Filmreihe Filmreihe Alexander Kluge

©Alexander Kluge/Kairos Film ©Alexander Kluge/Kairos Film

Fr, 11.08.2017 –
So, 20.08.2017

Kobe Planet Film Archive

Geschichte als Collage
Das Medium Film und das Land Deutschland im fragmentarischen Filmstil

Alexander Kluge war eine zentrale Persönlichkeit in der Entwicklung einer neuen Filmkultur im Westdeutschland der Nachkriegszeit. Inspiriert von der Frankfurter Schule unter Adorno erforschte Kluge die Schnittstellen gesellschaftlicher und ästhetischer Theorien in Form von Filmen und literarischen Werken. Sein Regiewerk ist eine Gratwanderung zwischen Emotionalität und Rationalität, zwischen Idealismus und Realismus. Der Intellekt Kluges spielte zusammen mit dem fragmentarischen Stil von Werner Schröter und Hans-Jürgen Syberberg eine entscheidende Rolle für die filmische Avantgarde der deutschen Nachkriegszeit. Durch den Einfluss Kluges beschäftigte sich auch Rainer Werner Fassbinder, welcher vor allem in Hollywood oder in der Nouvelle Vague wirkte, weiterhin mit Themen der deutschen Geschichte. Entdecken Sie mit dieser Retrospektive das künstlerische Werk eines Wegbereiters der heutigen deutschen Filmästhetik.

Filmvorführungen

Abschied von gestern - Fr, 11.08. (13:00 Uhr); Sa, 19.08. (13:30 Uhr)
(Westdeutschland/1966/87min/16mm)
Regie: Alexander Kluge; Kamera: Edgar Reitz, Thomas Mauch; Besetzung: Alexandra Kluge, Hans Korte
©Alexander Kluge/Kairos Film ©Alexander Kluge/Kairos Film Der Film zeigt die tagelange Flucht einer Frau namens Anita von Ost- nach Westdeutschland. Die einzigartige Schnittmethode vermittelt eindrucksvoll den deutschen Alltag der Nachkriegszeit. Der Titel selbst symbolisierte damals die Wiedergeburt des deutschen Filmes.

Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos - Fr, 11.08. (14:50 Uhr)
(Westdeutschland/1968/103min/16mm)
Regie: Alexander Kluge; Kamera: Günther Hörmann, Thomas Mauch; Besetzung: Hannelore Hoger, Kurt Jürgens
©Alexander Kluge/Kairos Film ©Alexander Kluge/Kairos Film Ein Zusammenschnitt von Texten und Bildern um das Drama in einer Zirkusleitung. Der Essayfilm kommentiert die schwierige Suche nach einer gesellschaftlichen Utopie im Kapitalismus mit  sarkastischer Darstellungsweise.




Gelegenheitsarbeit einer Sklavin - So, 13.08. (13:00 Uhr)
danach Vortrag von Tetsuya Shibutani
(Westdeutschland/1973/87min/DVD)
Regie: Alexander Kluge; Kamera: Thomas Mauch; Besetzung: Alexandra Kluge, Sylvia Gartmann
©Alexander Kluge/Kairos Film ©Alexander Kluge/Kairos Film Die Hauptperson sieht sich in ihrer Rolle als Mutter, Alleinverdienende und illegale Abtreibungsärztin mit den gesellschaftlichen Normen konfrontiert. Eine feministische Analyse der Beziehung zwischen Individuum und politischem Handeln, präsentiert mit einer zynischen Kritik.
*erste Filmvorführung in Japan


Der starke Ferdinand - So, 13.08. (15:20 Uhr)
(Westdeutschland/1978/119min/DVD)
Regie: Alexander Kluge; Kamera: Thomas Mauch; Besetzung: Heinz Schuber, Verena Rudolph
©Alexander Kluge/Kairos Film ©Alexander Kluge/Kairos Film Der entlassene Kriminalpolizist Ferdinand geht  mit großem Ehrgeiz seiner neuen Arbeit als Wache in einem Großunternehmen nach. Da sein Streben jedoch außer Kontrolle gerät, entwickelt er ein riskantes Dasein. Eine satirische Komödie.



