Thomas Hettche

Thomas Hettche Foto: © Thomas Andenmatten Thomas Hettche, 1964 in dem Dorf Treis am Rand des Vogelsbergs geboren, studierte Germanistik, Philosophie und Filmwissenschaft in Frankfurt am Main und lebt, nach Aufenthalten u.a. in Krakau, Venedig, Rom und Los Angeles, heute als freier Schriftsteller in Berlin und in der Schweiz.

Thomas Hettche debütierte 1989 mit dem Roman Ludwig muß sterben. Es folgte 1992 der Erzählungsband Inkubation und 1995 Nox, ein Roman, der in der Nacht des Mauerfalls in Berlin spielt, alle drei im Suhrkamp-Verlag. 1997 veröffentlichte Hettche Animationen, einen medienhistorischen Essay über Venedig, der von der Goethe-Universität Frankfurt zugleich als Promotion angenommen wurde. Der Fall Arbogast von 2001 hat die Geschichte eines Justizirrtums der Nachkriegszeit zur Grundlage und wurde in über ein Dutzend Sprachen übersetzt. 2003 erschien Stellungen. Vom Anfang und Ende der Pornographie mit Nachdichtungen von Sonetten Pietro Aretinos, alle im DuMont-Verlag. 2006 publizierte Hettche den USA-Roman Woraus wir gemacht sind und im folgenden Jahr Fahrtenbuch 1993-2007, eine Auswahl seiner Essays, Feuilletons und Reportagen, wie die folgenden und Neuauflagen der älteren Titel im Verlag Kiepenheuer & Witsch. 2010 veröffentlichte er den Roman Die Liebe der Väter, der in den Raunächten auf Sylt spielt und die Nöte eines Vaters und seiner halbwüchsigen Tochter zum Thema hat, 2012 den Essayband Totenberg, eine intellektuelle Autobiographie in zehn Gesprächen, und 2014 den Roman Pfaueninsel, der von dem kleinwüchsigen Schloßfräulein Maria Dorothea Strakon erzählt, die von 1810 bis 1880 auf der Pfaueninsel in der Havel vor den Toren Berlins lebte.

Thomas Hettche schreibt seit den 90er Jahren Essays und Reportagen vor allem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Neue Zürcher Zeitung, 1999 gab er für ein Jahr die Online-Anthologie NULL heraus, eines der ersten deutschsprachigen Literaturprojekte im Internet, 1995-1999 war er Juror des Ingeborg-Bachmann-Preises in Klagenfurt, hatte 2003 die Poetik-Dozentur der Mainer Akademie der Wissenschaften inne, war im selben Jahr Artist in Residence des Collegium Helveticums der ETH Zürich, von 2002-2015 Projektleiter und Juryvorsitzender des Spycher: Literaturpreises Leuk von 2005-2015 Herausgeber der Edition Spycher im Dörlemann-Verlag in Zürich und 2016 Fellow des Kulturwissenschaftlichen Kollegs Konstanz.

Thomas Hettche wurde u.a. mit dem Rauriser Literaturpreis und dem Robert-Walser-Preis 1990 ausgezeichnet, dem Ernst-Robert-Curtius-Förderpreis für Essayistik 1994, dem Rom-Preis der Villa Massimo 1996, dem Spycher: Literaturpreis Leuk 2001, dem Premio Grinzane Cavour 2005, er stand 2010 auf der Long-List, 2006 und 2014 auf der Short-List zum Deutschen Buchpreis, erhielt den Düsseldorfer Literaturpreis 2013, den Wilhelm-Raabe-Preis und den Bayerischen Buchpreis 2014, den Solothurner Literaturpreis 2015 und den Wolfgang-Koeppen-Preis der Hansestadt Greifswald 2016.
Thomas Hettche ist Mitglied des PEN und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.