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Locomoctavia Audiolibri
Hörbücher für alle Generationen

Locomoctavia Audiolibri
Hörbücher, die bei Locomoctavia Audiolibri erschienen sind. | © Locomoctavia Audiolibri

Tanja und Daniele Fior, die in Berlin leben, haben 2013 den Hörbuchverlag Locomoctavia Audiolibri als italienisch-deutscher Familienbetrieb gegründet. Sie produzieren Hörerlebnisse für alle Generationen: Jede Ausgabe ist ein kleines Kunstwerk, aufwendig in allen Details kuratiert. Mit uns haben sie über zukünftige Projekte gesprochen und über das, was ein gutes Hörbuch ausmacht

Seit wann gibt es den Hörbuchverlag Locomoctavia Audiolibri und wie kam es zur Gründung?
 
Unsere Kinder lieben Hörbücher und als sie klein waren, fanden wir eine riesige Auswahl auf Deutsch, aber leider nicht so viele auf Italienisch. Da sie zweisprachig sind, wünschten wir uns für sie Geschichten zum Anhören in beiden Sprachen. Deshalb begannen wir zunächst einmal, italienische Vintage-Schallplatten aus der reichen Produktion der 60er und 70er Jahre zu sammeln. Daniele hatte an der Schauspielschule in Rom mit dem Synchronregisseur Mario Maldesi (er hat u.a. die berühmte italienische Synchronisation von Frankenstein Junior geleitet, aber auch die aller Kubrick-Filme, Visconti, Star Wars...) gearbeitet und bereits als Sprecher Erfahrung gesammelt. So hat er irgendwann begonnen, Geschichten selbst aufzunehmen, zunächst nur für uns. Dann haben wir aber relativ schnell 2013 die Märchensammlung Andersen Fiabe digital veröffentlicht. Dann kam die erste CD, Pinocchio von Carlo Collodi, mit der Musik von Francesco Catalucci, danach Alice mit dem Orchester Guappecarto, heraus – so hat alles angefangen.
 
Wieso sind Hörbücher eurer Meinung nach für Kinder aber auch für Erwachsene wichtig und was zeichnet eurer Meinung nach ein gutes Hörbuch aus?
 
Die Gründer des Hörbuchverlags Locomoctavia Audiolibri Daniele und Tanja Fior Die Gründer des Hörbuchverlags Locomoctavia Audiolibri Daniele und Tanja Fior | Foto: © Guido Castagnoli Wir lesen gerne gemeinsam und lassen uns auch gerne vorlesen. Gute Hörbücher öffnen eine ganz eigene Welt. Die Stimme, der ich zuhöre, wird dabei im Idealfall zu der Stimme, die man beim stillen Lesen innerlich hört. Es ist ein schönes Erlebnis, als ob sich die eigene innere Wahrnehmung beim Lesen im Raum erweitere. Der Sprecher muss sich dabei in den Dienst des Buches stellen, zu dem Mittel werden, durch das sich der Text öffnet. Jeder Roman hat seinen ganz eigenen Rhythmus, seinen Ton, seine Räume. Wenn man diese Räume mit Respekt betritt, wenn man in einer gewissen Weise den tieferen Sinn einer Erzählung respektiert, den dem Buch eigenen Rhythmus nicht gleich versucht vorwegzunehmen, sondern in gewisser Weise die Geduld hat, ihn zu entdecken, dann kann man den Ton der Geschichte treffen, dann wird die Stimme des Schauspielers die Stimme des Buches selbst. Das ist etwas ganz Besonderes. Wenn es sozusagen das Buch selbst ist, das spricht, dann haben wir ein gutes Hörbuch.
 
Hörbücher sind in Deutschland sehr beliebt aber in Italien hört man weniger Hörbücher. Wie kommt das? Hängt das auch mit dem Buchmarkt an sich zusammen?
 
