Kinder- und Jugendfilm, freigegeben ab 6 Emil und die Detektive. Hommage an Erich Kästner

Auf Schleichpfad © Bavaria Film / Lunaris Film / ZDF

Samstag, den 16 März, um 3 Uhr

Goethe-Institut Peru

Regie Franziska Buch 2001, Eastmancolor, 111 min,

EMIL UND DIE DETEKTIVE
Regie Franziska Buch
2001, Eastmancolor, 111 min,
Eintritt frei


2024 jährt sich der 50. Todestag Erich Kästners. Emil und die Detektive ist eine aktualisierte Neuverfilmung des Jugendklassikers von Erich Kästner. JAuf dem Weg von einem kleinen Ort an der Ostsee nach Berlin wird der zwölfjährige Emil Tischbein von einem Ganoven bestohlen. Nach der Ankunft verfolgt er den Täter und findet bald Unterstützung bei einer von der kleinen Pony Hütchen angeführten Kinderbande, die weitere Hilfe organisiert. Eine kaum noch überschaubare Kinderschar bringt den Dieb zur Strecke.

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Nach dem gleichnamigen Roman von Erich Kästner. Der zwölfjährige Emil Tischbein lebt mit seinem arbeitslosen Vater in einem kleinen Ort an der Ostsee; als der Vater endlich wieder einen Job bekommen soll, verliert er nach einem Unfall seinen Führerschein, landet im Krankenhaus und schickt den Sohn für zwei Wochen nach Berlin, wo der Junge bei der Pastorin Hummel, der Schwester seines Lieblingslehrers, wohnen soll. Im Zug wird Emil Opfer des Kriminellen Max Grundeis, der ihm zunächst verspricht, für seinen Vater einen gefälschten Führerschein zu besorgen, dann aber die gesamten Ersparnisse stiehlt. Nach der Ankunft in Berlin verfolgt Emil den Dieb bis zu einer Gaststätte und lernt Pony Hütchen kennen; das etwa gleichaltrige Mädchen, Anführerin einer "Kinderbande", ist fest entschlossen, Emil zu helfen. Nach einer Versammlung in einem alten unterirdischen Gewölbe beschließen die Kinder, an Stelle von Emil den kleinen Gypsi zu Frau Hummel und ihrem Sohn Gustav - als Einzelkind ein Einzelgänger - zu schicken. Gypsi gibt sich kess und selbstbewusst als Emil aus und verschafft diese freie Hand für die kommenden Unternehmungen. Emil und seine neuen Freunde sind inzwischen dem Dieb, der sich im Nobelhotel Adlon einquartiert hat, auf den Fersen. Grundeis beschafft sich die Schlüssel anderer Gäste und stiehlt deren Juwelen. Emil, der sein Geld zurückholen will, kommt in den Besitz der Schmuckstücke; Grundeis verfolgt den Jungen, nimmt Pony als Geisel und fordert die Übergabe der Juwelen beim Giraffengehege im Zoo.

Die Kinder organisieren mit Flugblättern den Kampf gegen den Verbrecher. Als Grundeis mit seiner zurückgeholten Beute den Tierpark verlässt, folgt ihm eine unaufhörlich wachsende Schar von Kindern, vor der er schließlich in die Kirche flieht, in der Pastorin Hummel eine Predigt zum Thema "Gerechtigkeit für Kinder" hält, deren Manuskript ihr Sohn Gustav und Gypsi gemeinsam verfasst haben. In die Enge getrieben versucht Grundeis erneut einen Fluchtversuch. Die Kinder stellen ihn, die Polizei greift ein, Emil bekommt eine Belohnung, sein Vater einen Job und vielleicht sogar eine neue Frau.

Franziska Buchs Kinderfilm EMIL UND DIE DETEKTIVE ist mindestens die vierte Verfilmung des berühmten, 1928 erschienenen Romans von Erich Kästner. Die erste, sogar in den USA erfolgreiche Adaption entstand 1931 unter der Regie von Gerhard Lamprecht, mit Fritz Rasp als Grundeis; am Drehbuch hatten damals Emmerich Pressburger und Billy Wilder mitgeschrieben. Eine zweite Fassung inszenierte R. A. Stemmle im Jahr 1954. Knapp zehn Jahre später produzierte Walt Disney mit Peter Tewksbury eine amerikanische Version, wenngleich mit deutschsprachiger Besetzung - zum Ensemble gehörte auch der legendäre Walter Slezak.

