Film
Eindrücke vom Talents Campus: Problemlöser bis Produzenten

Talent Campus Gempar dan Wigoyo
© Goethe-Institut Indonesien/Veronika Kusumaryati

Ein Restaurant mit deutscher Küche am Potsdamer Platz. Hier unterhalte ich mich mit zwei Filmleuten aus Indonesien über ihre Erfahrungen auf dem Berlinale Talent Campus. Batara Gempar arbeitet als Kameramann und Suryo Wiyogo ist Produzent und Filmverleiher.

Der Kameramensch ist ein Problemlöser

Ich kenne Batara Gempar seit 2006. Wir haben zusammen am Kunst-Institut Jakarta studiert. Während sein Hauptfach Kinematographie war, hatte ich Filmstudien belegt. Als ich damit begann, Kurzfilme zu kuratieren, arbeitete Batara bereits mit verschiedenen Regisseuren zusammen. „Meine Arbeit in der Filmindustrie begann damit, dass ich mich dem Filmteam um den Regisseur Garin Nugroho für die Produktion Opera Jawa anschloss,” erklärt Batara. Seit dieser Zeit hat er sich einen Namen als einer der talentiertesten jungen Kameraleute/DOP (director of photography) gemacht.

„Hier in Berlin sehe ich, wie sehr das Kino geschätzt wird. Selbst der Beruf des DOP bekommt Aufmerksamkeit. In Indonesien bedeutet ein DOP kaum etwas. Die Leute betrachten ihn lediglich als arroganten Schnösel. Aber hier, wie soll ich sagen, schätzt man uns und unsere Arbeit sehr.”

Auf meine Frage, womit er sich auf der Berlinale vor allem beschäftigt, antwortet Batara: „Ich habe hier die Chance, DOPs zu treffen, deren Arbeit auf der ganzen Welt anerkannt ist. It amazed me. Die Berlinale macht das möglich. Ich habe außerdem die Gelegenheit zum Netzwerken. Wie machen wir das als DOPs? Für bedeutet Netzwerken Gespräche zu führen. Man trifft interessante Leute, die man später vielleicht für eine Zusammenarbeit ansprechen kann. Ich habe auch an Veranstaltungen zu Technik-Themen teilgenommen. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt der Berlinale Talents auf der Pre-Visualisierung. Ich habe besonders viel in der Session 'The Survival Guide to Digital Workflows' mit dem Regisseur Roy Andersson gelernt. Er selbst, sein Kameramann Gergely Pálos und sein Lichtbestimmer Dirk Meier diskutierten Anderssons Film A Pigeon Sat on A Branch Reflecting on Existence.” Batara erklärt weiter: „Als Kameramann musst du Problemlöser sein. Das habe ich gelernt. Für einen Kameramann und für einen Filmemacher ist das Drehbuch ein Problem. Und unsere Aufgabe ist, es zu lösen.
 

Filmfestivals als Geschäftswelt und als Schule

Für mich waren nicht die Workshops das Interessanteste im Programm Berlinale Talents, sondern vielmehr die Gelegenheit, ein Netzwerk mit vielen Leuten aufzubauen,” sagt Suryo Wiyogo. Der Produzent gehört zu den Gründern des Hide Project Films und kommt aus Yogyakarta. Er wiederum trat in die Filmwelt über den Weg des Filmfestivals ein. Bei einem Festival lernte er den Regisseur Ismail Basbeth (Berlinale Talents 2012) kennen, mit dem er später Hide gründete. „Basbeth hat mich gedrängt, mich für die Berlinale Talents zu bewerben.”

Im Gegensatz zu Batara, der am Kunst-Institut Jakarta studierte, waren die meisten Filmemacher in Yogyakarta nicht an einer Filmschule. Sie lernen das Filmhandwerk, in dem sie sich Gruppen von Filmleuten anschließen, sich mit anderen treffen und an Filmfestivals teilnehmen. „Wir schöpfen unser Wissen aus solchen Quellen. Filme zu machen ist die praktische Übung. Wir arbeiten jeden Tag daran, aber andererseits verfügen wir kaum über theoretische Grundlagen. Das finden wir auf Filmfestivals. Basbeth beispielsweise sollte zu diesem Filmfestival gehen, um diese Filmwelt mit eigenen Augen zu sehen,” erklärt Suryo.

Anders als die anderen Produzenten beim Programm Berlinale Talents hat Suryo Wiyogo kein Projekt mitgebracht, das er verkaufen will. Er konzentriert sich vielmehr auf Gespräche und Treffen mit Filmleuten und schöpft daraus Energie. „Am ersten und zweiten Tag habe ich noch nichts von dieser Energie gespürt. Aber am dritten Tag konnte ich mich darauf einlassen.” Für Suryo ist die Intensität der Begegnungen und der persönliche Austausch sehr wichtig. Während des Filmfestivals habe ich ihn an verschiedenen Orten getroffen, etwa auf dem European Film Market oder in Gesprächen mit Filmverleihern, Produzenten oder Vertretern von Filmförderungseinrichtungen vertieft.

„Unsere Workshops zum Thema Filmverleih waren für uns weniger hilfreich, da in Indonesien nur ein einziges Kino-Netzwerk existiert. Wir haben keinen Markt für Kunstfilme. Die Filmindustrie hier unterscheidet sich sehr von dem in Indonesien.” Trotz dieser Tatsache nimmt er mit seiner Teilnahme an der Berlinale und mit dem Branchenkatalog eine Menge mit. „Nach meiner Erfahrung auf diesem Festival oder auch früheren Festivals weiß ich inzwischen, wie man diesen Branchenkatalog nutzen kann.” Zur Zeit bereitet Suryo nicht nur ein neues Projekt für das Hide Project Films vor (eine Koproduktion zwischen Indonesien und Japan), sondern beginnt auch mit der Arbeit an kommerziellen Filmproduktionen. Viel Erfolg, Suryo!
 

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