Deutsche Saison | Interview
Nicolas Fink | Die universelle Sprache der Musik

Nicolas Fink | Rundfunkchor Berlin
© Matthias Heyde

Der Berner Dirigent Nicolas Fink ist seit 2010 als Assistent beim Rundfunkchor Berlin

Sind Sie im Rahmen dieser Kooperation das erste Mal nach Indonesien gekommen?

Ja, es war sogar meine erste Reise nach Südostasien!

Nicolas Fink - Profil © Magnus Skrede
Was waren Ihre Erwartungen? Was verbinden Sie mit Indonesien?

Ich wusste bisher sehr wenig über Indonesien und habe mich erst mal in einem Reiseführer etwas über die Geschichte des Landes informiert. Schnell wurde mir bewusst, wie kulturell vielschichtig dieses Land geprägt ist. Das hat meine Neugierde geweckt!

Wie haben Sie die Chöre hier wahrgenommen?

Ich hatte mir im Vorfeld der Reise schon einige Chöre via YouTube angehört, und schon da habe ich über das hohe Niveau gestaunt. Erst vor Ort wurde mir aber bewusst, mit welcher Hingabe und welchem Können die Menschen in Indonesien singen.

Hatten Sie den Eindruck, dass das Singen in Indonesien eine andere Rolle spielt als in Europa?

Ich glaube, dass in Indonesien die Bereitschaft größer ist, Zeit in den Chorgesang zu investieren. Mehr als eine Probe pro Woche scheint hier kein Hindernis zu sein. Auch ist mir aufgefallen, dass die Gemeinschaft eine große Rolle spielt, oder vielleicht auch gerade bei hohem Qualitätsanspruch. In Europa stelle ich öfters eine Tendenz zu Projektchören fest, wo man zeitlich begrenzt zusammenfindet, weil den Sängern das Niveau und/oder das Repertoire besonders zusagt. Die Gemeinschaft steht dabei nicht wirklich im Vordergrund. Das ist schade, denn erst wenn eine persönliche Beziehung gewachsen ist, kann ein Chor auch wirklich eine klangliche Identität entwickeln. Das ist übrigens auch bei Profichören der Fall.

Wie haben Sie die drei Städte wahrgenommen?

Jakarta ist riesig, chaotisch und wunderbar, es sei denn, man hat es im Verkehr eilig. Medan hat kulinarisch einen bleibenden Eindruck hinterlassen - ich freue auf die nächste Durian! Bandung ist so gesehen die schönste, weil grünste Stadt.

Wie haben Sie das Repertoire ausgewählt?

Naturgemäß steht das deutsche Repertoire im Vordergrund, Brahms ist da die offensichtlichste Wahl. Wir wollten aber mit Schönberg etwas in Südostasien vielleicht unbekannteres vorstellen. Die Qualität der Chöre lässt eine solch kühne Wahl auch durchaus zu. Natürlich werden auch indonesische Werke zu hören sein.

Welche Momente haben Sie in Ihrer Arbeit hier in Indonesien besonders berührt und begeistert?

Vieles in Indonesien läuft ganz anders als in Europa, unsere Kulturen sind doch sehr verschieden. Gerade deshalb war ich sehr berührt davon, wie vieles uns verbindet, welches tiefe Verständnis für einander sich einstellt, wenn wir gemeinsam Musik machen. Es stimmt mich sehr hoffnungsvoll, es selbst einmal erleben zu haben, dass die Sprache der Musik tatsächlich universell ist.


Dieses Interview erschien zuerst auf der Webseite der Deutschen Saison/Nicolas Fink