B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin

B-Movie: Lust & Sound in West Berlin Foto: © DEF Media GMBH Weitere Protagonisten in jener Epoche zwischen Postmoderne, No-Future und Genialen Dilletanten (die Inkorrektheit in der Schreibweise muss so sein!) waren – mal in Hauptrollen mal als Supporting Actors - der ernste Nick Cave, der an der Wand seines Zimmers in einer Berliner Wohnung „deutsche Gothik“ sammelt, die coole Gudrun Gut (Malaria), die vor dem Szene-Hotspot Dschungel steht und Clubs aufzählt, in die man nach zwei Uhr Nachts noch gehen kann (wenn nicht gar muss). Die tödliche Doris, die mitten im Brachland des West-Teils vom Potsdamer Platz singt. Und zwischen Mauer und Brandmauern, Alt- und Neubauten ebenfalls dabei: der wahre Heino, Christiane F., Nena, die Toten Hosen, Martin Kippenberger und die Ärzte. Auch Tilda Swinton oder Keith Haring. Und Westbam, der ein bisschen zu spät gekommen ist und damals noch ein rechter Grünschnabel war, bevor er zu einem der Paten der Love-Parade wurde.

Der britische Musiker, Labelmacher und Militärfetischist Mark Reeder aus Manchester, dessen Begeisterung für elektronische Musik (Tangerine Dream) ihn Ende der Siebzigerjahre nach Berlin verschlagen hat, wo anscheinend – und zum Glück! – alles mitgefilmt wurde, was er dann erlebte. Mark Reeder ist Host und Moderator jener Zeitreise ins untergangene Westberlin am Ende der Kalten Kriegs. B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin (1979 – 1989) ist weniger Dokumentation, als raffiniert aus dokumentarischem Material kompilierte Erzählung, die von Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck und Heiko Lange kongenial zusammengetragen und zu einem neuen Ganzen komponiert wurde. Eine hochgradig subjektive Liebeserklärung und zugleich eine erstaunlich materialreiche kartografische Unternehmung. Ein herzliches Wiedersehen mit sich selbst für alle, die dabei waren. Und geradezu bewusstseinserweiternd für all die Zugezogenen, die behaupten, sie wüssten, wo der Bär steppt, oder gar, er habe sowieso erst 1990 angefangen zu steppen.

Ralph Eue, 02.07.2015
 

Jörg A. Hoppe

Deutscher TV-Produzent, Manager, Musikverleger und Musikjournalist. Gemeinsam mit Christoph Heinrich Post gründete er 1991 die Film- und TV-Produktions GmbH Me, Myself & Eye (MME) und 2010 die DEF Media GmbH; 1993 gründete er den Musikkanal Viva TV, deren Gesellschafter er bis 1994 war. Bis 1986 war er auch Manager und Musikverleger u.a. von Extrabreit und Westbam. 1988 produzierte er für das Goethe-Institut den Film Gefühl und Härte – Zur Geschichte der deutschen Rockmusik. Hoppe entwickelte und produzierte zahlreiche ausgezeichnete TV-Formate, Shows, Dokusoaps, Dokumentationen und Magazine für das deutsche Fernsehen.

Klaus Maeck

Deutscher Filmproduzent und Filmemacher, Musikverleger und Schriftsteller. Er lebt und arbeitet in Hamburg. Dort führte er von 1979 bis 1983 auch den ersten lokalen Punk-Plattenladen Rip Off. Anfang der 1980er beschäftigt er sich mit Super 8-Filmen. Der gemeinsam mit Muscha, Trini Trimpop und Volker Schäfer produzierte Langfilm Decoder (1984) avancierte zum Kultfilm weit über die Grenzen der Punkszene hinaus. Danach war Maeck Mitbegründer und langjähriger Geschäftsführer des Independent-Musikverlages Freibank Music Publishing. Dort betreute er als Manager und Berater u. a. die Einstürzenden Neubauten. 2004 war er Mitgründer und danach langjähriger Geschäftsführer der Hamburger Filmproduktionsfirma Corazón International.

Heiko Lange

Er arbeitete nach seinem Sportstudium als Regisseur, Autor und Produzent. 2011 war er Mitgründer der Produktionsfirma scenes from. Sein Dokumentarfilm The Noise of Cairo (2011) wurde auf mehreren internationalen Festivals ausgezeichnet.

Miriam Dehne

Drehbuchautorin und Regisseurin. Sie studierte Design an der UdK Berlin und dreht seither Kurz- und Dokumentarfilme. Stadt als Beute, ihr erster abendfüllender Kinospielfilm, hatte 2005 auf der Berlinale Premiere. Neben Ihrer Arbeit fürs Kino entwickelte Miriam Dehne als Autorin und Regisseurin das erste deutsche Web Fiction-Format. Dafür erhielt sie 2008 den ITPV Award. Ihr Film Little Paris hatte 2009 seine internationale Premiere auf dem 11th Shanghai International Film Festival.

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