The Right To Be Cold
Residenzkette

TRTBC © Goethe Institut Finnland

Hauptformat dieses grenzüberschreitenden interdisziplinären Projekts war eine zirkumpolare Residenzkette, die im Jahr 2021 stattgefunden hat. Das übergeordnete Thema war der Klimawandel, der die Lebensbedingungen in den nördlichen Territorien grundlegend beeinträchtigt. Insbesondere Fragen zu Indigenem Wissen, Ökologie, Klimagerechtigkeit und Kultur lagen im Fokus der Projekte. Finden Sie hier Informationen zu den Residenzorten, den Teilnehmerinnen sowie einigen Berichten.

Videos

Trotz der schwierigen Umstände in der Pandemie und den damit zusammenhängenden Einschränkungen des Reisens konnten die meisten der geplanten Besuche stattfinden. Es ist eine Reihe fantastischer Werke entstanden und der Austausch mit Kunstschaffenden in einem anderen Umfeld hat ihre künstlerische Arbeit gegenseitig bereichert. In Wort und Bild stellen Ihnen in dieser Reihe von Videos die Residentinnen selbst ihre Arbeit im Rahmen des Projektes vor.
 

Marie Andree Gill © Goethe-Institut Montreal

Residenz in Gáregasnjárga (Finnland)
Marie Andrée Gill

Marije Jenssen © Goethe-Institut Montreal

Residenz in Inukjuak (Kanada)
Marije Jenssen

Svetlana Romanova © Goethe-Institut Montreal

Residenz in Yakutsk (Russland)
Svetlana Romanova

Tanja Koistinen © Goethe-Institut Montreal

Residenz in Yakutsk (Russland)
Tanja Koistinen

Niap © Goethe-Institut Montreal

Residenz in Malakta (Finnland)
Niap

Tatiana Fillipova © Goethe-Institut Montreal

Residenz in Malakta (Finnland) und Røst AiR (Norwegen)
Tatiana Filippova

Beiträge



Zirkumpolare Perspektiven

Die Klimakrise bedroht alle Gesellschaften, insbesondere diejenigen, die im zirkumpolaren Norden leben. Während Indigene Kenntnisse in internationalen Diskursen zunehmend anerkannt werden, werden sie insbesondere als Antwort auf die Herausforderung des Klimawandels betrachtet. Das Programm „The Right To Be Cold“ erkennt den Zusammenhang und die Wechselbeziehung zwischen der Dringlichkeit der Klimakrise und der Relevanz der Indigenen Rechte und der Selbstbestimmung an. Das Projekt ist ein Ausgangspunkt für den Wissensaustausch und die Verbindung von Diskursen im Norden mit denen im Süden.

Im Rahmen dieses Projekts bilden bestehende und neue Residenzprogramme in Nunavik, Finnland, Yakutien, Norwegen und Sápmi ein Netzwerk für Künstlerinnen und Künstler sowie Forscherinnen und Forscher.

Ziele des Residenz-Netzwerks:

  • Ermöglichung und Verwirklichung eines Austausches zwischen den verschiedenen Residenzprogrammen im zirkumpolaren Norden.
  • Entwicklung einer zirkulären Austauschpraxis unter den Residenzen, mit der Möglichkeit zu Interaktionen zwischen den verschiedenen Resident*innen und lokalen Gemeinschaften sowie eines Austausches ihres Wissens und der praktischen Kenntnisse.

Folgende Residenz-Programme nehmen am Netzwerk teil:

Die Residentinnen

Marie-Andrée Gill

Marie-Andrée Gill
Marie-Andrée Gill | © Sophie Gagnon Bergeron
Marie-Andrée Gill ist Pekuakamishkueu und sieht sich in erster Linie als Dichterin. Als Mutter, Freundin, Geliebte und Studentin beschäftigt sich ihre Forschung und kreative Arbeit mit transpersonaler und dekolonialer Liebe. Zwischen Kitsch und Existenzialismus handelt ihr Schreiben von Territorien und Innenleben und verbindet ihre Quebecer und Ilnu-Identitäten. Sie ist die Autorin von drei Büchern: Béante, Frayer und Chauffer le dehors. 2018 wurde sie mit dem Indigenous Voices Award ausgezeichnet. Sie lebt in L'Anse-Saint-Jean, Quebec. 
 

Marije Jenssen

Marije Jenssen
Marije Jenssen | © Marije Jenssen
Marije Jenssen ist eine norwegisch-samische Malerin und Installationskünstlerin aus Balsfjord, Norwegen. Ihre Arbeit ist inspiriert von der nordnorwegischen Landschaft, der Lebensweise und den traditionellen Materialien und Techniken der Weberei. Ihr Fokus liegt auf den Prozessen der Kultivierung traditioneller Ressourcen in einem nachhaltigen zeitgenössischen Kontext. Marije machte ihren Abschluss an der UWC Adriatic (2014) und der Kunstskolen i Bergen (2018). Sie verbrachte die ersten zwei Jahre ihres Visual Art Bachelor an der KMD in Bergen (2018-'20) und schloss ihr Studium an der Kunstakademie Tromsø im Mai 2021 ab. 

