Atlantic

Regie: Jan-Willem van Ewijk
NL/B/D/MA 2014, 94'
Mit: Fettah Lamara, Thekla Reuten, Mohamed Majd

Atlantic. © Fortissimo Fettah ist ein Träumer. Jahrelang hat er die europäischen Surfer kommen und gehen sehen. Jeden Sommer, wenn der Wind aus dem Norden wieder anfängt zu blasen, pilgern die Surfer zu seinem winzigen Fischerort an der marokkanischen Atlantikküste, wo ein Steinriff die Voraussetzungen für die perfekten Wellen schafft. Fettah freundet sich mit den Surftouristen an und übernimmt ebenso schnell deren liberale Weltanschauung und freie Art zu reden.

Aber nicht nur das, auch das Surfen hat er sich dank ihres zurückgelassenen Equipments zu Eigen gemacht und ist über die Jahre selbst ein herausragender Wellenreiter geworden. Doch jedes Jahr, wenn seine Freunde wieder abfahren, wünscht er sich während der einsamen, langen Winter, ein Leben in der Ferne. Aber er steckt fest. Sein Vater ist über die Jahre immer abhängiger von ihm geworden, aber auch sonst würde das Geld fehlen um nach Europa emigrieren zu können, deshalb behält er seine Träume für sich.

Einen Sommer bringt sein holländischer Freund Jan seine Freundin Alexandra mit zu Ihm nach Hause. Sie wohnen bei Fettah und seinem Vater. Fettah fühlt sich gleich durch ihre mysteriöse und introvertierte Art angezogen und auch sie genießt offensichtlich seine Gesellschaft. Sie erinnert ihn sehr an seine Mutter, die damals ertrank als er noch ein Kind war. Er verliebt sich in sie, doch er weiß, dass sie für ihn unerreichbar ist und bald zurück nach Europa gehen wird.

Als er am Ende des Sommers, das Auto langsam in der Ferne verschwinden sieht, bricht etwas in ihm zusammen. Wochenlang wandert er ziellos durch die leeren Straßen seines Fischerdorfs. Nichts kann ihn mehr aufheitern: die Großzügigkeit seines Vaters, die Witze seines besten Freundes, die geduldige Liebe seiner Cousine, nicht einmal die bedingungslose Bewunderung seines größten Fans Wisal, stattdessen fühlt er sich dadurch umso mehr gefangen.Schlussendlich gibt der Verlust Fettah die Kraft, sich loszureißen. Seine Verzweiflung treibt ihn dazu seinen abenteuerlichen Plan in die Tat umzusetzen.

Als die herbstlichen Südwinde kommen, packt er seinen Rucksack, nimmt sein Surfbrett und begibt sich auf eine epische Reise entlang der Atlantikküste in Richtung Europa. Der Wind trägt ihn nach Norden, vorbei an Casablanca und raus aufs wilde und erbarmungslose, offene Meer, die Mutter allen Lebens aber auch der Spiegel hinter dem seine eigene Mutter verschwunden ist, der Spiegel in dem langsam auch Alexandras Antlitz verschwindet, der Spiegel in dem er sich jetzt selber besser sieht. Fern vom Festland, allein und orientierungslos realisiert Fettah schnell, dass es kein Glück gibt, das keine Opfer verlangt.