Der indische Subkontinent ist seit dem späten 18. Jahrhundert ein Sehnsuchtsort deutscher Kulturschaffender und Intellektueller. Davon zeugen die Werke von Schriftstellern wie Hermann Hesse und Günther Grass. In ihren Texten spiegeln sich nicht nur allgemeine Vorstellungen von Indien, sondern auch persönliche kulturelle Paradigmen wider.
Es gibt kein Verstehen ohne Vorurteil – so argumentierte der deutsche Philosoph und Verehrers der indischen Philosophie, Karl Jaspers. Oder anders gesagt: Jede Berührung mit anderen kulturellen Kontexten wird auch von Projektionen begleitet. In dieser Gesprächreihe laden wir Autorinnen und Autoren, Publizistinnen und Publizisten sowie Künstler*innen aus der Literatur und anderen Bereichen ein, die Rolle von Projektionen für interkulturelle Begegnungen zu erkunden. Sind Projektionen unverzichtbar? Wenn ja, sind sie nur negativ, oder können Projektionen auch produktiv sein? Wie kommen Projektionen in der Literatur zum Ausdruck?
Kommende Veranstaltungen
Ort: Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan New Delhi; die Veranstaltung wird auch live gestreamt. Hier anmelden
Über die Veranstaltung
Der feministische Diskurs wird in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedlich verstanden und geführt. Dies lässt sich auch in der Literatur nachvollziehen. In der Veranstaltung diskutieren Schriftstellerinnen und Publizistinnen aus Deutschland und Indien, wie sich Feminismus und Geschlechterbeziehungen in der Literatur beider Länder widerspiegeln, und inwiefern gesellschaftliche Normen und globale Bewegungen den feministischen Diskurs geprägt haben.Teilnehmerinnen
Mithu Melanie Sanyal wurde 1971 in Düsseldorf geboren und ist Kulturwissenschaftlerin, Journalistin und Kritikerin. 2009 erschien ihr Sachbuch Vulva. Das unsichtbare Geschlecht, und 2016 Vergewaltigung. Aspekte eines Verbrechens. In ihrer Arbeit setzt sie sich mit Feminismus und Postkolonialismus auseinander. Ihr Debütroman Identitti kreist um Debatten über Herkunft, Kultur und Identität. Die englische Fassung ist im Juli 2022 erschienen.Weitere Informationen: Mithu Sanyal bei „New Books in German“
Mithu Sanyal nimmt digital an der Veranstaltung teil.
Ritu Menon ist Feministin, Verlegerin und Schriftstellerin und engagiert sich seit mehr als 30 Jahren in der Frauenbewegung in Indien und Südasien. Sie hat mehrere Bücher und Anthologien geschrieben und veröffentlicht, darunter auch ihr wegweisendes Werk Borders & Boundaries: Women in India’s Partition sowie Out of Line: A Literary and Political Biography of Nayantara Sahgal; Address Book: A Publishing Memoir in the Time of COVID sowie jüngst ZOHRA! A Biography in Four Acts.
Moderation
Vangmayi Patakala ist Journalistin und Autorin und publiziert unter anderem in The Hindu und Mint Lounge zu Kunst und literarischer Kultur. Sie hat einen Master in Journalismus von der Medill School of Journalism der Northwestern University und einen Master in englischer Literatur von der Universität Delhi. In Kürze erscheint von ihr eine Biografie von Homai Vyarawalla für Kinder.Hermann Hesses 1922 erschienener Roman Siddhartha steht in der Tradition der romantischen Indienbegeisterung in Deutschland. Prägend wurde Siddhartha auch für eine spätere Phase der Indieneuphorie, die in den 1960er- und 1970er-Jahren Tausende junge Menschen aus Europa und den USA nach Indien und Afghanistan aufbrechen ließ. Wie hat Siddhartha das Indienbild in Deutschland geprägt? Aus Anlass von 100 Jahren Siddhartha sind hier Beiträge zur gegenseitigen Rezeption von Südasien und Deutschland zusammengeführt - in Literatur, Musik, Film und Alltagskultur.
„Siddhartha“ in Übersetzung
Die Vielzahl an Übersetzungen zeigt, wie beliebt Siddhartha in Südasien ist.
Musik war und ist ein ständiger Akteur der Interaktionen zwischen lokalen und internationalen Interessen, ein Ausdruck der flüssigen Moderne. Südasien und Deutschland gelten als kosmopolitische Räume für den interkulturellen, transnationalen Austausch, in denen seit den 1960er Jahren Live-Musikveranstaltungen und Festivals explosionsartig ansteigen. Ein aufkeimendes Interesse lässt sich anhand von JISR rekapitulieren, einer deutschen Band, die Ende der 1960er Jahre durch Südasien tourte, mit Afghanistan und Indien als wichtigen kulturellen Stationen. Was einst nur kleine Teasers sind heute ein regelmäßiges Vergnügen, wobei die Musik seit Anfang des 21. Jahrhunderts immer flüssiger wird.
JISR - auf Tournee in Südasien
Jisr heißt auf arabisch Brücke. Das internationale Ensemble musiziert in variationsreichen Besetzungen mit hochkarätigen virtuosen Musikerinnen und Musikern. In mehreren Musikgerenes verwurzelt, baut dieses unkonventionell instrumentierte musikalische Projekt Brücken zwischen Arabian, Afro, Jazz, Rock und Klassik. Dabei schlägt Jisr den Weg des Maximums an musikalischer Vielfalt und Improvisation ein.
2016 gründete der Marokkaner Ramdan, den das Germanistikstudium nach München brachte, die Gruppe mit zwei geflüchteten Syrern. Marja Buchard ist ebenfalls Jisr-Band-Mitglied. Sie leitet als Multiinstrumentalistin auch die Weltmusikgruppe Embryo, welche 1969 von ihrem Vater Christian Burchard gegründet wurde. 2016 übernahm Marja Burchard die Band und führt sie seit dem Tod ihres Vater 2018 weiter.
Im März 2022 touren Jisr auf Einladung des Goethe-Instituts durch Südasien - mit Stationen in Colombo, Karachi, Dhaka, Kolkata, Delhi, Chennai und Bangalore.
EMBRYO
Die Band Embryo wurde 1969 von den Multiinstrumentalisten Christian Burchard und Edgar Hofmann in München gegründet. Sie gelten als eine der Vorreiter des sogenannten Krautrocks in den 1960er-Jahren. Die Band reiste 1979 über den Landweg von Deutschland nach Indien und Afghanistan. Seitdem hat sich die Band intensiv mit indischer, afghanischer und auch afrikanischer Musik auseinandergesetzt. Bis heute verbindet die Band Jazz mit Rhythmen und Instrumenten aus Indiens, Afrika und der arabischen Welt.
Marja Burchard, Mitgründerin der Band Jisr, übernahm die Leitung von Embryo 2016 von ihrem Vater Christian Burchard.