Klassisches Kino Das Wachsfigurenkabinett - Mittwochskino

Paul Leni 2024 © absolut Medien GmbH

Mi, 05.06.2024

19:30 Uhr

Goethe-Institut Peru

Regie: Paul Leni, Leo Birinski 1924, s/w, 84 min,

Der deutsche Stummfilmklassiker unter der Regie des Malers und Filmarchitekten Paul Leni in aktueller Restaurierung der Deutschen Kinemathek. Mit der neu komponierten Musik von Bernd Schultheis, Olav Lervik und Jan Kohl

Ein junger Poet erfindet romantische Geschichten zu den Jahrmarktsfiguren von Harun al Raschid, Iwan dem Schrecklichen und Jack the Ripper. Die Wachsnachbildungen werden in fantastischen Episoden lebendig, deren Spektrum von der düster-expressionistischen Schauerballade bis zur burlesken Farce reicht. Diese spielerische Verbindung von komischen und unheimlichen Effekten beziehen auch den Dichter selbst sowie die von ihm verehrte Tochter des Kabinettbesitzers in verschiedenen Rollen ein.

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DAS WACHSFIGURENKABINETT von Paul Leni wurde 1924 in Wien uraufgeführt. Die hier vorgelegte Restaurierung der Deutschen Kinemathek beruht auf einer 35mm Nitratkopie des British Film Institute National Archives (BFI), sie ist ca. 500m kürzer ist als die verschollene Originalfassung. Da der Text der deutschen Zwischentitel nicht überliefert ist, wurden die englischen Zwischentitel der BFI Kopie belassen.

Mit der neu komponierten Musik von Bernd Schultheis, Olav Lervik und Jan Kohl: Fünf akustische Instrumente (Klarinette, Posaune, Viola, Gitarre, Perkussion), kombiniert mit zwei Keyboards und Live-Elektronik, sind in der neuen Filmmusik vereint, um den Film in all seinen phantastischen und düsteren Arabesken auszuleuchten. So, wie der Film viele Facetten des Kunstkinos und Genre-Kinos vereint, bewegt sich auch die Musik von Bernd Schultheis,  Olav Lervik und Jan Kohl auf einem schmalen Grat zwischen Neuer Musik und Filmmusik, traditioneller Volksmusik und  Pop-Musik. Die drei Komponisten entwerfen ein gleichermaßen intelligentes wie vergnügliches Vexierspiel von musikalischen Formen und Farben, das real und virtuell, instrumental und elektronisch funktioniert.

Uraufgeführt wird die neue Musik von der Musikfabrik Nordrhein-Westphalen, einem der führenden Ensembles für zeitgenössische Musik, unter Leitung der Schweizer Dirigentin Elena Schwarz am 21.02.2020 im Friedrichstadt-Palast. Die Filmmusik ist eine Auftragsarbeit von ZDF/ARTE und der Deutschen Kinemathek; die TV-Premiere findet auf ARTE am 25.02.2020 statt, zeitgleich erscheint die BluRay/DVD bei AbsolutMedien als ein weiteres Highlight der ARTE Edition.

25 Jahre Stummfilm auf ARTE
Mit der ARTE Produktion des WACHSFIGURENKABINETTs feiert der Stummfilm auf ARTE sein 25-jähriges Jubiläum. Eingeführt wurde der Sendeplatz im Jahr 1995 anlässlich von ‚100 Jahre Film‘. Seitdem sind ca. 300 Stummfilme gelaufen: ein Drittel davon Ankäufe, über 200 Filme sind von ARTE initiierte Koproduktionen mit internationalen Partnern der Film- und Musikbranche.

Der Sendeplatz ist ein Schaufenster für aktuelle Restaurierungen aus dem Bestand der europäischen Filmarchive, deren Arbeit durch die Übernahme ihrer Kopien ins Fernsehprogramm finanziell unterstützt wird. ARTE will den Stummfilm als eigene Kunstform wieder erlebbar machen, deshalb gehören zur Politik des Senders zwei weitere Schwerpunkte: die Produktion hochwertiger Musikfassungen und deren Präsentation in exponierten Häusern. Mit 150 neu produzierten Stummfilmmusiken hat ARTE einen einzigartigen Output und setzt in seinen Koproduktionen mit Archiven und Orchestern oft den Schluss-Stein, damit Klassiker der Stummfilmära auf großer Leinwand aufgeführt werden können.

Der aktivste Pol für diese Musikprojekte ist die ZDF/ARTE Filmredaktion. Sie engagiert sich ebenso für Rekonstruktionen historischer Filmmusik wie für die zeitgenössische Musik. Die Kompositionsaufträge gehen an Komponist*innen, die gleichermaßen in der Konzertmusik, wie in der Ballett- und Theatermusik zu Hause sind, manche auch in der Oper. Dazu zählen etwa Olga Neuwirth, Johannes Kalitzke, Elena Kats-Chernin, Bernd Thewes, Detlev Glanert, Violeta Dinescu oder Bernd Schultheis.

Die neu komponierten oder rekonstruierten Musiken werden in Koproduktion mit renommierten Ensembles und Orchestern eingespielt und zur Live-Uraufführung gebracht. So entstand ein Netzwerk von Klangkörpern, die diese ARTE-Produktionen in ihrem Repertoire halten und damit wesentlich zur öffentlichen Präsenz von Stummfilmen beitragen. Zu den Kooperationsorchestern zählen das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, hr-Sinfonieorchester (Frankfurt), WDR Funkhausorchester (Köln), Orchester der Komischen Oper Berlin, Ensemble Intercontemporain (Paris), Ensemble ascolta (Stuttgart), Ensemble Kontraste (Nürnberg), Jewish Chamber Orchestra (München).

Zur Nachhaltigkeit der Projekte gehört deren Veröffentlichung auf Blu-ray und DVD. Hauptpartner ist dabei AbsolutMedien mit der ARTE Edition, wo auch das Wachsfigurenkabinett zur Berlinale-Premiere mit einem ausführlichen Booklet zur Restaurierung erscheint.

Seit 10 Jahren ist die ZDF/ARTE Redaktion mit besonderen Stummfilmprojekten zu Gast bei den Berlinale Classics. Unvergessen ist die Metropolis-Premiere (2010), die live auf ARTE übertragen und als public viewing am Brandenburger Tor zu sehen war. Es folgten Oktober (2012), Der Student von Prag (2013), Das Cabinet des Dr. Caligari (2015), Der Müde Tod (2016), Das alte Gesetz (2018). Alle Aufführungen finden in Kooperation mit der Deutschen Kinemathek statt, so auch die Uraufführung der aktuellen Restaurierung vom Wachsfigurenkabinett mit dem Ensemble Musikfabrik unter der Leitung von Elena Schwarz.

Nina Goslar
ARTE Filmredaktion im ZDF
 

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