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18:00 Uhr
Mit Arendt denken
Vorlesung und Diskussion|Was bedeutet es zu denken? Wo sind wir, wenn wir denken? Kann der Akt des Denkens selbst zu einem Zustand werden, der uns davon abhält, Böses zu tun—oder uns sogar dazu bewegen, dagegen anzukämpfen?
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Shoemaker Studios, Jakarta Pusat
- Sprache Indonesisch
- Preis Freier Eintritt | Mit Registrierung
Arendt begann The Life of the Mind aus ihrem Erstaunen über die erschreckende Gedankenlosigkeit eines Mannes heraus, der schwere Verbrechen begangen hatte. Sie stellte fest, dass der Mann weder boshafte Motive, noch Hass oder eine tiefe ideologische Überzeugung besaß.
Aus dieser Beobachtung heraus wandte Arendt ihre Aufmerksamkeit drei inneren Fähigkeiten des menschlichen Geistes zu: dem Denken, dem Wollen und dem Urteilen. Sie stellte sich die Welt als eine Art Bühne vor, auf der Handelnde agieren und Zuschauer beobachten. Der Handelnde, vom Willen und vom Tun angetrieben, bringt Neues und Unvorhersehbares hervor. Doch der Wille, so Arendt, kann auch der Keim von Tyrannei werden. Nur der Zuschauer—durch das Denken und das Einnehmen vielfältiger Perspektiven—kann Bedeutung erfassen.
Zwischen beiden steht der Richter: der Mensch, der fähig ist, sowohl zu beobachten als auch zu urteilen und Verantwortung zu übernehmen, nicht nur als Denkender, sondern auch als Handelnder. Leider verstarb Arendt, bevor sie diesen letzten Teil ihres Werkes vollenden konnte. Doch aus ihren Vorlesungen und Notizen geht hervor, dass die Figur des Richters die moralische Brücke verkörpert—zwischen der Freiheit des Wollens und der Realität, die dem Denken Bedeutung verleiht.
In einer Zeit, in der vor allem Ergebnisse und messbare Leistungen erwartet werden, lädt Arendts letztes Werk uns dazu ein, innezuhalten und zu denken. Denken, so betont sie, dient nicht dazu, Resultate zu produzieren oder etwas zu beweisen. Das Denken ist eine Sinnsuche und ihr Nebenprodukt ist die leise Stimme des Gewissens. Wenn moralischer Verfall um sich greift, hält das Denken den Menschen wachsam, bereit, nach seinem eigenen Gewissen zu urteilen, statt der Masse zu folgen.
Gerade deshalb wird das Denken—eine so stille und unscheinbare Tätigkeit—zutiefst politisch, wenn es sich in Menschen zeigt, die sich weigern, mit korrupten Regimen zu kooperieren, die sich der Verschleierung von Wahrheit widersetzen und Grausamkeiten nicht vertuschen wollen. Umgekehrt kann die Abwesenheit des Denkens unsägliches Unheil hervorbringen, verübt von Menschen, die in ihrer Gehorsamkeit aufgehört haben zu denken.
Biografie
Karlina Supelli
absolvierte das Doktorandenprogramm des University College London und der Universitas Indonesia in den Bereichen Astronomie und Philosophie. Sie ist Philosophin und eine der ersten weiblichen Astronominnen in Indonesien. Ihr Interesse gilt der Wissenschaft, insbesondere der Physik, Mathematik und Metaphysik. Außerdem beschäftigt sie sich mit humanitären und frauenpolitischen Themen. Derzeit ist Karlina Supelli ständige Dozentin im Graduiertenprogramm an der Driyarkara School of Philosophy (STF).
Joan Rumengan
ist Journalistin und Buchredakteurin mit Sitz in Jakarta. Ihre Arbeiten sind unter anderem auf Tirto.id und Project Multatuli erschienen. Derzeit ist sie als aktive Mitarbeiterin für Deutsche Welle Indonesia tätig.
Ort
Gedung CCM Lantai 10
Jl. Cikini Raya No. 95, Menteng
Jakarta Pusat
Indonesien