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Fotografie und Erinnerung: Claudia Heinermann über Unterdrückung und Widerstand

Führung und Vortrag|Im Rahmen der Ausstellung „Siberian Exiles. Baltische Zeugnisse sowjetischer Repression“

  • Nacionalinė dailės galerija, Vilnius

  • Sprache Deutsch
  • Preis Eintritt frei. Anmeldung erforderlich bis zum 14.01.2026

Fotoausstellung „Siberian Exiles. Claudia Heinerman. Baltic Testimonies of Soviet Repression“ in der Nationalgalerie © NDG

Paroda „Sibiro tremtys“ Foto © NGD/Gintarė Grigėnaitė

Das Goethe-Institut Litauen organisiert eine besondere Veranstaltung für die deutsche Brigade:

Am 16. Januar 2026 wird Claudia Heinermann eine deutschsprachige Führung durch ihre Ausstellung „Siberian Exiles. Baltische Zeugnisse sowjetischer Repression“ geben.
Als Einführung in die Ausstellung gibt sie einen 20-minütigen Vortrag, in dem sie kurz den historischen Hintergrund der sowjetischen Besetzung der baltischen Staaten erläutert, die zu Massendeportationen und Repressionen der Balten führte.
Anhand eines beeindruckenden Familienalbums von Rimantas Šimulionis spricht sie über die Deportationen, den Widerstand und den Kampf um die Unabhängigkeit in den späten 1980er Jahren sowie über die tragischen Ereignisse am Fernsehturm in Vilnius im Januar 1991. Die gezeigten Fotografien wurden eigens für den Vortrag ausgewählt und sind nicht Teil der Ausstellung.

Während der anschließenden Führung durch die Ausstellung erzählt Claudia Heinermann über ihre Interviews mit den Zeitzeugen, die Reisen nach Sibirien und Kasachstan und ihre Motivation für dieses Projekt. Dabei gibt es ausreichend Gelegenheit für Fragen und Gespräche über das Thema.

Die Veranstaltung richtet sich an die deutsche Brigade. Weitere deutschsprachige Interessierte sind eingeladen, sich bis spätestens 14. Januar 2026 unter info-vilnius@goethe.de anzumelden, um teilnehmen zu können.

Über die Ausstellung:

Die Ausstellung Siberian Exiles. Baltische Zeugnisse sowjetischer Repression ist vom 7. November 2025 bis 8. Februar 2026 in der Nationalen Kunstgalerie Vilnius zu sehen und wird vom Goethe-Institut Litauen unterstützt.

Seit 2016 arbeitet Claudia Heinermann an einem fotografischen Triptychon, mit dem sie die sowjetische Unterdrückung der baltischen Staaten aus dem Vergessen hebt. In dieser Ausstellung werden erstmals alle drei Teile zusammengeführt.
Von 1940 bis 1991 waren Estland, Lettland und Litauen besetzt. Während der sowjetischen Annexion kam es zu Massenverhaftungen, Hinrichtungen und Deportationen, die tiefe Narben in der Bevölkerung hinterließen. 1990-1991 erlangten die Länder ihre Unabhängigkeit zurück – doch mit der russischen Invasion in der Ukraine ist die einst überwundene Angst vor imperialer Bedrohung erneut spürbar geworden.
In der Ausstellung berichten Zeitzeugen über die Deportationen von Frauen und Kindern in abgelegene sibirische Regionen, das Leben in Gulag-Lagern, den organisierten Widerstand gegen die sowjetischen Besatzer und den Beginn des Kalten Krieges. Persönliche Geschichten eröffnen Raum für Nuancen, ermöglichen neue Perspektiven auf die Geschichte und geben vergessenen oder ignorierten Opfern eine Stimme.

Zu ihren Beweggründen sagt Claudia Heinermann: „Niemand wurde jemals für die von den Sowjets begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde erstmals offen darüber gesprochen, doch im heutigen Russland unter Putin wird die stalinistische Vergangenheit wieder unter den Teppich gekehrt. Deshalb halte ich es für wichtig, die hinter dem Eisernen Vorhang verborgenen Geschichten zu hören und zu bewahren – sie können helfen, die Geschichte richtig zu beleuchten.“

Darüber sprach Heinermann mit Historikern und Zeitzeugen. Auf den Spuren der deportierten Bewohner der baltischen Staaten unternahm sie weite Reisen durch das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion.

Claudia Heinermann (geb. 1967 in Iserlohn/Deutschland) studierte Bildende Kunst und Dokumentarfotografie. Heute lebt sie als freiberufliche Fotografin in den Niederlanden.
Sie widmet sich vorwiegend Langzeitdokumentationen zu zeitgeschichtlichen Themen und Kriegsfolgen. Die Fotografin arbeitete in Ländern wie Bosnien, Russland, Litauen, Lettland, Estland, Belgien, Deutschland und Ruanda.
Claudia hat bisher sieben Fotobücher veröffentlicht und an zahlreichen Publikationen mitgewirkt. Ihre Werke wurden von verschiedenen Sammlungen erworben und in mehreren Museen ausgestellt, darunter: Nederlands Fotomuseum Rotterdam, Kamp Westerbork, Kamp Vught, Liberty Park/NL, Holocaust Museum Mechelen/Belgien, Deutsches Historisches Museum Berlin sowie in Galerien und auf Fotofestivals in den Niederlanden, Belgien, Litauen, Georgien, Kaliningrad und Deutschland.

Im November 2015 veröffentlichte sie ihren preisgekrönten Fotoband „Wolfskinder. A Post‐War Story”. Sieben Jahre lang arbeitete Heinermann an ihrer Trilogie „Siberian Exiles”, die 2023 im Nederlands Fotomuseum in Rotterdam ausgestellt wurde. Zwischen 2020 und 2023 veröffentlichte sie alle drei Teile der Trilogie. „Siberian Exiles Part 1, 2 und 3” wurden mit der Silbermedaille des Deutschen Fotobuchpreises 2020–23 ausgezeichnet. „Siberian Exiles Teil 1 und Teil 3“ wurden in den Niederlanden zu den besten Fotobüchern 2020/2022 gewählt. „Siberian Exiles Teil 2“ war einer der Finalisten des LensCulture Portrait Award 2024. Für das Projekt „Siberian Exiles“ erhielt Claudia in 2024 eine staatliche Auszeichnung (den Orden des Kreuzes von Terra Marina) vom estnischen Präsidenten.

Weitere Veranstaltungen im Begleitprogramm zur Ausstellung

Am 15. Januar 2026 findet im Auditorium der Nationalen Kunstgalerie die öffentliche Diskussion „Fotografie erforscht Geschichte“ statt. Claudia Heinermann, Georgs Avetisjans und Tadas Kazakevičius sprechen über fotografische Zugänge zu Erinnerung, Vergessen und historischen Traumata. Moderation: Agnė Narušytė. Am 25. Januar 2026 leitet Claudia Heinermann eine englischsprachige Führung durch ihre Ausstellung.