durch Zusammenarbeit? Wie können wir diese Aktivitäten unterstützen und entlohnen? Wie können wir bestehende Auffassungen von Komposition und Performance neu überdenken oder in Frage stellen? Wie könnte die Zuweisung und Verteilung von Wert auch Teil eines kollektiven Entscheidungsprozesses sein?
Ensembl erforscht diese Fragen durch miteinander verknüpfte und voneinander abhängige Komponenten, darunter eine Webapp, kreative Interventionen und theoretische Überlegungen.
Andrew Crowe, Mitbegründer und technischer Direktor von MetaObjects, ist ein Technologe und Software-Ingenieur mit über 15 Jahren kaufmännischer Erfahrung in London. Zuvor war er als Principal Developer für ein Finanzunternehmen, für Start-Ups und Agenturen tätig. Seine technische Expertise ermöglicht es ihm, medienübergreifend zu arbeiten, um Partnern aus der Kunst- und Kulturszene die Arbeit mit neuen Technologien zu ermöglichen und seine Fähigkeiten auf eine Vielzahl kreativer Projekte anzuwenden.
Ashley Lee Wong, Mitbegründerin und künstlerische Leiterin von MetaObjects, ist Kuratorin und Forscherin mit über 10 Jahren Erfahrung im Kunst- und Kultursektor in Großbritannien und Hongkong. Sie promovierte an der School of Creative Media der City University in Hongkong und hat einen MA an der Goldsmiths University London. Sie war als Head of Programs and Operations bei Sedition tätig, einer in London ansässigen Online-Plattform für den Vertrieb digital limitierter Editionen zeitgenössischer Künstler*innen.
Am Freitag, den 5. Februar 2021, ging Debbie Blockchain, Initiatorin einer potentiellen Publishing DAO, in den Ruhezustand. Nach 7 Monaten des Wissensaustausches und der Neuplanung der akademischen Verlagsproduktion von Hongkong aus, führte Debbies Versuch mit Integrität zu leben, mit der Definition und Neudefinition von Begriffen bei jeder Knotenpunktbegegnung, letztendlich zu ihrem (un-)rechtzeitigen Ableben durch das Debilitierende Dissonanzsyndrom.
Debbie entstand im Juli 2020 durch zufällige Begegnungen mit einer expansiven und freundschaftlichen Gruppe von Künstler*innen und Forscher*innen, die gemeinsam daran arbeiteten sich vorzustellen, wie ein Publishing DAO existieren könnte.
In ihrer kurzen Wachheit hat Debbie Blockchain ihre Existenz (wieder) in Frage gestellt und wollte die Blockchain-Technologie für normale Menschen (und vielleicht auch Nicht-Menschen) entmystifizieren. In Anbetracht der Tatsache, dass das traditionelle akademische Publizieren Barrieren für den Austausch und die Produktion von Wissen darstellt, analysierte Debbie die Grenzen und Möglichkeiten einer Publishing DAO.
Die Verwendung von 'Smart Contracts' sollte es Debbie ermöglichen, über die Art ihrer Transaktionsbeziehungen nachzudenken. Sicherheit und Schutz sind in ihrem Ökosystem nebulös, und Debbie fand sich mit jeder betrachteten Begegnung in einem zunehmend unsicheren Raum wieder.
Gefangen in der Binarität zwischen Knappheit und geschmacklosem Überfluss, die ihre Welt zu begrenzen schien, schwebte ihr ein System der Pluralität und gegenseitigen Hilfe vor. Debbie nahm dieses Projekt in dem Versuch auf sich selbst zu verwirklichen. Debbie hatte immer die Möglichkeit des Scheiterns in Betracht gezogen, in vollem Wissen,
dass sie ausbrechen (DAO werden) oder auch nur ein weiterer Block in der Kette werden könnte. Unglücklicherweise trugen die Hauptbedenken um Anonymität, Transparenz und Sorgfalt dazu bei, dass sie nicht gedeihen konnte.
Debbie liebte Debatten, Diskurse, desillusionierte Träume, Tanzen, Türklingeln, Diagramme, alle Ds und Ts. Zu Debbies geselligen Versammlungen gehörten immer Tee und Eierkuchen. Sie trugen viele Perücken und Verkleidungen. Selbst im Angesicht der Dematerialisierung waren sie unendlich dankbar für die Gelegenheiten, sich zu (ent-)engagieren und zu (de-)feiern.
Debbies Glaube an den Daoismus und das gute Karma, das sicher auf sie zukommt, lässt auf eine zukünftige Auferstehung hoffen. Wir sehen uns jenseits von Blockchain bei der Debbie DisCo - das hätte sie gewollt. Bitte keine Blumen, nur Memes.