Der junge Karl Marx

Der junge Karl Marx © Kris Dewitte, Neue Visionen Filmverleih In einem Alptraum sieht der junge Karl Marx arme Leute, die in einem Wald Totholz sammeln und wegen Diebstahls brutal bestraft werden. In der „Rheinischen Zeitung” publiziert er 1843 einen radikal gesellschaftskritischen Artikel; die Zeitung wird verboten. Marx geht mit seiner Frau Jenny nach Paris ins Exil. In Manchester versucht der junge Friedrich Engels nicht nur, seinen Vater zu besänftigen, der den Widerstand ausgebeuteter Arbeiter in seiner Baumwollspinnerei hart bestraft – er verliebt sich in Mary Burns, die Anführerin der Proteste.

In Paris hört Marx eine revolutionäre Rede des Soziologen Pierre Proudhon. „Eigentum ist Sklaverei”, erklärt Proudhon. Marx stellt ihm kritische Fragen – er hat seine eigenen Ideen. Der anarchistische Revolutionär Bakunin spricht ihn an. Wenig später lernt Karl Marx Friedrich Engels kennen, dem er wegen seiner reichen Herkunft zunächst mit Skepsis begegnet. Doch die beiden schätzen sich gegenseitig, wegen ihrer Schriften, und werden Freunde. Das reicht nicht selten bis zum gemeinsamen Besäufnis.

In Faubourg Saint-Antoine erklärt Marx den Arbeitern, Freiheit gäbe es nur für die Reichen. Er und Engels treffen Wilhelm Weitling, der für den „Bund der Gerechten” kämpft; die beiden Freunde haben gewisse Vorbehalte gegen den frühen Sozialisten christlicher Prägung. Als Marx einen Artikel über den Anschlag auf den preußischen König publiziert, wird er des Landes verwiesen und geht nach Belgien, wo er mit Frau und Kind in bitterer Armut lebt. Engels kehrt nach England zurück und arbeitet – gegen seine Überzeugungen – als Prokurist in der Fabrik seines Vaters. Aber so hat er die Möglichkeit, Marx finanziell zu unterstützen. Bei einer Versammlung in Brüssel im März 1846 fordert Marx theoretische Grundlagen für die Arbeiterbewegung, während Weitling für „hunderttausend bewaffnete Proletarier” plädiert. Als im November 1847 der „Bund der Gerechten” in London tagt, will auch Engels den Kampf, Marx fordert die „totale Revolution”. Die Organisation gibt sich einen neuen Namen: „Bund der Kommunisten”.

Marx, Engels und ihre Frauen treffen sich im belgischen Ostende. Engels fordert ihn auf, ein Manifest zu schreiben; ausruhen könne er hinterher. Er macht sich an die Arbeit. İm Abspann: „Die Revolution von 1848 bricht einen Monat später aus. Sie mobilisiert alle Klassen und bringt die alten Herrschaftsformen zum Einsturz. Aus diesen Ruinen entsteht die internationale Arbeiterbewegung...“

„Wir wollten so nah wie nur möglich an einer realen Geschichte lebendiger Figuren und im Zeitgeist ihrer Epoche bleiben. Deshalb haben wir vor allem auf direkte Quellen aus der Zeit, insbesondere auf die Briefe, Bezug genommen und nicht auf die Interpretationen verschiedener späterer Chronisten, die sich oft gegenseitig kopiert und dabei hin und wieder geirrt haben. Jeder ist frei, die Geschichte, die auf jene Episode folgte, für sich zu beurteilen. Aber sie beginnt schon lange vor den dreißiger Jahren des vorletzten Jahrhunderts, als Karl Marx und Friedrich Engels begannen, die Welt zu verändern. Und hier setzt der Film an: bei der Jugend und bei der Revolution des Denkens.” (Raoul Peck)

Hans Günther Pflaum, 14.09.2017