Kino aus der DDR Karla

Karla und Kaspar Foto: DEFA_Stiftung_Eberhard_Dassdorf

Mi, 20.11.2019

19:30 Uhr

Goethe-Institut Peru

Die junge Lehrerin Karla soll gebändigt werden

Regie: Herrmann Zschoche, s.w., 134 Min., 1965/66
Drehbuch: Ulrich Plenzdorf, Hermann Zschoche
Darsteller: Jutta Hoffmann, Jürgen Hentsch, Hans Hardt-Hardtloff, Inge Keller, Gisela Morgen, Herwart Grosse, Rolf Hoppe, Jörg Knochée, Klaus-Peter Pleßow, Jürgen Krumrey, Heidemarie Schneider, Dieter Wien, Harald Moszdorf, Fred Delmare
DEFA-Studio für Spielfilme (Potsdam-Babelsberg) (Künstlerische Arbeitsgruppe "Berlin")

 
Karla Blum kommt frisch von der Universität und soll in einer Kleinstadt im Norden der DDR eine 12. Klasse in Deutsch und Geschichte unterrichten.  Eine Fertigstellung blieb dem Film in seiner Zeit verwehrt. Erst 1990 konnte er in seiner ursprünglichen Form rekonstruiert und aufgeführt werden.

Karla möchte ihre Schüler zu kritischen, selbstständig denkenden Menschen erziehen, wird aber sehr bald von Direktor Hirte, einem Altkommunisten, in die Schranken des Lehrplanes und der Grundsätze sozialistischer Erziehungsziele verwiesen.

Karla und Direktor Hirte

Ein Schüler meint den Direktor aus einem alten Foto in SA-Uniform erkannt zu haben und versucht ihn damit bloßzustellen. Auch Karla ist unsicher, muss aber klein beigeben, als sich herausstellt, dass das Foto von einer Laienspielgruppe des Jahres 1948 stammt. Ihre Beziehung zu dem "ausgestiegenen" Journalisten Kaspar ist der Schulbehörde ein weiterer Dorn im Auge. Nach einer Niederlage passt sich Karla an. Kurz vor dem Abitur begehrt sie jedoch auf, sagt ihren Schülern die Meinung. Karla wird schließlich an eine andere Schule versetzt. 

Zur Zensurfassung
Anfang Dezember 1965, noch vor dem 11. Plenum des ZK der SED, deutete sich an, dass es mit "Karla" Probleme geben würde. Die anstehende Synchronisierung wurde zunächst verschoben, und sofort nach dem Plenum begann die Arbeit an einer Änderungskonzeption. Die junge Lehrerin Karla, die von sich wie von anderen kompromisslos Ehrlichkeit verlangt, sollte gebändigt werden, ihre Fehler einsehen, sich fügen. Schnitte, Nachdrehs und Dialogänderungen wurden diskutiert. Manche der vorgeschlagenen Eingriffe finden sich in einer erhalten gebliebenen Zensurfassung. Bereits Karlas furioser erster Auftritt, eine improvisierte Rede über ihr Verständnis des Lehrerberufs, wurde ihr genommen. Schuldirektor Ali Hirte, väterlicher Freund mit mehr Sympathie für Karlas Eskapaden als es seinem Amt geziemt, wurde zur distanzierten Autoritätsperson. Karlas Liebe zu Kaspar, einem Menschen mit unklarer gesellschaftlicher Haltung, durfte kein Happy End haben … 
Die Zensurfassung ist ein Fragment, das Brüche und fehlende Zusammenhänge in der Handlung aufweist. Eine Fertigstellung blieb dem Film in seiner Zeit verwehrt. Erst 1990 konnte er in seiner ursprünglichen Form rekonstruiert und aufgeführt werden. 

Quelle: 66. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog), 18.08.2016

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