Deutsch mit Socke
Wenn Puppen reden

Esther und Socke
Esther und Socke | © Nachtmann & Silies GbR / WDR 2015

Wie können Kinder mit handgebastelten Sockenpuppen und Tablets Deutsch lernen? Die Macher von „Deutsch mit Socke“ zeigen, wie einfach es geht.
 

Eine rote Puppe namens „Socke“ trifft auf Esther, einen Menschen. Esther redet mit Socke auf Deutsch – eine Sprache, die der kleinen Puppe nicht ganz vertraut ist. Was soll dabei schon schiefgehen? Eine Menge hoffentlich – und darauf kommt es bei „Deutsch mit Socke“ an. Die neue TV-Serie hat Puppet Empire, eine Gruppe von Puppenspielern und Filmemachern aus Köln, für den WDR/KiKa produziert. Socke plappert Esther alles nach und achtet nicht so gründlich auf die deutsche Grammatik. Dennoch klappt es gut mit der Kommunikation. Ein schöner Einstieg in eine deutschsprachige Welt.
 

Deutsch mit Socke: Wie heißt du? (Pjesa 1)

Wie aber können Kinder mit selbstgebastelten Sockenpuppen im eigenen Klassenzimmer Deutsch lernen? Das ergründen dreißig Grundschullehrer/innen, Pädagogen/innen und Erzieher/innen aus Polen unter Anleitung der Filmemacher – ein Angebot des Goethe-Instituts in Warschau. Zunächst werden die Filme geschaut und „Deutsch mit Socke“ begeistert die Teilnehmenden, weil man jedes Mal noch ein bisschen lauter lacht oder weil die Beziehung zwischen Mensch und Puppe einfach so schön ist.

Jetzt wird gebastelt

Genug geschaut, jetzt wird gebastelt! Innerhalb einer Stunde haben alle Teilnehmenden in der deutschen Schule eine Sockenpuppe gefertigt: Zuerst die Socke aussuchen, dann ein Stück Karton nehmen und ein „O“ ausschneiden; das „O“ in der Mitte falten, die Vorderseiten mit doppelseitigem Klebeband bekleben, die Socke auf links drehen und das „O“ auf die Ferse kleben. Die Socke wieder umdrehen und – voilà – die Puppe hat einen Mund.

Jetzt kann der Kreativität freien Lauf gelassen werden: Augen, Haare, Lippen, Kleidung – alle Materialien sind günstig zu erwerben oder sogar kostenlos. Die Teilnehmenden und später dann die Kinder sollen alles selbst machen können.

Eine fertige Sockenpuppe Eine fertige Sockenpuppe | © Till Nachtmann & Stefan Silies So entsteht ein Wesen, das immer mehr einen eigenen Charakter entwickelt. Die Socke ist so, wie die Socke sein will, nicht immer wie die Teilnehmenden sie haben wollen. Manche Teilnehmenden sind enttäuscht. „Sie sollte hübsch aussehen!“, aber bald kommen Meldungen von anderen: „Sie ist doch super! Guck mal, wie sie grinst. Die ist ja lustig!“ Auch die vermeintlich hässlichen Entlein sind schön.

VOR DER KAMERA

Die Handpuppen sind fertig. Was nun? Erst mal ein bisschen ausprobieren. Der Kursleiter schnappt seinen Fotoapparat, schaltet ihn auf Videomodus und sagt: „Wir singen!“ Weil nur die Puppen gefilmt werden – und nicht die Puppenspieler –, heißt es: freie Fahrt für alberne Stimmen, schöne Sprüche und eine ausgelassene Stimmung. So entstehen in kurzer Zeit viele kleinen Szenen: Zwei Sockenpuppen, die sich über einen Stift streiten („Er gehört mir!“ „Nein! Er gehört mir!“). Wichtig dabei: Die Szene muss einen Anfang und ein Ende haben. Ideen für die Szenen kommen aus alltäglichen Konfliktsituationen: Eltern, die ihr Kind dazu bringen wollen, die Hausaufgaben zu machen oder das Zimmer aufzuräumen; ein Streit zwischen Geschwistern; die Vorstellung einer neuen Schülerin in der Klasse – ein bisschen Reibung muss schon sein!

GAR NICHT SO SCHWER

Schnell lernen die Teilnehmenden, worauf sie achten müssen: Den Mund bewegen, wenn die Puppe spricht; den Spiel-Arm gestreckt halten, damit die Puppe aufrecht stehen kann; eine klare untere Kante für das Bild ansagen oder einrichten; immer mit der Puppe in die Kamera schauen; dem anderen Puppenspieler genau zuhören, damit man darauf reagieren kann; sich Zeit lassen und entspannt bleiben.

Ob mit dem Videomodus des eigenen Fotoapparats, dem Smartphone oder einem Tablet – heutzutage ist vieles möglich. Und wenn man auf die Grundregeln achtet – die Kamera still und nah an die Puppen halten – kann wenig schiefgehen. Mit Schnittprogrammen, die es zum Teil gratis im Internet gibt, kann man den Anfang und das Ende eines Clips mit einfachen Mitteln schneiden, eine Blende einbauen oder Musik und Titel einfügen.

In der Praxis machen die Filmemacher aus Köln immer die gleiche Erfahrung: Ob in Flüchtlingsheimen in Deutschland oder Privatschulen in der Türkei, Kinder bilden eine starke Einheit mit ihren selbstgemachten Puppen und lassen sie gerne reden. Und wenn Puppen reden, reden Kinder auch.