Das neue Gesicht des Hofes auf der Panenská: mutig und nachhaltig

Ein versteckter öffentlicher Raum oder ein zugänglicher privater Innenhof. Innenhöfe in Gebäuden sind architektonische Raritäten. Das Goethe-Institut in Bratislava verbindet in seinem Innenhof ein Café und eine Bibliothek. Während der Pandemie suchten viele Kultureinrichtungen nach einer Möglichkeit, die Menschen unter sichereren Bedingungen zu empfangen und so wurde die Idee geboren, dem Innenhof ein neues Aussehen zu geben. Der Auftrag des Institutsleiters Markus Huber hat die Architektengemeinschaft Woven umgesetzt.

Das neue Gesicht des Hofes auf der Panenská © Goethe-Institut

Sowohl das Goethe-Institut als auch das Woven-Kollektiv haben diese Aufgabe dazu genutzt, um neue Materialien und Nachhaltigkeit als Ansatz für die Ortsgestaltung zu testen. Sie bieten den Besucher*innen eine variablen Gestaltung mit leichten halbrunden Bänken auf Rädern aus Terazzoplast, einem erst kürzlich patentierten Material, von einer Firma aus der Slowakei. Die Terrasse wurde bereits vom Studio la.arch neu bepflanzt.

Versteckter und offener Raum

Ursprünglich war geplant, den Hof zu überdachen und ihn in Pandemie-Situationen für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen.  Die Kostbarkeit des Hofes und des Außenbereichs als grüne Rarität im Stadtzentrum war für die Architektinnen das Argument, die bisherige Anordnung zu nutzen. Sie entwarfen einen Außenbereich, der langlebig und variabel für die verschiedenen kulturellen Aktivitäten nutzbar ist, die regelmäßig im Goethe-Institut stattfinden.

"Wir sind davon überzeugt, dass alle unsere Projekte Elemente der Nachhaltigkeit enthalten und sich in diese Richtung bewegen. Wir wenden uns an lokale Lieferanten und versuchen mit natürlichen Elementen zu arbeiten. Wir sehen es auch als einen nachhaltigen Ansatz an, dass das Design nicht typologisch und flexibel ist. In diesem konkreten Fall haben wir auch nach lokalen Unternehmen gesucht.  Neben dem Terazzoplast, aus dem die Bänke gefertigt sind, haben wir die Sitzkissen in einer geschützten Werkstatt herstellen lassen. Für das Material der Bänke und auch für den Stoff der Sitzkissen haben wir recyceltes Material verwendet", sagt Veronika Michalíková vom Studio Woven. "Materiell gesehen wird dieses Design viele Jahre lang halten, wenn nicht jemand beschließt, es zu ersetzen."

Die Architektin Danica Pišteková vom Studio Woven fügt hinzu: "Der Innenhof kann als Café genutzt werden, aber er wird auch für Lesungen und Community Treffen genutzt. Wir wissen es zu schätzen, dass das Goethe-Institut experimentierfreudig und auf der Suche nach Innovationen war. Im Dialog haben wir herausgefunden, wie wir neue Lösungen ausprobieren können.
 

Das neue Gesicht des Hofes auf der Panenská © Goethe-Institut

Lernen Sie Terazzoplast kennen

Das Material wurde von Otto Nagy Jr. und seinem Vater entwickelt. Es handelt sich um ein slowakisches Patent, das auch auf der Expo Dubai vorgestellt wurde. Der Kunststoff stammt aus illegalen Mülldeponien. "Das Material ist in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich, da es fast zur Hälfte aus recyceltem Kunststoff besteht. Einem, der nicht mehr anderweitig verwertet werden kann. In unserem Gebiet gibt es tonnenweise Deponiekunststoff aus dem Ausland. Dieser Kunststoff ist nicht recycelbar, weil er verschmutzt ist. Es ist auch schwierig ihn zu verbrennen, weil die Verbrennungsanlagen solche Mengen an Kunststoffen nicht auf einmal aufnehmen können", so die Verantwortlichen von Maneotech.

 "Bei dem Entwurf der Bänke zeigte sich auch die Variabilität des Materials. Es ist außerordentlich stabil, sodass es keine Verstärkung der Struktur benötigt. Es ist außerdem sehr leicht und farblich variabel. Man kann auch in den kälteren Monaten im Freien darauf sitzen, weil es nicht kalt ist. Es handelt sich um eine vielversprechende Erfindung für die Slowakei, die in großen Mengen hergestellt werden kann und für Gebiete mit häufigen Erdbeben getestet wird, wo sie für sicheres Bauen von Nutzen sein könnte. Außerdem kann es dazu beitragen, das Problem der riesigen Menge an nicht recycelbaren Kunststoffen zu lösen, die in der Slowakei auf illegalen Mülldeponien lagern.
 

Das neue Gesicht des Hofes auf der Panenská © Goethe-Institut

Wie man die Langlebigkeit von Pflanzen unterstützen kann

Neben den neuen Originalmöbeln besteht das Ökosystem des Innenhofs auch aus Pflanzen. Die Auswahl und Installation wurde von dem Landschaftsarchitekturbüro la.arch durchgeführt:
"Der Auftrag war insofern außergewöhnlich, dass wir die meisten Pflanzen in Designer-Töpfe gepflanzt haben. Ihre Größe bestimmte, welche Pflanzen wir anpflanzen konnten. Wir haben versucht, Pflanzen auszuwählen, die so langlebig wie möglich sind und in der Umgebung gut gedeihen.

Die Nachhaltigkeit der Bepflanzung beruht jedoch nicht auf einem einmaligen Plan, wie die Landschaftsarchitektin Magdaléna Pastvová sagt: "Wir haben auch einen Workshop mit dem Team des Goethe-Instituts durchgeführt, damit alle wissen, wie man die Pflanzen richtig pflegt, damit sie lange in gutem Zustand bleiben.“

Das Goethe-Institut in Bratislava als umweltbewusste Organisation

"Diese Aktivitäten bauen auf unseren langfristigen Bemühungen auf, grundlegende Veränderungen in Richtung einer umweltfreundlicheren Arbeit und Führung der Organisation umzusetzen", sagt Markus Huber, Leiter des Goethe-Instituts Bratislava. Die Renovierung des Innenhofs ist nicht nur eine Suche nach neuen sozialen und kulturellen Begegnungen in Zeiten der Pandemie, sondern auch ein Beispiel dafür, wie wir Innovationen nutzen können, um Abfälle zu verwerten, die Hitze durch den Einsatz von Pflanzen zu mindern und Raum zu schaffen, um darüber nachzudenken, wie wir in Zukunft besser leben könnten.

                                                                                   
                                                                                    Zuzana Révészová/ Team Spolka
 

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