Gespräch "Was bleibt, stiften die Dichter"

Zwei Buchdeckel Bilder: © Outro Modo / Assírio & Alvim

09.11.2021, 19.00 Uhr

Goethe-Institut Lissabon

Gespräch mit João Barrento

Der 9. November gilt in der deutschen Geschichte als ein "Schicksalstag", der sowohl den Beginn der ersten deutschen Republik, den Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung wie den Fall der Berliner Mauer markiert. Vor diesem Hintergrund spricht der Soziologe Nuno Medeiros mit dem Übersetzer João Barrento über seine Karriere als Übersetzer und über die Übersetzung aus dem Deutschen in Portugal, ausgehend von der jüngsten Veröffentlichung von zwei seiner Übersetzungen, der Anthologie Outros Tons de Azul. Poesia política do século XX und Todos os Poemas von Friedrich Hölderlin.

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Outros tons de azul. Poesia política alemã do século XX
Die in dieser Anthologie vertretene "politische Poesie" mag Klage und Anklage oder Satire und Ironie sein, aber sie verharrt nie in den simplen Dichotomien von Kritik oder Lob der Mächtigen, noch in der einfachen Stellungnahme gegenüber den politischen "Großereignissen" des Jahrhunderts. Was die hier versammelten Gedichte leisten können, geht darüber hinaus, denn sie dokumentieren Formen politischer Intervention und Bewusstseinsbildung, die, weil sie poetisch sind, oft sehr viel subtiler sind, ohne aufzuhören, subversiv zu sein, und die sich fast immer den Klischees der bloßen "engagierten Poesie" oder des (manchmal auch notwendigen) ideologischen Parteibuches entziehen. 

Todos os Poemas de Friedrich Hölderlin
Dieses Buch bietet zum ersten Mal die Möglichkeit, die gesamte lyrische Produktion eines der größten, wenn nicht gar des einflussreichsten deutschen Dichters auf Portugiesisch zu lesen. Mit einer Übersetzung, einer Einleitung, einem Kommentar und Anmerkungen von João Barrento steht das Werk Friedrich Hölderlins dem aufmerksamen Blick all derer offen, die in seine Welt eindringen wollen: "Diese und alle anderen Gedichte Hölderlins dem portugiesischen Leser nahe zu bringen, bedeutet, ein ihm unbekanntes Meer zu betreten, ein Territorium der Widersprüche, der ungeahnten und ungleichen Vielfalt poetischer Register, vom naivsten und konventionellsten bis zum kunstvollsten und erhabensten, vom heroischsten bis zum prosaischsten, vom ausufernden Gedicht bis zur Kürze des epigrammatischen Coupletts. Aber es ist an der Zeit, dass uns diese Poesie in ihrer Gesamtheit gegeben wird". [aus der Einleitung von João Barrento]

João Barrento ist Essayist und Übersetzer sowie emeritierter Professor für Deutsche Literatur und Komparatistik der Universidade Nova de Lisboa. Er veröffentlichte über 20 Bände (Essays, literarische Kritiken, Chroniken) und übersetzte zahlreiche deutschsprachige Autoren vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart ins Portugiesische. Von 1990 bis 2006 arbeitete er für die Zeitung Público und schrieb für die meisten portugiesischen Literaturzeitschriften. Von 1990 bis 2006 war er Vize-Präsident des PEN Clube Português, derzeit ist er Präsident der Direção do Espaço Llansol-Associação de Estudos Llansolianos und verantwortlich für den Nachlass der Schriftstellerin Maria Gabriela Llansol. Er wurde mit verschiedenen Essay-Preisen ausgezeichnet, erhielt 1991 das Bundesverdienstkreuz und 1998 die Goethe-Medaille der Bundesrepublik Deutschland. 

Nuno Medeiros ist Professor für Soziologie an der Lissabonner Hochschule für Gesundheitstechnologie des Polytechnischen Instituts Lissabon, wo er seit 1999 unterrichtet. Eines seiner Spezialgebiete ist die historische Soziologie des Buches, des Verlagswesens, des Buchhandels, der Lese- und Druckkultur und der Kommunikation sowie des kulturellen Erbes und der kulturellen Praktiken, zu denen er zahlreiche Publikationen veröffentlicht hat. 

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