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Ein etwas kitschiger Liebesroman
Ein Buch wie eine Melodie

Takis Würger auf der Lit.Cologne 2025
Takis Würger auf der Lit.Cologne 2025 | © picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Takis Würger hat mit seinem neuen Roman ein modernes Märchen geschrieben. Von der ein oder anderen Prise Kitsch sollte man sich nicht abschrecken lassen.

Von Swantje Schütz

Über rund drei Jahrzehnte erstreckt sich die Liebesgeschichte von Hannes und Polina. Hannes ist ein Junge mit einer großen musikalischen Begabung und einer ebenso großen Liebe zu Polina, für die er leider nur so etwas wie ein Bruder zu sein scheint. Die beiden kennen sich seit ihrem ersten Lebenstag, als sie im Krankenhaus von ihren alleinerziehenden Müttern wie Zwillinge in ein Bett gelegt wurden. Von da an wuchsen sie gemeinsam in einer alten Villa im Moor auf, zusammen mit dem ebenso alten Kauz Hildebrand.

(K)eine Liebe in Hamburg

Das musikalische Talent des kleinen, nicht sonderlich attraktiven Romanhelden wird in seinen jungen Jahren für eine längere Zeit auf Eis gelegt. Ein trauriges Ereignis führte dazu, dass „sein Leben in dem Moment den Takt verloren hatte“.

Nachdem sich Hannes und Polina aus den Augen verloren hatten, wird er trotz seiner schmächtigen Statur Klavierträger in Hamburg. Dort lernt er über seine Arbeit bei Sebastian Blau, einem verhinderten Berufsmusiker, nicht nur seinen besten Freund Bosch kennen, sondern geht auch eine Beziehung mit Leonie ein, die er aber nie lieben wird.

Leseempfehlung: ja!

Meine Empfehlung: Vorher nicht den Klappentext lesen! Das hat sich bei diesem Buch für mich als eine gute Entscheidung herausgestellt.

Für Polina ist ein erstaunliches Buch: Man liest es gerne, obwohl es an vielen Stellen so dick aufträgt, dass man sich vor Augen halten sollte, ein modernes Märchen vor sich zu haben. Ein Märchen, das handwerklich überzeugt und wahrscheinlich eher Frauen als Männer anspricht. Das soll nicht heißen, dass Männer es nicht lesen sollten, denn allein der Ausflug in die wundersame Sprachwelt von Takis Würger, sein märchenhafter Ton und seine ungewöhnlichen Assoziationen sind es allemal wert.
Als der Jeep durch die Nacht nach Norden Richtung Moor fuhr, waren sie beide auf eine bisher unbekannte und das Herz zum Jucken bringende Art glücklich.
Dieser Satz könnte ebenso gut in einem Groschenroman vorkommen, wäre dort aber längst nicht so gut. Wer eine kleine romantische Ader hat, wird dieses Buch höchstens ein klein wenig kitschig finden.

Würger: Für Polina (Buchcover) © Diogenes

Ein Zufluchtsort für die Seele

Dass man das Buch gerne liest, mag auch daran liegen, dass es einen Zufluchtsort bietet, an dem zwar nicht nur Schönes passiert, aber trotzdem alles gut ist. Eine Freundin formulierte es so: „Das Buch ist ein Gewinn für die Seele“.

Hannes‘ Freunde und Unterstützer, seine große „Familie“, sind so besonders, dass man sie kennenlernen und mit ihnen rohen Rhabarber in braunen Zucker tunken oder in großer Verbundenheit schweigend an der Alster sitzen möchte.
Takis Würger: Für Polina. Roman
Zürich: Diogenes, 2025. 293 S.
ISBN: 978-3-257-07335-5
Diesen Titel finden Sie auch in unserer Onleihe.

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