Erinnerungsräume
Deine Erinnerungen für die Zukunft Lettlands

Erinnerungsräume Deine Erinnerungen für die Zukunft Lettlands © Goethe-Institut Riga / Alexey Murashko

Multimediale Begegnungen mit der gemeinsamen Vergangenheit

Welche Erinnerungen an das 20. Jahrhundert trennen, welche einen die Gesellschaft? Was sind die Visionen für eine gemeinsame Zukunft Lettlands? Junge Leute und alle Interessierten hinterließen in einer Memory-Dropbox ihre Erinnerungsfragmente, Auseinandersetzungen mit der Geschichte, Gedanken, künstlerischen Reflexionen und Visionen. Die über 90 teils sehr persönlichen Erinnerungen wurden zur Basis des ungewöhnlichen Theaterstücks „Tanja’s Geburtstag“ im Ģertrūdes ielas teātris. Öffentliche Debatten haben das Projekt begleitet und eröffneten einen Raum für Diskussion und gemeinsames Nachdenken.

 

Aktuelle Umfragen zeigen, dass viele Einwohnerinnen und Einwohner Lettlands gemeinsame Erfahrungen gemacht haben und doch gleichzeitig getrennte Erinnerungsräume gestalten. Häufig unterschiedliche Erinnerungen an die Geschichte Lettlands im 20. Jahrhundert schlagen sich so auch im gesellschaftlichen Leben nieder: Das äußert sich zum Beispiel bei Wahlen, aber auch durch getrennte gesellschaftliche Räume und durch das Vorhandensein unterschiedlicher Medienräume.
 
Eine partizipative Erinnerungskultur schafft ein Forum, um einen gemeinsamen politischen, kulturellen und sprachlichen Raum zu gestalten, dessen Grundlage Inklusion und kulturelle Vielfalt ist.
Junge Leute sind der Schlüssel bei der Gestaltung einer gemeinsamen und doch kulturell pluralistischen Gesellschaft. Sie sind eine Brücke in die Zukunft, in der Gemeinsamkeiten den Raum für politischen Dialog und Inklusion schaffen können.
Eine aktive Teilnahme der lettischen Zivilgesellschaft an dem Dialog über die Vergangenheit, die trennt, aber auch einigen kann, ist Voraussetzung für die Intensivierung der Inklusionspolitik in Lettland.
 
Diese Hintergründe sind zum Impuls des Projekts „Erinnerungsräume. Deine Erinnerungen für die Zukunft Lettlands“ geworden.
Das Projekt stieß eine Reihe von Begegnungen, Diskussionen und Aktionen zwischen verschiedenen Akteurinnen und Akteuren des aktuellen gesellschaftlichen und künstlerischen Diskurses über die Erinnerungskultur in Lettland an. Zu den wichtigsten Aktivitäten des Projekts gehörten:
  • Entdeckungsreise in eigene und kollektive Erinnerungsräume: Über 90 Menschen recherchierten, reflektierten und teilten ihren Blick auf Lettland im 20. Jahrhundert.
    Theaterkünstler, Akteure der Zivilgesellschaft, Lehrer und Journalisten, vor allem aber junge Leute beteiligten sich an dem langfristigen Dialog über ihre Erinnerungen, sowie die Erinnerungen von ethnisch, religiös, politisch und sozial Anderen. Alle Interessierten waren dazu aufgerufen, eigene Erfahrungen, die Erinnerungen ihrer Familien, ihre Gedanken und künstlerischen Reflexionen sowie ihre Visionen der Zukunft Lettlands in einer Memory-Dropbox zu hinterlassen: entweder im Internet oder an verschiedenen Orten in Riga. Im August 2016 wurden die Erinnerungskästen geöffnet und schnell wurde klar: Die über 90 – teils sehr persönlichen – Beiträge zeugen von großem Interesse an dem Projekt.
  • Entwicklung und Inszenierung eines neuen Theaterstücks auf Basis dieser Erinnerungsfragmente: Zentrales Ergebnis des Projekts ist das Theaterstück „Tanja’s Geburstag“, das auf Grundlage dieser „Archäologie der Erinnerungen“, entstanden ist – eine bewegende Inszenierung über die Vergangenheit, die gegenwärtige Gesellschaft und die Zukunft Lettlands. Das Werk ist fester Bestandteil des Repertoires des Ģertrūdes ielas teātris .Für das Jahr 2017 sind Gastspiele in Regionen Lettlands geplant.
  • Gesprächsreihe zum Thema „Erinnerungen an die zukünftige Freiheit“: Parallel entstanden öffentliche Debattenräume. Eine im Internet übertragene dreiteilige Gesprächsreihe zum Thema „Erinnerungen an die zukünftige Freiheit“ in der Žanis Lipke Gedenkstätte ergänzte das Hauptereignis des Projekts und zielte darauf, eine gemeinsame, inklusive und diverse Erinnerungskultur zu gestalten. Zu Wort kamen der Dichter und Übersetzer Uldis Bērziņš, der Schriftsteller Jānis Elsbergs, die berühmte Architektin Zaiga Gaile sowie der Publizist Dainis Īvāns und der Philosoph Artis Svece.
  • Debatte über den aktuellen  Stand der Erinnerungspolitik im Baltikum und in Deutschland: Die öffentliche Diskussion „Trauma, Erinnerung und Zukunft“ über kollektive Erinnerung und Partizipation in Lettland fand am 06. Dezember 2016 vor hunderten Zuhörerinnen und Zuhörern in der Lettischen Nationalbibliothek statt. Dabei waren Aleida Assmann, die wohl einflussreichste Theoretikerin zum Thema Erinnerungskultur, der prominente Akteur der Unabhängigkeitsbewegung und Publizist Dainis Īvāns sowie die Kommunikationsexpertin Olga Procevska.
Ausführliche Informationen und Mitschnitte der Veranstaltungen finden Sie bei uns auf der Homepage.

„Tanjas Geburtstag“: von der Memory-Dropbox zur Theateraufführung

Aus den eingesandten Erinnerungen hat das Ģertrūdes ielas teātris eine ungewöhnliche Inszenierung geschaffen. Schauen Sie rein!

Veranstaltungen

Gespräche, Debatten, Vorträge, Theater

Dossier

Beiträge zur Erinnerungskultur in Deutschland und Lettland

Rückblick und Höhepunkte

Diskussion „Trauma, Erinnerung und Zukunft“ Foto: Goethe-Institut Riga

Diskussion „Trauma, Erinnerung und Zukunft“

Bestehen Erinnerungskluften und parallele, geschlossene Erinnerungsräume? Gibt es falsche oder unakzeptable Erinnerungen und was tun, wenn der Andere sich eben anders an die Geschichte erinnert? Wieviel Erinnerung braucht die Zukunft? Diese Fragen diskutieren Aleida Assmann, Dainis Īvāns und Olga Procevska.

Projektpartner

Ģertrūdes ielas teātris
Žanis Lipke Gedenkstätte
Lettische Nationalbibliothek
Fakultät für Kommunikation der Riga Stradiņš Universität
Institut für Literatur, Folklore und Kunst der Universität Lettlands (ILFA)
Institut für Philosophie und Soziologie der Universität Lettlands.

 Copyright
   Das Projekt wird ermöglicht durch das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland. Auswärtiges Amt

Das Projekt wird ermöglicht durch das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland.