Internationale Konferenz Anmerkungen zu Europa. Der dogmatische Traum

Europa open access

29. bis 31.10.2019, 10:00 bis 19:00 Uhr

Escola Superior Artística do Porto

Europa

Mit Marcus Steinweg

Vom 29. bis zum 31. Oktober findet an der Escola Superior Artística do Porto die internationale Konferenz Anmerkungen zu Europa. Der dogmatische Traum statt. Zu den Referenten zählt der deutsche Philosoph und Kunsttheoretiker Marcus Steinweg, der seine Rede am 31. Oktober um 15:00 Uhr hält. Im Rahmen der Konferenz wird unter anderem das von Prof. Dr. Eduarda Neves kuratierte Projekt EUROPA vorgestellt.

Der Begriff „Europa“ wird seit den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts stark in Frage gestellt, vor allem auf dem Gebiet der sog. Europastudien. Nach dem Zweiten Weltkrieg muss Europa sich von seinem visionären Projekt eines privilegierten Menschengeschlechts verabschieden: eine Folge seiner bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einsetzenden autodestruktiven Politik, der Dekolonialisierung und des Verlusts des Ethnozentrismus. Die weltweiten (geo)politischen Umwälzungen verändern grundlegend den Gang der Geschichte.

Was für ein Europa bleibt nach den historischen Auseinandersetzungen, die der Kontinent in der Vergangenheit und bis heute durchlebt? Welcher kritische Rahmen kann heute gesetzt werden, um die vielfältigen Interaktionen und Auswirkungen zu begreifen, die Europa heute zu einer Art Warenzeichen der Finanz- und Handelsmärkte macht? Welchen Platz kann ein Europa, das seine imperialistische Tradition nicht ablegt, in der Welt einnehmen? Ist der (wie Sloterdijk kritisch fragt) Gemeinplatz, der Europa als eine „Einheit der Unterschiede“ oder „Gemeinschaft der Widersprüche“ definiert, gar eine leere Worthülse? Gibt es die Möglichkeit, dass Europa die Funktion einer Heterotopie erfüllt? Wie kann Europa aus seinem dogmatischen Traum geweckt werden, wie es Kant mit der Vernunft tat?

Vom Beginn der Moderne, in der die europäische Kartographie die Darstellung des Globus praktisch auf den europäischen Kontinent beschränkte, bis zur heutigen Zeit, in der der alte Kontinent seinen Zauber und mystischen Charakter verliert, wird Europa als Paradigma immer stärker in Frage gestellt. Auch wenn Europa weiterhin privilegiert ist, müssen wir über unsere historische Identität nachdenken, den Dialog mit uns selbst suchen, in einer Art persönlicher Archäologie. Auch in der Kunst ist Europa immer wieder Thema komplexer Debatten, in deren Kontext einige der beteiligten Künstler nicht nur die politische Reorganisation nach dem Zweiten Weltkrieg und jüngere politische Entscheidungen, sondern auch das auf globalen geopolitischen Strategien basierende künstlerische Mapping in Frage stellen. Auch wenn die europäische Kunst lange Zeit als Weltkunst angesehen wurde, so scheint dieses Protektorat in letzter Zeit sinnentleert. Sind es heutzutage wirklich nur noch die, wie Sloterdijk sie bezeichnet,  „Künstler zweiten Ranges“, die die Heterogenität und Andersheit überbewerten und sich für den Mythos des europäischen Traumes einsetzen?

Dies ist der kritische Rahmen der Diskussionen um die vielfältigen politischen, sozialen und künstlerischen Darstellungen des vergangenen, heutigen und zukünftigen Europa.

Das Goethe-Institut Portugal unterstützt diese Veranstaltung.

 

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