Jugendfilm, ab 11 Jahre One in a million - Mittwochskino

one in a million © FlareFilm_LydiaRichter2022

Mi, 27.03.2024

19:30 Uhr

Goethe-Institut Peru

Regie: Joya Thome, 2022, Farbe, 85 min

Zu Beginn des Films jubelt Whitney in den USA über die unfassbare Zahl einer Million Follower*innen ihres YouTube-Kanals. Schon von Kindesbeinen an entscheiden sich ihre Eltern, regelmäßig Videos ihrer Tochter und deren Sport zu veröffentlichen. Irgendwann sind diese Clips unerlässlich, um das Leistungsturnen überhaupt finanzieren zu können. Einer ihrer größten Fans ist Yara aus Deutschland. Mit einem eigenen Account ist auch sie im Universum Social Media aktiv und bearbeitet Fotos ihres Idols um einen imaginären Zwilling.

ONE IN A MILLION begleitet beide Mädchen – verbunden allein durch die sozialen Netzwerke und die Leidenschaft für den Sport – parallel und eigenständig und verknüpft ihre Geschichten zu einer Gesamterzählung. Erst nach den Dreharbeiten, so verrät der Abspann, kommt es zu einer ersten Begegnung der Protagonistinnen.

Sehr einfühlsam erzählt Joya Thome vom Heranwachsen in und mit einer digitalen Welt. Am Anfang noch eher Kinder, entwickeln sich beide Mädchen im Verlauf des Films hin zu Teenagerinnen, auf der Suche nach dem eigenen Ich und Platz im Leben. Ein größerer Entwicklungssprung wird durch die erzwungene Drehpause aufgrund der Coronapandemie und der Unmöglichkeit, in die USA reisen zu können, notwendig. Gleichzeitig wird damit deutlich, wie sich die Gedankenwelt und die Probleme von Yara und Whitney innerhalb von zwei Jahren wandeln. Zunehmend rückt dabei das Hinterfragen sowohl der realen als auch medialen Wirkung und Darstellung ihrer Selbst in den Vordergrund. Während die schüchterne Yara immer mehr an Selbstvertrauen gewinnt und auch ihre Liebe zu Frauen entdeckt und annimmt, hadert Whitney zunehmend mit Verletzungen und der Kontrolle ihres Vaters über ihre Onlinepräsenz, im Musikmachen findet sie einen eigenen Rückzugsort.

Ganz ohne Kommentar von außen gibt das Doppelportrait den Gedanken und Emotionen der beiden freien Raum und legt damit auch weniger offensichtliche und verletzliche Seiten von ihnen frei. Für die Regisseurin ist der Film das Debüt im dokumentarischen Bereich, was ihr in beeindruckender Art und Weise gelingt. Wie nah sie den Heranwachsenden kommt, wie sehr diese sich öffnen, ist berührend zu sehen.

Beim Kinderfilmfest München 2022 erhielt die Langzeitdokumentation eine lobende Erwähnung und den EFCA Award im Rahmen von LUCAS - Internationales Festival für junge Filmfans 2022.

(19.06.2023)

Kritiken, Empfehlungen, Presseschau:

“Entstanden ist ein einfühlsames Coming-of-Age-Porträt zweier Heranwachsender, das seinen Protagonistinnen ganz nah kommt und deren Erfolgsstreben, ihre Sehnsucht und Einsamkeit ernst nimmt.” (Süddeutsche Zeitung)

“Es ist eine überaus spannende Dokumentation entstanden, die über Kontinente hinweg die Beziehung zwischen zwei Mädchen herstellt, die sich nicht persönlich kennen. … An keiner Stelle bewertet der Film oder betreibt Medienschelte, sondern interessiert sich ausschließlich für die Mädchen, und das macht ihn so authentisch und außergewöhnlich.” (EPD)

“Die Qualität des Films besteht aber auch darin, die versteckten Facetten und Talente seiner beiden Heldinnen zu offenbaren. … [So] wachsen einem Whitney und Yara ans Herz.” (Filmdienst)

“Nach ihren beiden erfolgreichen Spielfilmen „Königin von Niendorf“ und „Lauras Stern“ hat Joya Thome nun zum ersten mal einen Dokumentarfilm realisiert. Ihren Themen, ihrem Stil bleibt sie jedoch auch in „One in a Million“ treu: Weibliche Coming-of-Age-Geschichten, ruhig und unprätentiös beobachtet.” (Programmkino)

“Für das Parallele und das Abweichende interessiert sich One in a Million, indem er das Heranwachsen zweier Mädchen nebeneinanderstellt.” (Critic.de)
 

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