Wild

Wild Foto: © Christian Hüller - Heimatfilm Regie: Nicolette Krebitz, Deutschland, 2014/15, 97 Min.
Mit Lilith Stangenberg, Georg Friedrich, Silke Bodenbender, Saskia Rosendahl, Pit Bukowski, Hermann Beyer


Alles fängt an mit einer seltsamen Begegnung: Mitten im Park steht sie einem Wolf gegenüber. Sie sehen sich direkt in die Augen – und es kommt ihr so vor, als wäre ihr bisheriges Leben ein Witz. Der Moment lässt sie nicht mehr los, genau wie der Gedanke den Wolf wieder zu finden und nie mehr gehen zu lassen. Ania fühlt sich zu diesem Wolf hingezogen. Sie möchte ihn fangen, doch will sie ihn nicht domestizieren, sondern sie ist es, die sich seiner Wildheit anschließen möchte. Ania wird zur Jägerin, legt Fährten und schafft es den Wolf zu fangen. Sie sperrt ihn in ihrer Hochhauswohnung ein - und löst sämtliche Fesseln ihres bisherigen bürgerlichen Lebens. Sie liefert sich dem wilden Tier aus, lebt mit ihm, zieht mit ihm herum, später fort.

Das immer wieder Erstaunliche am Verlauf dieser Geschichte, das Ausbleiben von allem Ostentativen. Kein großer Ausbruch, kein klarer Schlussstrich, kein letztes Gefecht. Alles geschieht aus einer inneren Notwendigkeit heraus und mit einer somnambulen Eleganz. Anias Weg in diesem Film ist eigentlich nicht denkbar, dennoch geht sie ihn mit größter Selbstverständlichkeit. Und das macht die Verwirrung, die Irritation und die Überwältigung aus.

Ralph Eue, 29.09.2016