Deutschland im Herbst - Sa, 12.08. (15:20 Uhr); So, 20.08. (13:30 Uhr)
(Westdeutschland/1978/119min/DVD)
Regie: Alf Brustellin, Hans Peter Cloos, Rainer Werner Fassbinder, Alexander Kluge, Beate MAinka-Jellighaus, Maximiliane Mainka, Edgar Reitz, Katja Rupé, Volker Schlöndorff, Peter Schubert, Bernhard Sinkel
Deutschland im Herbst Deutschland im Herbst Als im Jahr 1977 der Direktor von Mercedes-Benz, Schleyer, von der RAF entführt wird, um die Freilassung ihres Anführers zu erpressen, ist die Ruhe der deutschen Nachkriegszeit endgültig gebrochen. Kluge gestaltete diesen Serienfilm zusammen mit anderen verschiedenen  RegisseurInnen, um die damalige deutsche Gesellschaft aufzurütteln.

Die Patriotin - Sa, 12.08. (13:00 Uhr); So, 20.08 (15:50 Uhr)
(Westdeutschland/1979/123min/16mm)
Regie: Alexander Kluge; Kamera: Thomas Mauch, Günther Hörmann, Jörg Schmidt-Reitwein, Werner Luring; Besetzung: Hannelore Hoger, Dieter Mainka
©Alexander Kluge/Kairos Film ©Alexander Kluge/Kairos Film Die Geschichtslehrerin Gabi begibt sich auf die Suche nach „wahrer“ Geschichte und entsprechendem Unterrichtsmaterial. Diese komische Bildcollage zeigt den Umgang mit Kriegsfilmen, Nachrichten und anderem Bildmaterial in der deutschen Nachkriegszeit.

Die Macht der Gefühle - So, 13. 08 (17:20 Uhr)
(Westdeutschland/1983/115min/16mm)
Regie: Alexander Kluge; Kamera: Thomas Mauch, Werner Luring; Besetzung: Hannelore Hoger, Alexandra Kluge
Die Macht der Gefühle Die Macht der Gefühle “Gefühle” üben schöpferischen, aber auch zerstörerischen Einfluss aus. In der Bildcollage, die sich aus 26 Fragmenten zusammensetzt, stellt Kluge die Oper als „Kraftwerk der Gefühle“ in den Mittelpunkt und kombiniert sie mit aufgezeichneten Bildern, nachgestellten Szenen und geschichtlichen Dokumenten.


Podiumsdiskussion zum Film “Deutschland im Herbst”
Sa, 12.08., 17:40 Uhr bis voraussichtlich 19:00 Uhr
* Teilnahme kostenlos (Zutritt mit Eintrittskarte zum Film)
mit Kazuyuki Hosomi (Experte für deutsche Ideengeschichte)
und Tetsuya Shibutani (Experte für deutsche Filmgeschichte)

Ist eine filmische Bearbeitung des sich zuspitzenden Konfliktes zwischen Terrorismus und Staatsgewalt überhaupt möglich? Die Diskussion erkundet ausschnittartig die Bedeutung einer Verflechtung von Geschichte, Gesellschaft und Medien.

Über Alexander Kluge
Geboren 1932. Aufgewachsen in Zeiten der Luftangriffe des zweiten Weltkrieges, studierte Kluge später Jura, Geschichtswissenschaft und Kirchenmusik. Nach kurzer Tätigkeit als Rechtsanwalt begann er als Schriftsteller zu arbeiten. Vermittelt durch Adorno war er im Rahmen eines Volontariats bei den Filmarbeiten zum Titel „Das indische Grabmal“ des Regisseurs Fritz Lang beteiligt. 1960 führte er erstmals gemeinsam mit Peter Shamoni Regie am Kurzfilm “Brutalität in Stein”. Zwei Jahre später war er Mitverfasser des „Oberhausener Manifestes“. In den folgenden Jahren schuf er unter anderem eine neue Grundlage des deutschen Films, warb um öffentliche Unterstützung von Filmvorstellungen und war an der Gründung von Filmhochschulen beteiligt. Für seinen ersten Film „Abschied von gestern“ (1966) wurde er bei den Filmfestspielen von Venedig mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnet. Eine weitere Auszeichnung mit dem Goldenen Löwen folgte für „Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos“. 1978 wirkte er an dem oben vorgestellten Film „Deutschland im Herbst“ mit. Als Filmtheoretiker veröffentlichte er „Die Utopie Film“ (1964) und „Wort und Film“ (1965, Koautorenschaft). Außerdem konnte er für seinen Roman „Lebensläufe“ den Berliner Kunstpreis entgegennehmen. 1972 entstand sein Hauptwerk im Bereich der Gesellschaftsphilosophie „Öffentlichkeit und Erfahrung“ in Koautorenschaft. Ab 1987 interviewte er gemeinsam mit dem befreundeten Dramatiker Heiner Müller im Rahmen eines Kulturprogrammes im Fernsehen verschiedene Künstler und Kulturschaffende.


 

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