Steinmeier im Goethe-Institut
„Ohne Kultur geht es nicht“

Johannes Ebert, Frank-Walter Steinmeier und Klaus-Dieter Lehmann bei der Paneldiskussion im Goethe-Institut
Johannes Ebert, Frank-Walter Steinmeier und Klaus-Dieter Lehmann bei der Paneldiskussion im Goethe-Institut | Foto: Loredana La Rocca / Goethe-Institut

Heute besuchte Außenminister Frank-Walter Steinmeier erstmals die Zentrale des Goethe-Instituts in München. Dort informierte er sich über aktuelle Projekte der größten deutschen Mittlerorganisation der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. In einer Diskussion vor dreihundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sprach er darüber, was Politik und Kultur leisten können.



Johannes Ebert stellt Frank-Walter Steinmeier und seiner Ehefrau die Aktivitäten des Goethe-Instituts für Geflüchtete vor. Johannes Ebert stellt Frank-Walter Steinmeier und seiner Ehefrau die Aktivitäten des Goethe-Instituts für Geflüchtete vor. | Foto: Loredana La Rocca / Goethe-Institut Bei einem Rundgang durch verschiedene Stationen im Gebäude bekam Frank-Walter Steinmeier Eindrücke in Projekte für Geflüchtete, internationale Bildungsprogramme und die weltweiten Social-Media-Aktivitäten.

Der Bundesaußenminister erklärte anlässlich seines Besuchs: „Das Goethe-Institut ist Flaggschiff und Marke unserer Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Seine über 150 Außenstellen sind wichtige Knotenpunkte der kulturellen Infrastruktur Deutschlands im Ausland, Botschafter unserer Sprache und kulturelle Freiräume für den gemeinsamen Dialog. Gerade in Zeiten sich häufender Krisen und Konflikte bedürfen wir mehr denn je dieser Freiräume im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Sie helfen uns, die Verbindungen zwischen ‚Innen und Außen‘ neu zu denken und die Verantwortung Deutschlands für die Aufgaben des 21. Jahrhunderts besser wahrzunehmen.”

Verantwortung für europäischen Kulturraum

Präsentation im Videokonferenzraum zu digitalen Projekten Präsentation im Videokonferenzraum zu digitalen Projekten | Foto: Loredana La Rocca / Goethe-Institut In seiner Begrüßung machte der Präsident des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann deutlich, dass Europa wieder ein Kontinent des Respekts und der Diskursfähigkeit werden muss: „Kein Europäer soll sich in einem europäischen Land als Fremder fühlen. Eine gemeinsame Verantwortung für einen europäischen Kulturraum kann der nur marktwirtschaftlichen Sicht entgegen steuern. Dafür engagiert sich das Goethe-Institut mit Nachdruck.“

Der Generalsekretär des Goethe-Instituts Johannes Ebert führte aus: „Wir freuen uns über den Besuch des Außenministers, der auch ein Zeichen für die hohe Wertschätzung ist, die das Goethe-Institut gerade in außenpolitisch turbulenten Zeiten genießt. Kulturdialog und internationale Bildungsprogramme sind unserer Überzeugung nach wichtiger denn je.“

Rundgang durch die Zentrale des Goethe-Instituts – hier entlang der Ausstellung „Erfinderland Deutschland“ Rundgang durch die Zentrale des Goethe-Instituts – hier entlang der Ausstellung „Erfinderland Deutschland“ | Foto: Loredana La Rocca / Goethe-Institut Was können Politik und Kultur leisten?

Im Gespräch diskutierte Außenminister Steinmeier mit dem Generalsekretär Johannes Ebert, der Architektin Regine Keller (TU München) sowie den beiden Schriftstellern Albert Ostermaier und Tilman Spengler: Was können Politik und Kultur in der aktuellen Situation leisten und welche Verantwortung haben sie? Dreihundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfolgten das Gespräch in der Zentrale, 65 Institute weltweit waren via Livestream zugeschaltet. 

Auf dem Panel (von links): Albert Ostermaier, Johannes Ebert, Frank-Walter Steinmeier, Klaus-Dieter Lehmann, Regine Keller und Tilman Spengler Auf dem Panel (von links): Albert Ostermaier, Johannes Ebert, Frank-Walter Steinmeier, Klaus-Dieter Lehmann, Regine Keller und Tilman Spengler | Foto: Loredana La Rocca / Goethe-Institut „Ohne Kultur geht es nicht“, resümierte Steinmeier. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln erörterten die Teilnehmenden, wie die Integration von Geflüchteten und Solidarität in Europa erreicht werden und die Zivilgesellschaft in Anbetracht von Zensur und Eingriffen in den öffentlichen Raum gestärkt werden kann. Neben Europa standen besonders die Entwicklungen in China und Afrika sowie ihre Rückwirkung auf Europa im Mittelpunkt.

Tilman Spengler sprach über seine Erfahrung mit dem Kulturaustausch im von Zensur geprägten China und die Rolle der deutschen Institutionen: „Wir dürfen unsere kulturelle Autonomie nicht aufgeben und gleichzeitig nicht mit erhobenem Zeigefinger auftreten. Was das Goethe-Institut in China geleistet hat, ist vorbildlich.”
 


Wie sich die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik wirkungsvoll in den Diskurs um den öffentlichen Raum einbringen könnte, beschrieb Regina Keller: „Unsere Aufgabe ist es, Menschen im öffentlichen Raum zu erreichen, auch diejenigen, die keine Adresse haben, weil sie in Slums leben – denn die gibt es auch in Europa, direkt vor unserer Haustür.”

„Kultur kann Brückenkopf sein sowie Ängste aufnehmen und formulieren ohne Schonung und Kompromiss. Künstler stehen dabei nicht am Rande, sondern sind Teil ihrer Gesellschaft“, sagte Albert Ostermaier über das von ihm kuratierte Autorenforum front:text auf dem Literaturfest München.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Goethe-Instituts gemeinsam mit dem Bundesaußenminister Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Goethe-Instituts gemeinsam mit dem Bundesaußenminister | Foto: Loredana La Rocca / Goethe-Institut