Deutscher zeitgenössischer Film Wild

Szene aus Wild Foto: Christian Hüller_Heimatfilm

Mi, 04.12.2019

19:30 Uhr

Goethe-Institut Peru

Kann ein Mensch ein Tier lieben

WILD erzählt von der Liebe zwischen einer Frau und einem Wolf - und erforscht unerschrocken die Grenzen zwischen menschlicher und tierischer Natur.
 

Ania ist Angestellte in der IT-Branche. Sie hat sich irgendwie in irgendeinem Leben eingerichtet, das sich doch nicht recht wie das ihre anfühlt. Ihr Job ist angesiedelt zwischen Dauerpraktikum, Aushilfskraft und Bedeutungslosigkeit. Sie wohnt zusammen mit ihrer Schwester in einer Hochhaussiedlung. Auf dem Weg zur Arbeit nimmt sie stets eine Abkürzung durch einen Vorstadtparkwald. Anias Leben erscheint trostlos, eine Art leblose Vorhölle der ausweglosen Angepasstheit. Dennoch ist Ania alles andere, als die Hauptfigur in einer Sozialstudie, denn zunehmend strahlt sie eine fremde Grazie aus, die sich umso mehr steigert, als sie anfängt immer ungewöhnlichere Dinge zu tun.
 
Alles fängt an mit einer seltsamen Begegnung: Mitten im Park steht sie einem Wolf gegenüber. Sie sehen sich direkt in die Augen – und es kommt ihr so vor, als wäre ihr bisheriges Leben ein Witz. Der Moment lässt sie nicht mehr los, genau wie der Gedanke den Wolf wieder zu finden und nie mehr gehen zu lassen. Ania fühlt sich zu diesem Wolf hingezogen. Sie möchte ihn fangen, doch will sie ihn nicht domestizieren, sondern sie ist es, die sich seiner Wildheit anschließen möchte. Ania wird zur Jägerin, legt Fährten und schafft es den Wolf zu fangen. Sie sperrt ihn in ihrer Hochhauswohnung ein - und löst sämtliche Fesseln ihres bisherigen bürgerlichen Lebens.

Ania se convierte en cazadora, deja rastros y consigue cazar al lobo. Lo encierra en su apartamento del edificio residencia

Sie liefert sich dem wilden Tier aus, lebt mit ihm, zieht mit ihm herum, später fort.
 
Das immer wieder Erstaunliche am Verlauf dieser Geschichte, das Ausbleiben von allem Ostentativen. Kein großer Ausbruch, kein klarer Schlussstrich, kein letztes Gefecht. Alles geschieht aus einer inneren Notwendigkeit heraus und mit einer somnambulen Eleganz. Anias Weg in diesem Film ist eigentlich nicht denkbar, dennoch geht sie ihn mit größter Selbstverständlichkeit. Und das macht die Verwirrung, die Irritation und die Überwältigung aus.
 
 
Kritiken und Empfehlungen
 

"WILD ist ein stiller Thriller, der (…) die beruhigenden Abgrenzungskategorien zwischen Spiel und Leben auflöst."
(Tagesspiegel)
 
"Aus dem Meer der Gleichförmigkeit, das wir den deutschen Film nennen, ragt WILD turmhoch heraus."
(Süddeutsche Zeitung)
 
"Gekrönt wird dieses Filmkunstwerk (…) vom Spiel Lilith Stangenbergs. Die Figur der Ania ist beispiellos. Die Rolle lässt sich nicht aus irgendeinem Typus herleiten. Sie muss, sozusagen in jeder Faser, erfunden und erlebt werden. Mit welcher Radikalität, welcher Demut und welchem Menschenverstand Lilith Stangenberg das macht, das verschlägt einem den Atem."
(Die Welt)
 
"Vermutlich hat noch niemand so etwas gesehen. Auf keinen Fall in einem deutschen Film."
(Frankfurter Allgemeine Zeitung)
 
"In seiner Eigenwilligkeit und Konsequenz ist WILD beglückend. Eine traumwandlerisch sicher inszenierte Emanzipations- und Initiationsgeschichte, ein tröstendes Leinwandgeschenk."
(critic.de)
 
 
Biografie
 

Nicolette Krebitz wuchs in Braunschweig und später in West-Berlin auf. Ihre erste Filmrolle bekam sie über ein Kinder-Casting, zu dem ihre Mutter eigentlich nur ihre ältere Schwester schicken wollte. An der Seite von Harald Juhnke spielte sie in Sigi, der Straßenfeger (1984) dessen Tochter. Nach Abbruch ihrer Schulzeit absolvierte Nicolette Krebitz eine klassische und moderne Tanzausbildung am Berliner Ballett-Centrum und lernte Schauspiel an der Fritz-Kirchhoff-Schule. Sie arbeitet seit Anfang der 1990er überwiegend als Darstellerin. Zusammen mit ihren Kolleginnen Jasmin Tabatabai und Katja Riemann schrieb sie auch den Soundtrack für den Film Bandits (R: Katja von Garnier, 1997), der mit einer goldenen Schallplatte ausgezeichnet wurde. Sie ist auch Synchronsprecherin (u.a. 8 Frauen inszeniert von François Ozon), und sie spielt viele Hörspiele sowie Hörbücher ein (u.a. Nana nach Emile Zola und Ein perfekter Freund nach Martin Suter). 2001 produzierte und inszenierte sie mit Jeans ihren ersten eigenen Spielfilm. 2007 folgte ihre zweite Regiearbeit Das Herz ist ein dunkler Wald mit Nina Hoss in der Hauptrolle. Ihr Film WILD feierte im Januar 2016 beim Sundance-Film-Festival Weltpremiere.
 
 
Filmografie (Auswahl)
 

2015 WILD
2007 Das Herz ist ein dunkler Wald
2001 Jeans

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