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Die Geschichte der geteilten Stadt: Die berühmten Musik-Exilanten

David Bowie, Nick Cave oder Iggy Pop in der geteilten Stadt.

Es gibt in Berlin jede Menge Inspirierendes für einen Künstler. Partys in leer stehenden Schwimmbädern, Raves auf verlassenen Flughäfen, Nachtclubs, die tagelang geöffnet blieben. Es gab keine Abgabefristen, um die man sich sorgen machen musste, und auch keine Chefs, die diese durchgesetzt hätten. Es gab zu wenig Grenzen – und es fehlte die Willensstärke, um Nein zu sagen.
 
Berlin war schon immer wie ein Magnet für Musiker und lockte etliche internationale Musikstars an.

Nick Cave

Der in Australien geborene Musiker, Dichter und Author zog 1983 nach West-Berlin und löste kurz darauf seine Band The Birthday Party auf. In der Risiko Bar auf der Yorckstraße lernte er Blixa Bargeld von den Einstürzende Neubauten kennen und fang an mit ihm aktiv zusammen zu arbeiten.
Nick Cave and The bad Seeds in the early 80's
Caves Musik wurde in einigen Filmen von Wim Wenders eingesetzt, wie etwa in Der Himmel über Berlin.

Romy Haag

Kein Cabaret im belebten Nachtleben der damals geteilten Stadt entsprach komplett den Wünschen von Romy Haag, der berühmtesten transgender Person in West-Deutschland. Deshalb eröffnete die Sängerin und Tänzerin 1974 das mit der Zeit sehr erfolgreich gewordene Chez Romy Haag in Berlin-Schöneberg. Viele berühmte Gäste wie Udo Lindberg, Bryan Ferry, Freddie Mercury, Lou Reed oder Mick Jagger besuchten das Cabaret.
 

Iggy Pop

Der „Godfather of Punk“ geriet, wie ein Großteil der Band Iggy Pop & The Stooges, in den Siebziger Jahren aufgrund eines exzessiven und selbstzerstörerischen Lebensstils in die Alkohol und Drogen Abhängigkeit. Um dem zu entfliehen zog Iggy Pop 1976 nach West-Berlin.
 
Weitere Muiskerfolge wären ohne die Bemühungen seines Mentors David Bowie, nicht möglich gewesen. Mit ihm lebte er in einer Wohnung auf der Hauptstraße 155 in Berlin-Schöneberg und arbeitete mehrfach zusammen im Studio.

David Bowie - Von der hellen Sonne Hollywoods in den Kalten Krieg

Nachdem Bowie seine Welttour mühevoll beendet hatte, kam er über europäische Zwischenstationen bei Edgar Froesse von der Krautrock-Band Tangerine Dream in Berlin unter. „Es war ein Umzug in den kalten Drogenentzug und ein radikaler Wechsel des künstlerischen Szenarios,“ schrieb Musikjournalist Ralf Niemczyk.

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„Ein Innehalten in Galerien, in der Malerei der Weimarer Republik, im Travestie-Salon von Romy Haag und letztlich ein musikalischer Schub mit den drei wichtigen, überwiegend in den – durch Berlin-Subventionen günstig zu bespielenden – Hansa-Studios aufgenommenen Alben Low, Heroes und Lodger, mit Blick auf die DDR-Wachtruppen am gespenstisch zerteilten Potsdamer Platz. Bowie hatte die neuen Eindrücke begierig aufgesaugt, die er unter der Ägide seiner Produzenten in eine veränderte Soundästhetik einbrachte. Ein Atmosphären-Wechsel, der in einer seiner prägnantesten Singles Heroes gipfelte: Kühle Synthieflächen begleiten die 'Helden für einen Tag'.“

Ralf Niemczyk
Der Film entstand nach dem Buch Wir Kinder vom Bahnhof Zoo von Christiane F. Das Lied Heroes enthält mit dem gleichnamigen Titelstück eines von Bowies bekanntesten Liedern, das mehrsprachig in Französisch/Englisch und Deutsch/Englisch aufgenommen wurde.
 
Bowie selbst hat zwar mit keinem der späteren Protagonisten der NDW direkt zusammengearbeitet. Doch allein das Wissen, dass der Pop-Großmeister in einen der örtlichen New-Wave-Discos wie dem Dschungel auftauchen könnte, beflügelte die Szene.
David Bowie in Berlin, 2015 David Bowie in Berlin, 2015
„Tatsächlich verstand David Bowie es intuitiv, in seinen knapp zwei Berliner Jahren die Mythen der deutschen Popkulturgeschichte zu verbinden. Er hat Popmusik stets in einen größeren Zusammenhang gestellt, sie durch seinen Stil und die Inszenierung seiner Person wie selbstverständlich als Kunst präsentiert. Ein Hauch von Andy Warhol, Velvet Underground und New York wehte durch Berlin. Wenn man so will, hat Bowie Deutschland einen Pop-Appeal verpasst. Es war jedenfalls sein Verdienst, einer damals noch sehr überschaubaren Kreativgemeinschaft der alten Bundesrepublik den entscheidenden Kick versetzt zu haben, auch wenn das nicht der Grund war, weshalb er in die Stadt gekommen war. Danach konnte nicht nur die Berliner Szene eigene Wege gehen,“ ergänzt Ralf Niemczyk in seinem Artikel über David Bowie in Berlin.