Online-Gesprächsformat Beuys TV | Folge 2 - Beuys und Feminismus

BEUYS TV | TEIL 2 © Goethe-Institut Tokyo

Sa, 19.06.2021

19:00 Uhr

Goethe-Institut Tokyo, Foyer

Moderation: Daisuke Tsuda | Gäste: Emiko Kasahara, Nodoka Odawara, Ursula Reuter Christiansen

„Ich bin doch der Meinung, daß Frauen viel besser in der Lage sind, Kunst zu machen, als Männer. Nur muß man dann eben schon den erweiterten Kunstbegriff haben, nicht den traditionellen, der ja tatsächlich meistens durch die Männer bedient wird." (Joseph Beuys im Interview mit Elfriede Jelinek, 1980)
 
Joseph Beuys‘ Äußerung aus dem Jahr 1980 dokumentiert, dass für ihn Frauen eine zentrale Rolle bei der Verwirklichung seines erweiterten Kunstbegriffs einnehmen sollten. Die Überlieferungen zu Beuys‘ persönlichem Verhältnis zu Frauen hingegen sind widersprüchlich. Während der Künstler „das weibliche Prinzip“ als ein elementares Kraftfeld seiner Arbeit beschrieb und Frauen in seinen Werken immer wieder als heroische und kämpferische Figuren mit Führungsrolle mystifizierte, berichten Menschen aus seinem Umfeld, Beuys sei ein klassischer „Womanizer“ und „Macho“ gewesen.
 
„Beuys und Feminismus“ ist das Thema der zweiten Folge von „Beuys TV“, einem dreiteiligen Online-Talkformat in dem der Journalist Daisuke Tsuda mit japanischen und internationalen Gästen der Aktualität von Joseph Beuys‘ (1921-1986) künstlerischer und politischer Agenda im Jahr 2021 nachgeht. In der aktuellen Folge beleuchtet Tsuda zusammen mit seinen Gästen die Stellung von Frauen in der Kunstwelt zu Beuys Zeiten und heute. Hat die radikale Öffnung des Werkbegriffs und der künstlerischen Lehre, die Beuys unter dem Motto „Jeder Mensch ist ein Künstler“ vorantrieb, auch den Weg geebnet zu einer Ausbalancierung des Geschlechterverhältnisses im professionellen Kunstbetrieb? Wie blicken weibliche Kunstschaffende verschiedener Generationen auf Machtstrukturen in der  Sphäre der Kunst, heute und vor 50 Jahren? Und wie beeinflusst die aktuelle gesellschaftliche Debatte um Geschlechtergerechtigkeit im Zuge von #MeToo und #wakimaenai joseitachi den zeitgenössischen Kunstbetrieb?
 
Ursula Reuter Christiansen, eine der ersten weiblichen Studierenden in der Klasse von Joseph Beuys and der Kunstakademie Düsseldorf berichtet von ihren Erfahrungen mit Beuys als Professor und ihrer Karriere in einem von Männern dominierten Kunstbetrieb. Emiko Kasahara und Nodoka Odawara schildern den Prozess der Gründung einer Gewerkschaft an der Tama Art University als Reaktion auf strukturellen Machtmissbrauch und  ihre Sicht auf die aktuelle Situation im japanischen Kunstbetrieb.
 
Übertragung via:
twitter.com/GI_Tokyo (Japanisch)
https://www.youtube.com/user/goethetokyo (Japanisch)
facebook.com/goethe.institut.tokyo (Deutsch)

Biographien der Gäste
 
Ursula Reuter Christiansen Ursula Reuter Christiansen Ursula Reuter Christiansen studierte zunächst Kunstgeschichte und Literatur-wissenschaft an der Philipps-Universität in Marburg, ehe sie 1965 an die Kunstakademie Düsseldorf wechselte, wo sie in die Bildhauer-Klasse von Joseph Beuys aufgenommen wurde. Vier Jahre später ging sie nach Dänemark und heiratete den Komponisten und Fluxuskünstler Henning Christiansen. 1970 begann Reuter Christiansen, sich auf Filmemachen und Malerei zu konzentrieren, wobei sie Einflüsse der feministischen Kunstbewegung in Dänemark einbezog. Reuter Christiansen war von 1992 bis 1997 Professorin an der HfBK in Hamburg und wurde 1997 die erste weibliche Malerprofessorin der ehrwürdigen Königlich Dänischen Akademie der bildenden Künste in Kopenhagen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann repräsentierte sie Dänemark auf der Biennale Venedig.

Emiko Kasahara
Bildende Künstlerin. Nach dem Abschluss ihres Studiums an der Tama Art University lebte und arbeitete sie von 1995 bis 2014 in New York. Sie nahm an zahlreichen internationalen Kunstausstellungen teil, unter anderem der 14. Sydney Biennale (2014), der “Yokohama Triennale 2014”, „Parasophia: Kyoto International Festival of Contemporary Culture 2015“. Seit 2014 ist sie Professorin in der Abteilung Bildhauerei an der Tama Art University.

Nodoka Odawara
Bildhauerin, Skulpturenforscherin. Sie erwarb einen Doktortitel im Fachbereich Kunstwissenschaft der Tsukuba Universität. Sie forschte zur Entstehung der Statuen zum Gedenken an den Atombombenabwurf im Friedenspark in Nagasaki sowie zu weiblichen Akt-Skulpturen im öffentlichen Raum. Eine Einzelausstellung ihrer Werke fand 2019 im Tokyo Arts and Spaces unter dem Titel „Sculpting Overcoming Modernity“ statt. Weiterhin nahm sie 2020 am Sapporo International Arts Festival sowie 2019 an der Aichi Triennale teil.
 

 

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