Kriterien für eine qualifizierte Sprachförderung

Vor allem beim Frühbeginn sind viel Kreativität und Engagement des Fachpersonals gefordert, um die Kinder kontinuierlich zu motivieren, mit der neuen Sprache zu experimentieren.
 
Hier einige Kriterien für ein gelungenes Sprachangebot aus dem „Qualitätsrahmen für Kindergarten und Vorschule“ :
  • Lehrvoraussetzungen bei der Fachkraft: Die Lehrperson spricht die Fremdsprache auf muttersprachlichem Niveau. Die kontinuierliche Fortbildung von Erzieherinnen und Erziehern in den folgenden Bereichen ist notwendig: Erstspracherwerb, früher Zweit-/Fremdsprachenerwerb, Sprachstandsdiagnostik und Sprachwissenschaft (ausgewählte Themen).
  • Institutionelle Rahmenbedingungen: Sowohl die räumliche Gestaltung als auch die Auswahl der Materialien müssen zu den Lernergruppen passen und ein kindgerechtes Lernen ermöglichen.
  • Konzept der Einrichtung: Die Formulierung eines pädagogischen Konzepts ist grundlegend für den Erfolg jeder pädagogischen Arbeit. Es ist sinnvoll, sich an bereits vorliegenden Modellen erfolgreicher Institutionen zu orientieren und die aktuelle Diskussion einzubeziehen. Das Konzept für das frühe Lernangebot muss von der gesamten Einrichtung mitgetragen werden.
  • Regelmäßige Dokumentation: Spracharbeit basiert auf Beobachtung und begleitender Dokumentation und Diagnostik (Stichwort Portfolio, siehe auch Kapitel „Den Lernweg begleiten – Selbstevaluation“).
Weitere Empfehlungen finden Sie in „Handreichungen: Qualitätsrahmen für Kindergarten und Vorschule“.
 
Allerdings warnen Wissenschaftler gleichzeitig davor, bereits Kindergartenkinder einem Erfolgsdruck auszusetzen. So sieht Thorsten Piske, Professor für englische Linguistik und Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd, mit Sorge den Leistungsaspekt, den viele übermotivierte deutsche Eltern mit dem frühen Fremdsprachenerwerb verbinden. Eine Garantie auf Lernerfolg gibt es seiner Meinung nach nicht. „Verschiedene empirische Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder nicht automatisch eine Fremdsprache auf muttersprachlichem Niveau erlernen, wenn sie vor dem Alter von sechs Jahren damit beginnen.“

Will man die Kinder nicht überfordern, ist vor allem wichtig, dass die Lernmethoden an ihre Entwicklung angepasst sind. Bewährt haben sich insbesondere erlebnisorientierte Beschäftigungen wie Forschen und Entdecken, da Kinder dafür eine natürliche Motivation mitbringen.
 
Auch die Berücksichtigung der sozial-emotionalen Bedürfnisse des Kindergartenkindes (vergleich dazu auch die „Nürnberger Empfehlungen“) sind von zentraler Bedeutung:
  • sich in der Lernumgebung geborgen zu fühlen
  • Zuneigung zu empfangen und sich selbst zeigen zu können
  • Gefühle auszudrücken, sich zu freuen und anderen Freude zu bereiten
  • sich mit anderen zu verständigen, sich mitzuteilen
  • zu spielen, tätig zu sein, sich bewegen und austoben zu können
  • sich gestalterisch auszudrücken 
  • Erfolgserlebnisse zu haben und gelobt zu werden
  • Neues zu erfahren, zu erleben, zu lernen, zu entdecken, aktiv zu forschen
  • neu Erfahrenes in Rollenspielen (oder Ähnliches) nachzuahmen und so emotional zu verarbeiten.
 

Quellen

Widlok, Beate u.a. (2014): Handreichungen. Qualitätsrahmen für Kindergarten und Vorschule. München. Goethe-Institut.

Bibernetz: Kinder wollen gefordert werden.

Widlok, Beate; Petravic, Ana; Org, Helgi und Romcea, Rodica (2010): Nürnberger Empfehlungen zum Frühen Fremdsprachenlernen. München. Goethe-Institut e.V.

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