Scherbenpark
Die beste aller Welten?

Scherbenpark © Eyeworks Film

Regie: Bettina Blümner
Deutschland 2013, 94 Min.
Mit: Jasna Fritzi Bauer, Ulrich Noethen, Max Hegewald
 

Im Scherbenpark – das ist die scherbenbedeckte Mitte einer recht deprimierenden, hässlichen Hochhaussiedlung irgendwo am Rande einer deutschen Großstadt – bläst der Wind rauer als anderswo, und wenn’s regnet dringt die Nässe auch schneller als anderswo durch bis auf die Haut. Sensibilität gilt als schräge Macke, und nur wer eine große Klappe hat, kommt halbwegs durch. Sascha hat zwar eine große Klappe, sie ist furchtlos und außerdem verdammt schlau, aber sie kämpft auch mit einem massiven Trauma, denn ihre Mutter ist ermordet worden.

Sascha weiß genau, wer der Schuldige ist, blieb es ihr doch nicht erspart, mit eigenen Augen anzusehen, wie ihr Stiefvater Vadim E. die Pistole auf die Mutter richtete und das Magazin leer schoss. Dass Vadim E. im Gefängnis sitzt, kann Sascha nicht trösten. Wenn sie alleine ist, wünscht sie ihm Pest und Cholera an den Hals, und wenn es noch Schlimmeres gibt, gern auch das. Als sie eines Tages in der Lokalzeitung einen Artikel liest, der ihren Stiefvater als geläuterten, reumütigen Sünder darstellt, hat sie die Faxen gestrichen dicke.

Der Chefredakteur des Blatts Volker Trebur (Ulrich Noethen) bekommt Saschas geballte Wut zu spüren. Es besteht jedoch kein Zweifel, dass ihm die Sache ehrlich leid tut. Er bietet Sascha an, dass sie ihn jederzeit anrufen kann, wenn sie nicht mehr weiter weiß – ein Versprechen, von dem man annimmt, dass es sowieso nie eingelöst wird. Jedoch in Saschas Leben gibt es diese Momente, nicht mehr weiter zu wissen eigentlich täglich. Sie nimmt also Trebur beim Wort und landet Hals über Kopf in einem komplett gegensätzlichen Milieu.

In der bildungsbürgerlichen Welt des Redakteurs gelten völlig andere Regeln als im Scherbenpark und Sascha könnte sich problemlos in diesem komfortablen Fluchtnest einrichten, aber Flucht ist nun gar nicht Saschas Ding.

Irgendwann entscheidet Sascha, dass sie ihr Leben nicht als Spagat gestalten kann, sondern dass sie auf das, was ihr Leben vielleicht einmal sein wird nur eigenständig zusteuern kann, und sei es über Umwege - doch wie sagt man so schön: Umwege erhöhen die Ortskenntnis.

Ralph Eue

Kritiken und Empfehlungen:

„(…) Was diesen Film so besonders macht, ist die facettenreiche Inszenierung, pendelnd zwischen radikaler Gewalt und Gefühllosigkeit, klugem Humor und einfachen und doch zutreffenden Lebensweisheiten. Jasna Fritzi Bauer spielt ihre Sascha mit einer Wucht, Kraft und einer solchen Nuancenvielfalt, dass man als Zuschauer sofort in ihren Bann gezogen wird. Diese junge Schauspielerin überwältigt und fesselt, jeder Blick sitzt, jede Intonierung ist stimmig. Die gesamte Inszenierung ist ebenfalls beeindruckend, vielfältig, stets überraschend und fesselnd. Selten war deutsches Kino so kraftvoll und abwechslungsreich.“
(Aus der Begründung der Jury zur Verleihung des Prädikats „Besonders wertvoll“)

„Entwaffnende Direktheit, unverblümte Sprache und pointierte Dialoge“.
(Abendzeitung, München)

„Jasna Fritzi Bauer überzeugt in Scherbenpark als wütende 17-Jährige, die zwischen Hochhaustristesse und Vorstadtidyll pendelt“.
(Missy Magazine)