„Ich fliege gerne dahin, wo mehr Tageslicht ist“

Viele Menschen sitzen an einem Bach im Englischen Garten in München in der Sonne. Foto (Ausschnitt): Svetlana Kerestely © Goethe-Institut

Sommer in Deutschland heißt: Grillen am Fluss, Entspannen im Garten und Eisessen unter freiem Himmel. Doch wer arbeitet, wenn wir entspannen? Wer repariert unser Fahrrad, wer sorgt für unsere Sicherheit am Badestrand und wer fliegt uns in ferne Urlaubsländer? Wir zeigen, wie sich der Sommer in Deutschland anfühlt.

Arbeiten im Sommer: Flugkapitän: „Ich fliege gerne dahin, wo mehr Tageslicht ist“

Pilot aus Leidenschaft: Peter Rix im Cockpit
Pilot aus Leidenschaft: Peter Rix im Cockpit
Als Flugkapitän ist Peter Rix in der ganzen Welt unterwegs. Gerade das gefällt ihm auch an seinem Job. In der warmen Jahreszeit, sagt er, ist das Fliegen besonders schön. Nicht nur für die Passagiere, sondern auch für die Crew.


Chicago, Tokyo, Buenos Aires, San Diego in vier Wochen – für Flugkapitän Peter Rix ist ein solches Städtepensum Routine. Der gebürtige Nürnberger, Jahrgang 1970, strahlt eine ruhige Kompetenz und Verlässlichkeit aus, die wohl auch aus seiner Berufserfahrung kommt. Seit zwanzig Jahren ist er Pilot, und das immer noch sehr gerne: „Für mich ist es wichtig, einen abwechslungsreichen Job zu haben. Ich mag es zu reisen, die Welt zu sehen, mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten“.

Seit 2002 fliegt er für Lufthansa Langstrecke. Die Fluggesellschaft fliegt mehr als 200 Ziele weltweit an. Im Sommer kommen meist noch einige hinzu: etwa San Diego in Kalifornien oder Shenyang im Nordosten Chinas, wo zahlreiche deutsche Unternehmen einen Firmensitz haben. Rix freut sich auf die neuen Städte und die Unternehmungen vor Ort. Die Crew hat in der Regel einen Aufenthalt von 24 oder 48 Stunden, bevor der nächste Flug ansteht.
Den vierten Streifen auf der Uniform hat nur ein Kapitän.
Den vierten Streifen auf der Uniform hat nur ein Kapitän. | Foto (Ausschnitt): © Lufthansa, Oliver Rösler

Vier bis fünf Flugeinsätze, oder Umläufe, wie es im Fachjargon heißt, hat Rix monatlich. Er ist oft unterwegs, Familie und Freunde haben sich damit arrangiert. Von seinem Wohnort Berlin reist er zunächst zu seinem Einsatzort nach Frankfurt am Main oder München. Von dort geht es weiter zu den verschiedenen Destinationen. Als Kapitän hat Rix die finale Verantwortung an Bord, auch wenn er sich mit dem Co-Piloten beim Fliegen abwechselt. Seine Routine erleichtert ihm vieles, ebenso die „exzellente“ Zusammenarbeitet der gesamten Crew. Doch sein Job ist herausfordernd – körperlich wie physisch. Der Jetlag macht nicht nur den Passagieren, sondern auch der Flugzeugcrew zu schaffen. Hinzu kommt, dass sie oft abends oder nachts starten.

Auch aus diesem Grund mag Rix den Sommer: „Wir fliegen viel auf hohen nördlichen Breiten. Draußen ist es im Sommer hell, und das macht es leichter, zu empfundenen Nachtzeiten im Cockpit zu sitzen.“ Überhaupt sei das Fliegen in der warmen Jahreszeit in vielerlei Hinsicht unkomplizierter: Typische Winterprobleme – Verzögerungen wegen Schneefalls oder weil das Flugzeug enteist werden muss – entfallen.

200 bis 250 Passagiere fliegt Peter Rix.
200 bis 250 Passagiere fliegt Peter Rix. | Foto (Ausschnitt): © Lufthansa, Oliver Rösler

Rix schätzt es auch, dass er bei warmen Temperaturen kaum Gepäck mitnehmen muss: „Das klingt jetzt banal: Aber gerade, wenn man länger unterwegs ist, freut man sich, wenn man keine dicke Jacke mitnehmen muss.“ Und natürlich habe die Sonne eine positive Wirkung auf alle – das Team und die Fluggäste.

Hoch über den Wolken kann er auch nach 20 Berufsjahren den Blick aus dem Fenster genießen: „Wenn wir über die Ostküste Grönlands fliegen, mit fast 3.000 Meter hohen Bergen direkt an der Küste, sage ich zu meiner Crew: Guckt euch das an. Diese Sicht hat man nur im Sommer, im Winter ist es dort dunkel. Ich kann mich noch immer begeistern, es ist faszinierend und wunderschön.“

Wenn jemand berufsmäßig so viel in der Luft ist, möchte er dann im eigenen Urlaub nicht lieber die Bodenhaftung behalten? Rix lacht: „Nein, ich finde immer noch eine Ecke, wo ich noch nicht war.“ Diesen Sommer, erzählt er, besucht er einen Freund in Tallinn: „Ich fliege gerne dahin, wo es mehr Tageslicht gibt. Im Sommer also Richtung Norden, im Winter Richtung Süden.“

Ula Brunner ist Redaktionsleiterin von redaktion.brunner und Redakteurin beim Rundfunk Berlin-Brandenburg/rbb.

Text: Goethe-Institut, Ula Brunner. Dieser Text ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz.
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Juli 2018

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