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Deutsche Spuren im Libanon
„Alles glänzt und spiegelt vor Reinlichkeit.“

Hotel Gassmann in Beirut
Hotel Gassmann in Beirut |

Blaich, Gaßmann, Unger. Wer sich mit Deutschen Spuren in Beirut befasst, kommt an diesen, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts über die „Deutsche Kolonie“ hinaus prominenten Familiennamen nicht vorbei. Die genannten drei Familien führten die beiden besten Hotels am Platze, die auch wegen ihrer günstigen Lage erste Übernachtungsadressen europäischer Libanon-Reisender waren. Außerdem dienten die Gaststuben beider Häuser vor dem I. Weltkrieg als Treffpunkte der „Deutschen Kolonie“. 

Das einst in der Nähe des alten Hafens gelegene Hotel Allemand - auch Deutscher Hof genannt - wurde von den Familien Blaich und Unger geführt. Angeschlossen war das Café Blaich mit einem Garten. Im Sommer 1899 logierte der deutsche Schriftsteller Karl May im Allemand und berichtete: 

„8. Juli 1899. Beirut. Ende der Quarantaine. Hôtel Allemand Blaich (RT) Damit Ihr seht, wie herrlich und in Freuden ich hier lebe, schreibe ich Dir diesen Brief auf Speisekarten, welche ich nach der hungerleidenden Quarantaine vollständig abgegessen habe. Der »Deutsche Hof«, in welchem ich wohne, gefällt mir von allen bisherigen Hôtels am besten. Herzensbrave, deutsche Wirthsleute aus dem Schwarzwalde. Gute Küche, größte Sauberkeit. Alles glänzt und spiegelt vor Reinlichkeit.“ 

Hotel Deutscher Hof in Beirut Hotel Deutscher Hof in Beirut | Wohl als Folge der deutschen Niederlage im I. Weltkrieg änderte der spätere Inhaber Jakob Unger den Namen Allemand in Metropole. Wann sein Hotel geschlossen wurde, wissen wir nicht. Heute existiert das im Volksmund auch Hotel Unger genannte Haus nur noch auf historischen Postkarten, denn das gesamte Viertel wurde im Bürgerkrieg schwer getroffen und beim Wiederaufbau der Innenstadt umgestaltet. Etwa auf Höhe des alten Hotels befindet sich heute ein Neubau, in dessen Parterre sogar eine Métropole Brasserie untergebracht ist. 

Das andere von Deutschen geführte Hotel war das Hotel Gaßmann. Der Journalist und Reiseschriftsteller Paul Lindenberg, der wie Karl May um 1900 in Beirut weilte, schrieb:
 
„Der Chamsin [heißer, trockener Wind] wehte, den wir schon in Kairo zur Genüge kennengelernt, das Quecksilber im Thermometer kletterte mit affenartiger Geschwindigkeit empor, und der von den stolzen Häuptern des Hebron [gemeint ist wohl der Hermon; tatsächlich eher die Bergspitzen des Libanon-Gebirges] herunterschimmernde Schnee schien der wahre Sohn zu sein in der sengenden Glut. Fünf Deutsche zusammen, und die sollten nicht ein schattiges Plätzchen und kühles Münchener Bier finden bei einem deutschen Zeitgenossen? Spaß! Und wie viele vor uns fanden auch wir gastliche Aufnahme bei Vater Gaßmann, in dessen altertümlichen, behaglichen Wirtsstuben der Deutsche Verein seine Sitzungen abhält.“ 

Auch an das Hotel Gaßmann erinnern nur historische Ansichtskarten – es befand sich unweit des Allemand am sogenannten Souk el-Djamīl. Der Deutsche Verein soll sich zeitweilig in den Räumen des Hotel Gaßmann getroffen haben. Die vorliegende Postkarte vom Vereinsheim des Deutschen Vereins zeigt aber ein anderes, wohl ebenfalls nicht mehr bestehendes Gebäude.   

Kaiser Wilhelm stieg bei seinem Besuch übrigens in keinem der beiden genannten Hotels ab; er übernachtete lieber auf seiner im Hafen liegenden MS Hohenzollern.

Außerhalb Beiruts gab es mindestens zwei von Deutschen geführte Herbergen:

Meyers Reiseführer nennt in seiner Palästina- und Syrienausgabe von 1907 ein Hotel Allemand in Baalbek, das von einer Frau M. Zapf betrieben werde. Erwähnung fand das Hotel Jahre später in den Erinnerungen des Internisten Wilhelm His, der im Zuge des I. Weltkriegs Lazarette in Syrien inspizierte. His war von der Größe der Bettwanzen im Hotel Zapf derart angetan, dass er ein Exemplar für die Sammlung seiner Klinik mitnahm. Mit Reinlichkeit konnte dieses Hotel also nicht punkten. 

Hotel Saalmüller in Broumaneh Hotel Saalmüller in Broumaneh | Weitaus bekannter war das Hotel Libanon Saalmüller in Broummana. Von 1892 bis 1952 blieb das im Rahmen der Inhaberwechsel zweimal umbenannte Haus  in Familienbesitz, bis Wéga Little geb. Saalmüller das Hotel im Jahre 1953 an Toufic Salamé verkaufte, dessen Nachfahren das ehemalige Hotelanwesen heute als Privatwohnhaus nutzen.

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