Glossar

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Haftbefehl
Das Wort "Haft" bedeutete früher in der mittelhochdeutschen Sprache so viel wie "Fessel", "Band". Wenn die Polizei jemanden verhaftet, wird er, wenn man ihn für gefährlich hält, mit Handschellen gefesselt. Eine solche Verhaftung geht aber nicht so einfach. In den meisten Fällen braucht die Polizei einen Haftbefehl. Den beantragt der Staatsanwalt bei einem Richter. Dieser prüft, ob die Gründe, die der Staatsanwalt nennt, ausreichen, um die beschuldigte Person zu verhaften, also in Untersuchungshaft zu nehmen. Dabei muss sich der Richter genau an die Vorschriften der deutschen Strafprozessordnung (STPO) halten. In deren Paragrafen steht, was der Haftbefehl im Einzelnen enthalten muss, wie bei der Verhaftung und danach vorgegangen werden muss. Denn man kann jemanden nicht einfach festnehmen, wenn der "Tatverdacht" nicht ausreichend ist. In jedem Fall muss der Richter bei der Befragung des Verhafteten noch einmal alles genau prüfen (in der Fachsprache ist das ein "Haftprüfungstermin"). Es könnte ja sein, dass der Festgenommene inzwischen durch Zeugenaussagen entlastet worden ist. Dann muss der Richter den Haftbefehl zurücknehmen. Oder aber der Richter kann den Beschuldigten gegen die Zahlung einer bestimmten Summe ("Kaution") erst einmal wieder freilassen. Das geht aber nur, wenn die Straftat kein Kapitalverbrechen wie Mord oder schwerer Raub war und das Gericht der Meinung ist, der Täter wird bis zu seinem Prozess nicht flüchten.

Hartz IV
In Deutschland gibt es knapp 3 Millionen Arbeitslose, die auf dem Arbeitsmarkt eine Arbeit suchen. Um die Situation auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, wurden im Sommer 2003 verschiedene Gesetze beschlossen. Diese Gesetze nennt man in der Umgangssprache "Hartz-Gesetze". (Der Name kommt von dem ehemaligen VW-Manager Peter Hartz, der damals eine Kommission leitete, in der Vorschläge für die Arbeitsmarktgesetze gemacht wurden.) Das "Hartz IV"-Gesetz (eigentlich heißt es "Viertes Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt") soll dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen, die schon lange Zeit arbeitslos sind, eine Arbeit aufnehmen. Der Grundgedanke des Gesetzes lautet: Fordern und Fördern. Gefordert wird, dass die Arbeitslosen eine Arbeit auch dann annehmen, wenn sie eine bessere Ausbildung haben oder bei der sie weniger verdienen, als sie es eigentlich erwarten. Gefördert werden diese Bemühungen durch die Zahlung des sogenannten Arbeitslosengeldes II (ALG II). Dies bekommen alle Arbeitslosen, die arbeiten können, und Anspruch auf Unterstützung haben. Wie sieht diese finanzielle Unterstützung aus? Die Unterstützung durch das ALG II bekommen nur Arbeitslose, die das Geld auch brauchen. Um festzustellen, wie viel Geld die Langzeitarbeitslosen genau bekommen, müssen sie sehr ausführlich Auskunft über ihre finanzielle Situation geben. Wer mehr besitzt als eine bestimmte festgelegte Summe (das ist der so genannte Freibetrag), muss erst von diesem Geld leben, bevor er Anspruch auf staatliche Unterstützung hat. Aber auch Menschen, die arbeiten, können ALG II erhalten, nämlich dann, wenn sie weniger verdienen, als sie brauchen, um davon leben zu können. Wer Hartz IV bekommt, muss bereit sein, ihm angebotene Tätigkeiten auszuüben. Lehnt er das ab, kann er das Recht auf ALG II verlieren.

Hauptstadt
Kannst du mir die Hauptstadt von diesem oder jenem Land nennen? Das ist eine beliebte Quizfrage. Von Deutschland ist es Berlin, von Polen Warschau, von Schweden Stockholm, das wisst ihr alle. Hauptstadt ist meistens die Stadt eines Landes, in der Regierung und Parlament ihren Sitz haben. Oft ist das die größte Stadt des Landes, das muss aber nicht immer so sein. Washington zum Beispiel ist die Hauptstadt, aber lange nicht die größte Stadt der USA.