Bis in die 80er Jahre hinein, gab es in Italien eigentlich eine sehr rege Hörspiel- und Hörbuchproduktion. Danach ist es abgeebbt. Vielleicht war es das Fernsehen, aber das gibt es in Deutschland ja auch. Viele Italiener sind ausgesprochene Radiohörer und haben ganz wunderbare Radiosender und Sendungen wie z.B. Ad alta voce oder Hollywood Party bei Rai Radio 3, letztere mit der genialen Intuition, einen Auszug aus einem Film als reine Ton-Szene auszustrahlen: was für eine starke Vorstellungskraft dadurch als ein reines Hörerlebnis ausgelöst wird!
 
Ihr habt schon länger euren Lebensmittelpunkt in Berlin aber eure Produktionen sind für ein ital. Publikum. Wie funktioniert das? Ist Berlin als Stadt um kreativ tätig zu sein, besser geeignet? Und was hat euch eigentlich nach Berlin verschlagen?
 
Wir erleben es als eine ständige gegenseitige Kontamination, bei der wir manchmal gar nicht mehr so genau wissen, was jetzt genau woher kommt. Jede Kultur bietet unterschiedliche Möglichkeiten und Widerstände. Daniele hat seine Wurzeln in Italien, ich, Tanja,  in Deutschland, beide haben wir an der Accademia Nazionale d’Arte Drammatica in Rom studiert und viele Jahre in Rom gelebt und gearbeitet, dann sind wir nach Berlin gezogen, haben den engen Kontakt mit Italien aber die ganze Zeit beibehalten, unsere Projekte dort weiterentwickelt und für längere Abschnitte auch immer wieder dort gelebt. Diese Verflechtung zwischen unseren beiden Kulturen bereichert und nährt unsere Arbeit. Oft entsteht dabei natürlich auch eine gewisse Reibung, die durchaus recht anstrengend sein kann, aber eben sehr schöpferisch ist, wenn man lernt, sich in dieser Spannung zu bewegen. Wären wir ausschließlich in Italien geblieben, hätte das so nicht stattfinden können.
 
Wie wählt ihr eure Geschichten und Themen, die ihr als Hörbuch machen wollt, aus?
 
Im Grunde wählen wir immer Bücher aus, die uns besonders berührt oder begeistert haben. Der rote Faden ist dabei, dass sie aus einer kraftvollen Perspektive des Kindes erzählt werden: Pinocchio, Gian Burrasca, Alice, Die Konferenz der Tiere. Mit dem Weihnachtsmärchen von Dickens und Moby Dick von Melville ist es dann ein wenig „erwachsener“ bei uns geworden. Das Nachdenken über das eigene Ich, Selbstbeobachtung, Themen wie Zeit und Tod kommen mehr in den Mittelpunkt. Aber im Grunde versuchen wir immer Hörbücher zu produzieren, die für alle Generationen sind, die Menschen unterschiedlichen Alters gemeinsam genießen können.
 
Ihr habt vor einigen Jahren die Hörbuchfassung von Erich Kästners Werk Konferenz der Tiere gemacht. Wie wichtig ist euch dieser Titel. Was verbindet ihr mit ihm?
 
Die Konferenz der Tiere ist eines unserer Herzensbücher, entstanden aus einer Zusammenarbeit zwischen Erich Kästner, Walter Trier und Jella Lepman. Drei ausgesprochene Beschützer der Kindheit schreiben in der gerade gegründeten Jugendbibliothek im zerbombten München 1949 ein pazifistisches Manifest für Kinder. Wir denken, dass darin alles gesagt wird, was Kinder zu diesem Thema wissen müssen.
 
Welches sind eure aktuellen Projekte im Sommer und was bereitet ihr gerade für den Herbst und die kommenden Monate vor? Auf was dürfen wir uns freuen?
 
Ab dem 29. Juli wird im Rahmen des Kinderprogrammes Piccola estate bei Rai Radio Tre Alice nel paese delle meraviglie mit Daniele Fior und Guappecarto ausgestrahlt. Außerdem arbeiten wir gerade erneut an Romanen von Erich Kästner: nächstes Jahr soll ein Doppelalbum herauskommen, auf das wir uns sehr freuen! Für unser 10-jähriges Bestehen haben wir Andersen Fiabe, unser erstes Hörbuch, das bisher nur digital erschienen war, als LP eingespielt – als kleine Hommage an die Anfänge und unsere geliebte Plattensammlung.

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