Hannah Arendt

Hannah Arendt Foto: © Heimatfilm Regie: Margarethe von Trotta, Deutschland 2011/2012, 100 Min.
Mit Barbara Sukowa, Axel Milberg, Janet McTeer, Julia Jentsch, Ulrich Noethen


1960 wird der NS-Verbrecher Adolf Eichmann in Argentinien entführt und in Israel vor Gericht gestellt. Für die Zeitschrift The New Yorker reist die deutsch-jüdische Schriftstellerin und politische Theoretikerin Hannah Arendt, die 1933 aus Deutschland emigrierte und sich 1941 in New York niederließ, als Korrespondentin zu dem Prozess und ist überrascht, als sich der Angeklagte für sie nicht als ein Monster oder kriminelles Genie, sondern als ein mittelmäßiger Bürokrat entpuppt.

Über die Dialoge, die Arendt in dieser Zeit mit ihrem Mann Heinrich Blücher (Axel Milberg), den langjährigen Freunden Hans Jonas (Ulrich Noethen), Kurt Blumenfeld (Michael Degen) und Mary McCarthy (Janet McTeer) sowie ihrer Sekretärin Lotte Köhler (Julia Jentsch) führt, wird der Zuschauer über einige ihrer biografischen sowie die politisch-philosophischen Hintergründe und Motive ihrer Positionen informiert.
Zwischenszenen handeln von Arendts Leben in Deutschland vor 1933 und von ihrer Beziehung zu Martin Heidegger (Klaus Pohl).
Nach zwei Jahren intensiver Arbeit an diesem Essay wird er 1963 in fünf Teilen veröffentlicht und provoziert schon nach dem Erscheinen der ersten Folge sofort einen weltweiten Skandal. Hannah Arendt zieht sich aufs Land zurück, um sich der öffentlichen Aufmerksamkeit zu entziehen. Auch viele ihre Freunde kritisieren sie heftig und werfen ihr eine Verharmlosung des Holocausts vor. Ihre akademische Karriere scheint gefährdet, und die Veröffentlichung der Artikelserie als Buch (Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen) soll sie auf Drängen des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad aufgeben.
Arendt jedoch bleibt konsequent bei ihrer Haltung und scheut keine Auseinandersetzungen. Bei ihren weiteren Vorlesungen sind die Hörsäle überfüllt, die Studenten hören mit Interesse ihre Analysen und unerschrockenen Schlussfolgerungen, denn sie wirkt, gerade für junge Menschen, wegweisend in ihrem Verständnis von Menschlichkeit, persönlicher Verantwortung und engagiertem Denken.

Ralph Eue