Tanja Maria Koistinen

Tanja Maria Koistinen
Tanja Maria Koistinen | © Touko Hujanen
Tanja untersucht in ihrer Arbeit verschiedene Identitäten im Norden. Mit multidisziplinären Arbeitsmethoden, wie von Künstler*innen geleiteten Workshops, Umweltkunst und dem Zusammenschluss von Kunst und Wissenschaft, drückt Tanja sich in den Formen der bildenden Kunst, Installation, Dokumentationsfotografie und des Geschichtenerzählens durch Selbstreflexion, Vereinfachen, Darstellen und Farbe aus. Tanja Koistinen ist durch ihre Abstammung, die Heimat ihrer Familie (Njellim, Sapmi) und ihren Lebensgrundlage mit der Inari-Sámi Kultur verbunden ist. Derzeit arbeitet und lebt sie in Äkäslompolo, Nordwest-Lappland, Finnland. 

Tatiana Filippova

Tatiana Filippova
Tatiana Filippova | © Tatiana Filippova
Tatiana Filippova ist eine Schriftstellerin, insbesondere von fragmentarischer Prosa. So besinnt sie sich als Sacha-Frau auf ihr "Selbst", indem sie ihre Erfahrungen dekolonisiert. Ihre Großeltern wurden während des Zweiten Weltkriegs gezwungen, ihr Land zu verlassen, nun verwandelt der globale Klimawandel ihre ehemalige Heimat allmählich in einen anderen Ort. Können die modernen Indigenen Jakutiens anderswo eine neue Heimat finden oder sollten sie weiterhin auf dem Land ihrer Vorfahren leben – das ist die Frage, die sie in ihrem Ausdruck zu beantworten versucht. Tatiana ist Gewinnerin des Preises der Literaturzeitschrift Znamya 2020. Sie lebt in Jakutsk. 
 

Svetlana Romanova

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Svetlana Romanova
Svetlana Romanova | © Svetlana Romanova
vetlana Romanova wurde in Jakutsk, Russland, geboren und studierte bildende Kunst in Los Angeles. Sie hat ihren BFA am Otis College of Art and Design und ihren MFA am California Institute of the Arts erhalten. Von 2009 bis 2014 lebte und arbeitete sie in der Kunsterziehung in Kalifornien. Nach ihrer Rückkehr nach Sibirien im Jahr 2015 begann sie mit der Arbeit an mehreren Filmprojekten über ihre Heimatstadt und ihre Umgebung. Ihr Videoprojekt ist eine Untersuchung von zwei lokalen Indigenen Gruppen, denen sie angehört (Evenk und Sakha).  Ihre Arbeit wurde in verschiedenen Ausstellungen in Kalifornien und Russland gezeigt. 
 

Nancy (Niap) Saunders

Nancy (Niap) Saunders
Nancy (Niap) Saunders | © Nancy Saunders
Niap (Nancy Saunders) ist eine preisgekrönte, multidisziplinäre Künstlerin mit Sitz in Montreal, QC, die ihre Zeit zwischen der Stadt und ihrer Heimatgemeinde Kuujjuaq, Nunavik, aufteilt – einem Ort, der ihre Arbeit weiterhin stark beeinflusst. Niap arbeitet medienübergreifend und setzt sich in ihrer Praxis mit ihrem kulturellen Erbe und ihrer Identität als Inuk-Frau auseinander. Niap arbeitet in den Bereichen Malerei, Performance, Skulptur und Fotografie und hat ein breit gefächertes Werk geschaffen, das von Wandmalereien über immersive Installationen bis hin zu Porträts reicht. 

Über das Projekt

 ¹ Der Titel des Projekts stammt aus dem langen Kampf der Inuit um ihre Rechte im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Das gleichnamige Buch von Sheila Watt-Cloutier (2015, Allen Lane Publication), zeugt von ihrer Pionierarbeit bei der Verknüpfung des Klimawandels mit den Menschenrechten mit der Inuit-Petition, die sie und 62 andere Inuit aus Kanada und Alaska bei der Amerikanischen Kommission für Menschenrechte 2005 in Washington DC eingereicht haben. Inuit-Repräsentanten und Klimawandel-Aktivisten verwenden diesen Ausdruck für ihren Kampf in der Hoffnung, dass die politische Führung erkennt, wie stark ihre Gemeinschaften vom Klimawandel betroffen sind. Auch wenn die Kommission die Inuit-Petition nicht annahm, gab es eine historische Anhörung zu den rechtlichen Auswirkungen und Zusammenhängen zwischen Klimawandel und Menschenrechten. Okalik Eegeesiak, die ehemalige Vorsitzende des Inuit Circumpolar Council (ICC), verwendete diesen Ausdruck in ihrer Rede bei der UN-Klimakonferenz COP 21 am 3. Dezember 2015 in Paris: „Der Klimawandel ist nicht nur ein Umweltproblem, sondern ein Menschenrechtsproblem, und das Abschmelzen der Arktis wirkt sich auf alle Aspekte des Lebens der Inuit aus. Daher muss der endgültige Text die Rechte der indigenen Völker wirksam machen und in Artikel 2.2 beibehalten. Wir haben das Recht kalt zu sein“, argumentierte Eegeesiak.

Das Programm „The Right To Be Cold” wurde unter Beratung von Tero Mustonen (Snowchange) und Elin Már Øyen Vister (Røst AiR) entwickelt. Das Goethe-Institut möchte auch allen derzeit am Projekt Beteiligten seine Anerkennung aussprechen: Aka Niviâna, Assinajaq, Avataq Cultural Institute, Dáiddadállu, Giovanna Esposito Yussif, Malakta, Patricia Rodas, Sámi Dáiddaguovddáš, Stina Aikio, Sunna Nousuniemi, Nationales Kunstmuseum der Republik Sakha.
 

TRTBC © Goethe Institut Finnland
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