Fotografie
Fotobücher aus Indonesien – die Rolle der Gemeinschaft

Fotobuchpreis - Jakarta
Fotobuchpreis - Jakarta | © Ng Swan Ti

Ähnlich wie Fotobücher aus anderen Ländern, haben indonesische Fotobücher eine Vielzahl von Themen. Kunst, Journalismus, Naturaufnahmen, Dokumentationen, persönliche Entdeckungsreisen, Reise und Kultur stehen oft im Mittelpunkt indonesischer Fotobücher.

Fotobücher sind ein schnell wachsender Teil der Fotografie und Verlagsindustrie weltweit. Manche würden sogar so weit gehen und sagen, dass wir uns in der goldenen Ära der Veröffentlichung von Fotobüchern befinden. Die Rolle des Fotobuchs als Medium ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass all diejenigen, die in der Welt der Fotografie involviert sind, sie als ein wesentliches Instrument sehen, um seine eigenen fotografischen Werke zu veröffentlichen.

Der Charakter eines Fotobuchs, anders als eine Fotoausstellung, bringt es in eine Position, in der das Buch selber das Medium der Publikation ist. Ein Fotobuch erleichtert es, fotografische Werke neu zu besichtigen und wiederholt zu betrachten, es ist einfacher zu verteilen und zu Referenz- oder Forschungsmaterial zu werden, wenn nötig.  All diese Punkte haben dazu geführt, dass es zur Gewohnheit geworden ist, Fotobücher als demokratische Form einer Ausstellung zu bezeichnen, obwohl dies nicht immer der Fall ist – besonders nicht bei Büchern, die nur in geringer Auflage erscheinen. Der heutigen Zeit angemessen, kann ein Fotobuch sogar ein alleiniges Objekt einer Ausstellung sein. In letzter Zeit wurden viele Fotobücher mit unermesslichem historischen Wert entdeckt, die dann in Fotoausstellungen – sicher hinter Glas – präsentiert wurden.

Selbst Indonesien nimmt an dieser Entwicklung teil. Dies wurde besonders in vergangenen Jahren deutlich: es ist zunehmend einfacher, neue Fotobücher zu finden, publiziert entweder vom Fotografen selber im Eigenverlag, oder von einem indonesischen Verleger. An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass “zunehmend einfacher” nicht bedeutet, dass die Anzahl indonesischer Fotobücher vergleichbar ist mit denen aus anderen Ländern, in denen Fotobücher bereits Teil der Kultur geworden sind. Die Anzahl der indonesischen Fotobücher ist noch immer relative gering für ein Land mit über 250 Millionen Einwohnern. Aber dieses neue Phänomen ist ein positives Zeichen und zeigt, dass indonesische Fotografen Fotobücher als wichtiges Medium betrachten.

Fotobücher aus Indonesien Fotobücher aus Indonesien | © Goethe-Institut Indonesien Ähnlich wie Fotobücher aus anderen Ländern, haben indonesische Fotobücher eine Vielzahl von Themen. Kunst, Journalismus, Naturaufnahmen, Dokumentationen, persönliche Entdeckungsreisen, Reise und Kultur stehen oft im Mittelpunkt indonesischer Fotobücher. Ein Reisebuch mit einem Kunstbuch zu vergleichen ist natürlich in etwa so, als würde man Äpfel mit Orangen vergleichen, dennoch hat jedes Fotobuch seine eigene Zielgruppe.

Auf den ersten Blick mögen indonesische Fotobücher also sehr denen aus dem Ausland ähneln, aber eine genauere Betrachtung zeigt, dass die Ergebnisse sehr unterschiedlich sind; das gleiche gilt auch für den Inhalt von Fotobüchern aus Japan, Amerika oder Europa. Indonesische Fotobücher haben ihre eigene, besondere Qualität im Vergleich zu jenen aus anderen Ländern. In dieser Hinsicht sind Fotobücher sehr effektiv, wenn es darum geht, als visuelle Fenster zu unterschiedlichen Kulturen und Perspektiven zu fungieren.
 

Die momentane Situation und Herausforderungen für indonesische Fotobücher

Es muss angemerkt werden, dass indonesische Fotobücher noch keine besondere Aufmerksamkeit auf internationaler Bühne erlangt haben. Viele Faktoren tragen zu dieser Situation bei, beginnend mit der relativ neuen “Fotobuch-Kultur” im Land bis hin zu Marketingstrategien und einer fehlenden Infrastruktur. Die vergleichsweise geringe Anzahl von neuen Titeln in den vergangenen Jahren hat nicht dazu beigetragen, Indonesien als ein Fotobuch-produzierendes Land zu positionieren.. 

Es muss gesagt werden, dass indonesische Fotobücher glücklicherweise im Allgemeinen eine positive Reaktion im Land hervorrufen – trotzdem gibt es viele andere Faktoren, die besorgniserregend sind. Die wachsende Anzahl von Fotobüchern in verschiedenen Genres hängt von den Verkaufszahlen innerhalb der Fotografie-Enthusiasten ab; ansonsten werden die Fotobücher kaum kommerziellen Erfolg haben. Es gibt eine Tendenz unter den Käufern, selektiver mit den Produkten zu sein, die sie kaufen wollen. Dies war vor wenigen Jahren noch anders, als indonesische Fotobücher noch etwas Neues waren und genau aus diesem Grund gekauft wurden – Käufer wollten einfach sagen können, dass sie eines besitzen.  Es ist dies die gröβte Herausforderung in der weiteren Entwicklung indonesischer Fotobücher, besonders für Herausgeber und Eigenverleger, die es sich zum Ziel gesetzt haben, Fotobücher in Indonesien tragfähig zu machen.


