Konzert
Mustafa Said - Into the Silence Zone

Un-Plugged Music Nights

Mi, 14.12.2022
19:00 Uhr Goethe-Institut Kairo – Galerie Takhshina²

In der Literatur und in der Geschichte waren alle Menschen, die für ihre Weisheit bekannt waren, vor allem für ihr Schweigen bekannt. Man kann in diesen Büchern leicht herausfinden, dass dieser Prophet oder jener Philosoph die meiste Zeit geschwiegen und nur dann gesprochen hat, wenn es nötig war.

Was geschieht in diesen Momenten des Schweigens? Was hören wir? Verdauen wir, was wir zuvor gehört haben?
Denken wir über sie nach? Oder hören wir noch einmal von innen, als würden sie in einer umgekehrten Bewegung vom Inneren des Ohrs nach außen gelangen, wie eine Strömung im Meer?

In der Stille höre ich meist Melodien oder Klänge, die ich aus der Erinnerung nicht wiedererkenne. Ein paar Mal höre ich jedoch Melodien, die wie von einem Grammophon kommen, das dieselbe Platte wiederholt. Manchmal lösen sie direktere oder tiefere Gefühle aus, als wenn sie einem Grammophon kommen. Manchmal sind sie nah, manchmal weit entfernt.

Vergleichen Sie ein Gedicht, das in zwei Melodien von zwei Sängern aus verschiedenen Jahrzehnten gesungen wird. Aber nicht nur die Melodien, sondern auch die Qualität der Schallplatten, der Fortschritt im Laufe der Zeit, die Technik und die Unterschiede zwischen den Plattenfirmen im Klang.

Unterschiede zwischen zwei Dialekten bei der Aufführung eines Musikstücks, türkische und arabische Aufführungen desselben Stücks. Handelt es sich nach diesen Aufführungen wirklich um dasselbe Stück?

In dieser Arbeit versuche ich, dieses innere Hören zu reflektieren, das keine Ordnung und keinen Grund hat. Ich führe einen Dialog mit meinem Oud, oder sagen wir, mit meiner Vorstellung davon, wie meine Interpretation oder Vision dieser Wellen zusammenkommt.

Ein Dialog zwischen Erinnerung und Rückbesinnung, der nicht darauf abzielt, zu zeigen, was im Inneren aufgeführt ist, sondern zu versuchen, den Zuhörer sich selbst vorstellen zu lassen, um vielleicht zu entdecken, was in jedem Zuhörer zu hören ist.

Mustafa Said, geboren in Kairo, ist Musiker, Komponist, Musikwissenschaftler, Oud-Virtuose und Sänger. Er ist Mitglied der Bait Al Oud Foundation und wurde 2004 zum Professor ernannt. Seit 2006 unterrichtet er am Higher Institute of Music an der Antonine University of Beirut im Libanon. Mustafa gründete 2003 das Asil Ensemble für zeitgenössische arabische klassische Musik. Mustafa Said ist Preisträger des Aga Khan Music Awards 2019 und war von 2009 bis 2022 Direktor der "AMAR Foundation for Arab Music Archiving & Research", der einzigen Organisation in der arabischen Welt, die sich der Audioarchivierung arabischer Musik widmet. Mustafa leitete und adaptierte auch "Rawdat Al-Balabel", eine von AMAR und der Sharjah Art Foundation geförderte Podcast-Serie über klassische arabische Musik.
Er unternahm eine Studienreise rund um das Mittelmeer und nach Zentralasien, um Musik aus verschiedenen Regionen zu studieren.

Er leitete Workshops und hielt Konferenzen und Vorträge in vielen akademischen und künstlerischen Einrichtungen. Außerdem hat er mehrere Musikkompositionen für Theaterstücke, Tanzaufführungen und Dokumentarfilme geschrieben. Er hat an vielen internationalen Musikfestivals teilgenommen, entweder als Solist, als Gastkünstler, in Zusammenarbeit mit anderen Musikern oder mit dem Asil Ensemble (das er 2003 gegründet hat).

Vier Alben mit seinen Kompositionen wurden veröffentlicht, ebenso wie zahlreiche Artikel in wissenschaftlichen Publikationen und Zeitschriften. Seine Musik und seine Essays wurden mit zahlreichen Preisen und Rezensionen gewürdigt.

Der musikalische Abend findet im Rahmen von ”Un-plugged” statt:
„Un-plugged“ ist eine Veranstaltungsreihe musikalischer Darbietungen mit Solo-, Duo- und Trio-Auftritten von ägyptischen, in Ägypten ansässigen sowie deutscher Künstler*innen.

In den letzten Jahren ist unsere Abhängigkeit von technischen Geräten stark gestiegen. Wir nutzen Bildschirme und Lautsprecher zum Arbeiten, Netzwerken und Kommunizieren.  

Die „Un-plugged“-Reihe ist ein Versuch, mit außergewöhnlicher Live-Musik eine Weile abzuschalten und den Stecker zu ziehen. Damit wird der akustischen Klang in den Fokus zu gerückt und die ästhetischen Nuancen der Musik werden stärker hörbar.

Wir legen Wert auf die Abstandsregeln und schließen die Türen, wenn der Veranstaltungsraum zu voll wird.