Hinduismus
Der Hinduismus ist die wichtigste Religion in Indien. Er entstand etwa im 2. Jahrtausend vor Christus. Heute leben etwa 800 Millionen Hindus in Indien, weltweit gibt es ungefähr 880 Millionen Anhänger dieser Religion. Jeder Mensch (Hindu heißt übersetzt "Mensch" ) gehört, davon gehen die Hindus aus, einer bestimmten "Kaste" an. Damit ist eine Gesellschaftsschicht gemeint, die von allen anderen Schichten der Gesellschaft streng getrennt ist. Die oberste Kaste sind Priester (Brahmanen), dann kommen Krieger, Bauern und Handwerker und schließlich Diener. Außerhalb der Kasten befinden sich die "Parias", die Rechtlosen und "Untermenschen". Ähnlich wie im Buddhismus müssen die Menschen nach der hinduistischen Lehre einen langen Kreislauf von Wiedergeburt und Tod durchlaufen, ehe sie errettet werden. Man kann auch als Tier wiedergeboren werden, deshalb essen viele Hindus auch kein Fleisch. Die Hindus verehren zwar nicht einen Gott oder Gründer ihrer Religion, wie es bei den anderen Weltreligionen (Christentum, Islam, Judentum und Buddhismus) der Fall ist. Aber es gibt eine Vielzahl von hinduistischen Gottheiten, zu denen gebetet wird und denen geopfert wird. Die wichtigsten Gottheiten sind der Gott Brahma, der die Welt erschaffen hat, der Gott Vishnu, der das Leben erhält, der Gott Shiva, der für Vergänglichkeit und Tod steht. Ganesha, der Gott der Weisheit, ist bei den Hindus sehr beliebt, weil er immer hilft. Die Anzahl der Anhänger/innen aller großen Religionen in Deutschland und weltweit findet ihr beim Stichwort "Religion".

Holocaust
Das Wort "Holocaust" stammt von dem griechischen Wort "holókaustus" und bedeutet "völlig verbrannt". Der Begriff wird verwendet, wenn von der systematischen Vernichtung ganzer Bevölkerungsgruppen während des Nationalsozialismus gesprochen wird. Im Hebräischen spricht man von "Schoah", was auch "große Katastrophe" bedeutet. Als die Nationalsozialisten in Deutschland 1933 die Herrschaft übernahmen, begannen sie, einzelne Bevölkerungsgruppen auszugrenzen. Die Nationalsozialisten sahen sich als "Herrenrasse" an. Die Juden waren für sie eine "minderwertige Rasse". Sie wurden für alles Schlechte im Land verantwortlich gemacht. Sie wurden angegriffen und viele durften ihre Berufe nicht mehr ausüben. Die Juden durften nichts mehr selbst entscheiden. Verteidigen konnten sie sich nicht, weil man ihnen auch ihre Bürgerrechte weggenommen hatte. Sie mussten ab 1941 sogar ein Kennzeichen tragen, den sogenannten Judenstern. Dies war ein gelber, sechseckiger Stern in Form des Davidsterns. Man nahm den Juden ihr Eigentum, ihre Wohnungen und Häuser weg. Die Juden wurden aus Deutschland vertrieben (deportiert) und in besetzten Ländern in Osteuropa in geschlossenen Stadtteilen untergebracht. Diese Stadtteile wurden "Ghettos" genannt. Eines der größten Ghettos entstand im besetzten Warschau, der Hauptstadt Polens.
Völkermord
Als die Nationalsozialisten den Krieg auf ganz Europa ausweiteten, wurden die Juden überall verfolgt. Es begann ein systematischer Völkermord. Die Nationalsozialisten schafften die Juden wie auch Sinti und Roma, Obdachlose, Behinderte, politisch Verfolgte, sogenannte "Asoziale" oder Kriegsgefangene in sogenannte Konzentrationslager. Manche Lager waren vor allem dafür da, um die Juden in Gaskammern zu ermorden. Von diesen Vernichtungslagern war Auschwitz-Birkenau das größte. Über 6 Millionen jüdische Menschen sind von 1933 bis 1945 getötet worden. Nur ganz wenige verfolgte Menschen haben diesen unmenschlichen Terror überlebt.