Lesung und Gespräch Christoph Ransmayr

Christoph Ransmayr Foto (Ausschnitt): © Magdalena Weyrer

03.05.2017, 19:00 Uhr

Goethe-Institut Lissabon

Christoph Ransmayr

Der österreichische Autor im Gespräch

Am 3. Mai 2017 um 19:00 Uhr liest der österreichische Schriftsteller Christoph Ransmayr im Goethe-Institut in Lissabon aus seinem Werk Atlas eines ängstlichen Mannes und beantwortet im Gespräch Fragen aus dem Publikum. Der Botschafter Österreichs in Lissabon, Thomas Stelzer, führt in die Veranstaltung ein. Moderation: Peter Hanenberg (Universidade Católica Portuguesa).

„Ein Schriftsteller? Ein Dichter? Nein, ich erhebe keinen Anspruch auf solche Titel. Ein Erzähler? Nennen Sie mich, wie Sie wollen. Auf Formularen, gebe ich zu, schreibe ich der Einfachheit halber gelegentlich Autor, aber das könnte ja auch der Verfasser der Gebrauchsanweisungen sein. Auf Formularen sind mir die Felder am liebsten, in die sich einfach Tourist setzen läßt, denn Ahnungslosigkeit, Sprachlosigkeit, leichtes Gepäck, Neugier oder zumindest die Bereitschaft, über die Welt nicht bloß zu urteilen, sondern sie zu erfahren, zu durchwandern, von mir aus: zu umsegeln, erklettern, durchschwimmen, notfalls zu erleiden, gehören wohl mit zu den Voraussetzungen des Erzählens. Aber wie lange muß einer die Welt bloß betrachtet, ihre Zurufe, Zeichen und Gesten gedeutet, verstanden oder mißverstanden, sich dabei oft verirrt und doch über nicht viel mehr verfügt haben als seine Augen und Ohren, aber über keine Stimme, keine Sprache – bis, ja bis er sich endlich ein Herz fassen und so etwas Ähnliches, so etwas Wunderbares und Maßloses wie es war einmal sagen kann; behaupten kann: Es war einmal.“
 
aus: Christoph Ransmayr: Geständnisse eines Touristen, S. Fischer, Frankfurt am Main 2004.

Christoph Ransmayr, geb. 1954 in Wels/Oberösterreich, studierte Philosophie und Ethnologie und lebt in Wien. Neben den Romanen Die Schrecken des Eises und der Finsternis (1984), Die letzte Welt (1988), Morbus Kitahara (1995) und Der fliegende Berg (2006) erschienen kleinere Prosaarbeiten zu verschiedenen Spielformen des Erzählens – u. a. Der Weg nach Surabaya (1997), Die Unsichtbare (2001), Geständnisse eines Touristen (2004), Damen & Herren unter Wasser (2007), das Theaterstück Odysseus, Verbrecher (2010) und der Atlas eines ängstlichen Mannes (2012). Für seine Bücher, die bisher in mehr als dreißig Sprachen übersetzt wurden, erhielt er zahlreiche literarische Auszeichnungen, unter anderem die nach Friedrich Hölderlin, Franz Kafka, Bert Brecht und Ernst Toller benannten Literaturpreise, den Premio Mondello und, gemeinsam mit Salman Rushdie, den Prix Aristeion der Europäischen Union.

In Zusammenarbeit mit der Österreichischen Botschaft Lissabon

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