Franziska Buch hat die Vorlage für ihre Neuverfilmung gründlich modernisiert. Pony Hütchen, ein Mädchen also, wird nun - ein wenig auf Kosten von Gustav Hummel - als Anführerin der Kinderbande Emils ebenbürtiger Partner; die beiden verbringen sogar gemeinsam eine Nacht unter dem Himmel von Berlin.

"Ich hatte das Bedürfnis, einem veränderten Rollenbild Rechnung zu tragen und eine Figur zu schaffen, die für die Mädchen von heute eine Identifikationsfigur und ein Rollenvorbild zugleich ist. Die zweite wesentliche Änderung resultierte aus meinem Bedürfnis, Kästners subtilen Sprachwitz in Handlungskomik umzusetzen. Daraus entstand ein neu erfundener Seitenstrang des Films, eine Verwechslungs-Geschichte: Der Zigeunerjunge Gypsi wird als Emils Double ins Haus von Emils ahnungsloser Gastfamilie geschmuggelt, während Emil mit den 'Detektiven' Grundeis verfolgt. Diese Verwechslung verstärkt den komödiantischen Aspekt und sorgt für weitere dramatische Turbulenzen." (Franziska Buch) Der Entschluss, die Mädchen-Figuren energisch aufzuwerten, prägt auch die beiden anderen Kästner-Verfilmungen, PÜNKTCHEN UND ANTON und DAS FLIEGENDE KLASSENZIMMER; darin folgen die drei Bavaria-Produktionen konsequent einer gesellschaftlichen Entwicklung, die Kästner nicht absehen konnte. Natürlich sind auch die Requisiten, vom Mobiltelefon bis zum Skateboard, der Gegenwart angepasst; nicht zuletzt folgt auch die Musik des Films, mit ihren kleinen Musical-Einlagen und einigen Rap-Song der Kids, dem Trend der Zeit. Entscheidender ist, dass Franziska Buch die vergleichsweise intakte Welt Erich Kästners entschieden in Frage gestellt hat: Emils Mutter hat ihre Familie verlassen, lebt längst in Kanada und will demnächst wieder heiraten; seither hat der Vater des Jungen eine Niederlage nach der anderen einstecken müssen.

Auch das Familienleben von Pony Hütchen ist die reine Katastrophe; Emil wird Zeuge, wie sich ihre Eltern einen bösartigen Streit liefern; der Vater des Mädchens will sich scheiden lassen. Auch Gustav, der einsame und von der Mutter fast überforderte Sohn der Pastorin Hummel, wächst ohne Vater auf - der ist schon vor Jahren gestorben. Beim Finale, wenn die Berliner Kinder an die Ostsee kommen und Emil besuchen, deutet sich eine Verbindung zwischen Emils Vater und Gustavs Mutter an.

"In der heutigen Zeit verfallen Familien, das traditionelle Familienbild 'Vater, Mutter, Kinder' existiert kaum noch. Kinder haben aber das berechtigte Bedürfnis, einen Vater und eine Mutter zu haben - ein Bedürfnis, das sich häufig mit den Glücks- und Selbstverwirklichungsansprüchen der Eltern reibt. Diesen Konflikt zerfallender Familien und seine Folgen aus einer kindlichen Sicht zu beleuchten, war mir ein besonderes Anliegen."

So bekommt auch der bedingungslose Zusammenhalt der Kinder eine neue Qualität und eine zusätzliche Erklärung. In diesen Kontext gehört auch die von Gustav und Gypsi gemeinsam verfasste Predigt, in der die beiden inzwischen Freunde gewordenen Jungen ein wenig naiv, aber energisch "Gerechtigkeit für Kinder" einfordern - eine Botschaft, die weltweit den bedingungslosen Beifall jüngerer Zuschauer finden wird.

Hans Günther Pflaum

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