Norbert Horst
Kaltes Land

Norbert Horst „Kaltes Land“  © © Goldmann  Norbert Horst „Kaltes Land“ © Goldmann
Dies ist der dritte Roman aus der Reihe um Kommissar Thomas Adam, von allen nur „Steiger“ genannt. Es gibt zwei Erzählstränge. Im Hauptstrang geht es um den Alltag der Dortmunder Polizeiermittler und die Praxis der Verbrechensermittlung – Routinearbeiten, Besprechungen, Protokolle, Ermittlungen vor Ort, Informationsbeschaffung und -bearbeitung, Überlegungen, Stress und Krisensituationen. Die Ereignisse werden in einem sachlichen Stil beschrieben, mit bürokratischen Fachausdrücken und dem beruflichen Jargon der Ermittler. Im Privatleben Steigers zeigt sich eine einfühlsame und empathische Persönlichkeit, die mit ihren eigenen Komplexen sowie den traumatischen Erfahrungen geliebter Menschen zurechtkommen muss.
 
Im zweiten Erzählstrang geht es um die Problematik illegaler Einwanderer. Aus der Perspektive eines jungen Afghanen werden sowohl der lange, beschwerliche und riskante Weg nach Deutschland, das Land der Träume für viele Flüchtlinge, als auch die Herausforderungen, die ihnen das Schicksal auferlegt, wenn sie Deutschland bereits erreicht haben, dargestellt. Vor diesem Hintergrund spielt die Handlung des Romans, die mit den Ermittlungen im Fall eines toten Drogenkuriers beginnt und zu immer schrecklicheren und zynischeren Verbrechen an jungen illegalen Einwanderern führt. Diese jungen Menschen erhalten persönliche, menschliche Züge, der Autor macht ihre psychologischen Reaktionen und Motivationen für ihr Handeln nachvollziehbar.
 
Es werden sowohl die Umstände beschrieben, unter denen diese völlig unvorbereiteten Menschen in ein fremdes Land kommen, in dem sie verzweifelt jede Möglichkeit ergreifen, um bleiben zu können, als auch die demagogischen und manipulativen Mechanismen, mit denen sie von Vertretern des organisierten Verbrechens in die Mangel genommen werden. So gelangen diese anonymen jungen Leute nicht etwa wie erhofft an einen Ort des glücklichen Lebens, sondern in die Fänge des Menschenhandels, der Prostitution und anderer Verbrechen.

Norbert Horst (geb. 1956) hebt sich in der Landschaft der deutschen Krimiautoren mit seiner beruflichen Ausbildung und Erfahrung hervor – seit 1974 arbeitet er bei der Polizei und ist Kriminalhauptkommissar. Horst hat in vielen Mordkommissionen und anderen Verbrechen ermittelt, deshalb beruhen seine Erzählungen auf authentischen Fakten und persönlichen Beobachtungen von Problemen in der deutschen Gesellschaft.  Seine Romane über Kommissar Kirchberg und Kommissar Adam sind mehrfach ausgezeichnet worden.
 

Norbert Horst
Kaltes Land
Goldmann Verlag, München, 2017
ISBN 978-3-442-48617-5
400 Seiten

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