 Fotobuchpreis - Jakarta Fotobuchpreis - Jakarta | © Eddy Purnomo Hinsichtlich der Marketingstrategie werben die meisten Herausgeber und Eigenverleger in Indonesien in sozialen Medien für ihre Bücher. Dies ist auch nichts Ungewöhnliches in anderen Ländern, dennoch gibt es einen bedeutenden Unterschied. Herausgeber von Fotobüchern im Ausland haben ein Vertriebsprogramm, das parallel zum Marketing in den sozialen Medien läuft. Postings in den sozialen Medien sind relativ schwer über den eigenen Freundes- und Bekanntenkreis in den jeweiligen Netzwerken hinaus zu verbreiten, und es ist schwierig, diese Beiträge in einer Online-Suchmaschine zu finden.

Eine weitere Herausforderung ist es, eine Infrastruktur zu kreieren, die dabei hilft, einen einfacheren Zugang zu den Büchern zu erhalten. In einigen Ländern, in denen es bereits eine starke Fotobuch-Kultur gibt, ist es einfach, Buchläden zu finden, die sich auf Fotobücher spezialisiert haben. In Indonesien gibt es erst seit kurzem eine Kultur unabhängiger Buchläden. Die Eröffnung solcher Buchläden bietet die Möglichkeit, indonesische Fotobücher durch Diskussionen und Autogrammstunden zu bewerben, die die Fotografen potentiellen Käufern näherbringen. Zudem gibt es seit einigen Jahren immer mehr Fotobuch-Festivals in anderen Ländern, in der Form von Messen oder Ausstellungen. Renommierte Fotografie-Festivals haben normalerweise auch Aktivitäten rund um das Fotobuch in ihrem Programm.

Der Enthusiasmus ist groβ, und wenn wir von Quantität sprechen, ist die Zahl der veröffentlichten und verkauften/gekauften Büchern relativ hoch. Aber Indonesien hat noch keine unterstützende Infrastruktur, wie es sie in anderen Ländern gibt, und nicht viele Herausgeber trauen sich, in umfassende Marketingstrategien zu investieren. Dies führt zu einem Vertriebsnetz, in dem die Verbreitung von Fotobüchern innerhalb und auβerhalb des Landes noch nicht optimal ist. Alle Verkäufe werden noch direkt vom Selbstverleger oder Herausgeber selber durchgeführt.

Andere unterstützende Infrastruktur wie Werbung in den Medien oder Buchrezensionen existieren so gut wie gar nicht. Unsere Fotomagazine zum Beispiel, die über Techniken, Geräte und Ausstattung diskutieren, haben normalerweise keinen Raum für Fotobücher. Fotomagzine, die sich nicht auf Technik und Ausstattung konzentrieren, wie beispielsweise das IMA Magazin in Japan, Aperture Magazine in Amerika und Foam in den Niederlanden, existieren in Indonesien nicht. Die wenigen Beispiele, die es gibt, können als Beleg dafür angeführt werden, dass solche Magazine eher als Luxus und nicht als Notwendigkeit betrachtet werden.


Die Rolle der Gemeinschaft in der Entwicklung indonesischer Fotobücher

Wie bereits erwähnt, dämpfen diese Herausforderungen nicht unbedingt den Enthusiasmus der indonesischen Öffentlichkeit gegenüber lokalen Fotobüchern. Indonesische Fotobücher werden relativ schnell verkauft,  und dies ist einer der Faktoren, der zu den vielfältigen Aktivitäten rund um Fotobücher beiträgt und die Unterstützung der lokalen Fotografie-Gemeinschaften anregt.

Die Gemeinschaft ist ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht, das Interesse an indonesischen Fotobüchern zu steigern. Da Fotobücher relativ teuer sind, hat nicht jeder Zugang zu ihnen. Der Mangel an Bibliotheken, die Fotobücher in ihrer Kollektion haben, ist ebenfalls eine Herausforderung und macht es der Öffentlichkeit nicht leicht, an Fotobücher heranzukommen. Fotografie-Gemeinschaften, lokale und auch im Netz, helfen dabei, den Zugang zu Fotobüchern zu erleichtern.

Formelle und informelle Treffen sind eine wunderbare Gelegenheit, den Durst nach mehr Wissen zu stillen und hilft auf der anderen Seite, das Interesse daran, ein eigenes Buch zu veröffentlichen, zu steigern. Veranstaltungen wie diese werden oft zu einer Plattform für neue Ideen in Zusammenhang mit einem gemeinsamen Interesse an Fotobüchern, und um Verbindungen zu relevanten Akteuren der Fotobuchindustrie zu knüpfen.  Andererseits erleichtern und erweitern die Online-Aktivitäten die Vebreitung von Informationen über bereits veröffentlichte Fotobücher und bieten eine Plattform, um indonesische Fotobücher zu verkaufen und kaufen.

Aus diesen Gemeinschaften sind in letzter Zeit Fotobuch-Bibliotheken entstanden. Ha! Am Ende ist dies die einzige logische Konsequenz, wenn wir von zu vielen Büchern umgeben sind. Sharing is caring