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Über die Geschichte, die Zeit und Berlin
„Undine“ von Christian Petzold

Undine
Szene aus dem Film „Undine“ von Christian Petzold bei der Berlinale 2020 | Foto (Detail): © Hans Fromm / Schramm Film

Christian Petzold nähert sich der Legende der Wasserfrauen und versieht sie mit einer tragischen Liebesgeschichte, die zugleich lichtvoll ist.
 

Von Erick Estrada

In seiner Version von Undine (diese weiblichen Wesen, die dazu verdammt sind, ins Wasser zurückzukehren, sobald sie ihre tragische Bestimmung erfüllen) handelt es sich um eine junge Frau, die durch Verrat von der Person getrennt wird, die sie für ihre wahre Liebe hält. Das Wasser bietet ihr jedoch Befreiung, als sie einen wie sie dem Wasser verbundenen Mann kennenlernt, einen Industrietaucher. Dieser verliebt sich in ihre Intelligenz. Daraus entwickeln sich weitere Lesarten einer Geschichte von Liebe und Liebesverlust, die ebenso lebenshungrig wie zentriert, so emotional wie spirituell, so real wie träumerisch ist.
 
Undine ist praktisch dazu verurteilt, auseinanderzureißen (Brüche und Spalten sind eigentlich ihr Ding). Sie ist Historikerin, kennt die Geschichte Berlins aus dem Effeff. Christoph, ihr neuer Freund, flickt die Unterwasserrisse Berlins, die Undine so gut kennt. Ihre Bestimmung scheint beschlossen, als sie merken, dass ihre Beziehung fast vollkommen ist, Bruch und Heilung in fast virtuoser Wechselwirkung.
Undine Die Beziehung der Verliebten in "Undine" transformiert sich nahezu in eine Verfolgung | © Hans Fromm / Schramm Film

Doch die Tragödie ist Teil der Romantik


Und Petzold weiß dies. Die Beziehung der Verliebten gewinnt nach und nach eine Eigendynamik und transformiert sich nahezu in eine Verfolgung. Steht sie für die Geschichte, die durchbricht und auflöst? Ist Berlin als Stadt und Wesen zur Gefangenen dieser Geschichte geworden? Ist Christoph die Zeit, die die Narben verschwinden und neue Formen entstehen lässt? Ist das seine Arbeit im sich stets verändernden Berlin?
 
Wenn wir Petzolds Narrativ sehen, könnten wir dies bejahen. An diesem Punkt wird der Film über eine Liebeserklärung an die Liebe hinaus zu einer kleinen Ode über das, was Berlin erlebt und erlitten hat. Aber es ist auch ein Gesang der Hoffnung auf alles, was die Zukunft bringt.
 

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