Ye Zhaoyan im Gespräch mit Navid Kermani
Geschichte(n) im Dialog

Mi, 23.10.2019
19:00 Uhr – 20:30 Librairie Avant-Garde (Wutaishan Store) Nanjing

Zeit: 23.10.2019, 19:00 – 20:30   
Gäste: Navid Kermani, Ye Zhaoyan
Moderation: Clemens Treter (Leiter des Goethe-Instituts China)
Ort: Librairie Avant-Garde Wutaishan Store, Nanjing
Sprache: Deutsch, Chinesisch
Eintritt frei

Anlässlich des Erscheinens der vom Goethe-Institut geförderten chinesischen Ausgabe von „Entlang den Gräben. Eine Reise durch das östliche Europa bis nach Isfahan" sowie des Essaybandes „Nanjing – Biographie einer Stadt" lädt das Goethe-Institut China die Autoren Navid Kermani und Ye Zhaoyan zu einem Gespräch am 23. Oktober 2019 in die Buchhandlung Librairie Avant-Garde in Nanjing ein.

Mit untrüglichem Gespür für sprechende Details erzählt Navid Kermani in seinem Reisetagebuch von vergessenen Regionen, in denen auch heute Geschichte gemacht wird: Ein immer noch fremd anmutendes, von Kriegen und Katastrophen zerklüftetes Gebiet beginnt östlich von Deutschland und erstreckt sich über Russland bis zum Orient. Navid Kermani ist entlang den Gräben gereist, die sich gegenwärtig in Europa neu auftun: von seiner Heimatstadt Köln nach Osten bis ins Baltikum und von dort südlich über den Kaukasus bis nach Isfahan, die Heimat seiner Eltern.

„Nanjing – Biographie einer Stadt ", Ye Zhaoyans Chronik der Stadt Nanjing und ihrer Bewohner, erzählt davon, wie die Stadt wird immer wieder zerstört und verletzt wird, aber jedes Mal aufs Neue ersteht und sich weiter entwickelt. Jeder Wendepunkt in ihrer Geschichte zeigt die Stadt in all ihrer Vielfältigkeit, sie zeigt aber auch, wie die Enttäuschten sich zurückziehen. „Nanjing – Biographier einer Stadt" beschreibt die Ereignisse während eines wechselhaften Abschnitts in der Geschichte Chinas. Nanjing bildet hier nicht nur einen narrativen Raum, sondern auch eine Plattform, die eine sehr breite Perspektive ermöglicht. In diesem Sinne kann das Werk auch als eine Geschichte Chinas gelesen werden, die anhand der Geschichte von Nanjing aufgerollt wird.

Das Gespräch bringt beide Autoren in einen Dialog: ein Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart,　 ein Dialog zwischen West und Ost, vor allem aber ein Dialog zwischen verschiedenen Methoden des Schreibens über Geschichte.

Navid Kermani, geboren 1967 in Siegen, lebt als freier Schriftsteller in Köln. Er ist habilitierter Orientalist und Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sowie des 1. FC Köln. Von 2000 bis 2003 war er Long Term Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, von 2009 bis 2012 Senior Fellow am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen. Das Jahr 2008 verbrachte er als Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Er hielt Poetikvorlesungen in Frankfurt, Göttingen und Mainz; Gastprofessor war er in Frankfurt sowie am Dartmouth College in den Vereinigten Staaten. Zurzeit lehrt er als Gastprofessor an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Für seine Romane, Essays und Reportagen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Kleist-Preis, den Joseph-Breitbach-Preis sowie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Ye Zhaoyan, geboren 1957 in Nanjing. Nach dem Abitur im Jahr 1974 arbeitete er vier Jahre als Schlosser. 1978 wurde er an der Universität Nanjing aufgenommen und erhielt 1986 seinen Master-Abschluss. Anfang der 1980er-Jahre begann er seine schriftstellerische Karriere. Zu seinen Hauptwerken zählen die gesammelten Romane von Ye Zhaoyan in acht Bänden, Kurzgeschichten von Ye Zhaoyan in drei Bänden, die Romane „Nanjing 1937: A Love Story", „Other People’s Love", „How Stubborn Our Hearts", „Reflections of Scenes on the Qinhuai River" und viele andere.