„Flüchtlinge damals und heute“: Trinationaler Filmworkshop

Insgesamt drei Mal kamen 21 Jugendliche aus Deutschland, Polen und der Ukraine in diesen Ländern zusammen, um gemeinsam jeweils zwei Filme zu den Themen Flucht, Ausgrenzung, Heimat und Integration zu produzieren. Die Workshops waren inhaltlich auf die jeweiligen Orte ausgerichtet, an denen die Schülerinnen und Schüler zusammen kamen. Die Leitung der Filmarbeit übernahmen dabei die Expertinnen Kerstin Rickermann und Silke Beller von Glocal Films aus London. Insgesamt produzierten die Filmteams sechs Filme, in denen sie Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg und Heute untersuchten.

Riwne / Ukraine                                                                                          

Im westukrainischen Riwne kamen die Schülerinnen und Schüler vom 22. bis zum 29. April 2017 zum ersten Projektteil zusammen. Die Stadt stellte einen spannenden Ort der Auseinandersetzung dar, da ihre Region 1943 und 1944 zum Schauplatz des Massakers von Wolhynien wurde. Der Tragödie fielen unterschiedlichen Schätzungen nach bis zu 100.000 Menschen, meist polnischer Abstammung, zum Opfer.
Heute haben in Riwne Ukrainer Zuflucht vor dem Krieg im Osten des Landes gefunden. Die Schülerinnen und Schüler beschäftigten sich mit der Situation von Binnenflüchtlingen und konnten mit Geflüchteten aus dem Gebiet Donezk über die Erfahrung von Krieg und Flucht reden.
Bericht über den ersten Projektteil [Goethe-Institut Ukraine]

Damals-Film

„Wolhynien – auf der Suche nach der Wahrheit“ zeigt die schwierige Auseinandersetzung mit einem Thema, dass die polnisch-ukrainischen Beziehungen auch heute noch belastet. Die Jugendlichen versuchten heraus zu finden, warum es in Deutschland, Polen und der Ukraine unterschiedliche Interpretationen der Ereignisse von 1943 und 1944 gibt und sprachen mit einer Zeitzeugin über ihre Erinnerungen an ihre Vertreibung.

Heute Film:

In „KRIEG ich endlich mal FRIEDEN?“ sprach das Filmteam mit Binnenflüchtlingen, die ihre Heimat aufgrund des Krieges in der Ostukraine verlassen mussten. In bewegenden Interviews erzählen die Menschen von der Kriegserfahrung, der Flucht und dem Ankommen in einer neuen Stadt.
 

Lublin / Polen

Vom 26. Juni bis zum 2. Juli 2017 trafen sich die Jugendlichen aus Polen, Deutschland und der Ukraine zum zweiten Projektteil in Lublin, um sich mit den Themen Flucht und Vertreibung in Polen zu beschäftigen. Die historische Altstadt von Lublin bildete dabei die Kulisse für das Arbeiten und Filmen. Durch Zeitzeugengespräche, Interviews mit Experten und Passanten auf den Straßen von Lublin fanden die Teams ihren eigenen Zugang zu den teils komplexen und auch politisch umstrittenen Fragestellungen. Denn in Lublin traf das Filmteam auch auf ablehnende Haltung zur Aufnahme von Flüchtlingen in Polen. Allerdings sprachen die Jugendlichen auch mit NGOs, die sich für die Aufnahme von Flüchtlingen aussprechen und diese bei ihren ersten Schritten in Polen unterstützen. Den NGOs ist ein offenes Lublin mit freundlichem Miteinander ein großes Anliegen.
Beim Filmemachen konnten die Teams auf ihre Kenntnisse aus dem ersten Workshop in Riwne zurückgreifen und diese weiter ausbauen.

Damals-Film:

„Entwurzelt“, ein Film aus historischer Perspektive, beschäftigt sich mit Umsiedlungsaktionen wie der Aktion Weichsel von 1947 und stellt dabei auf gesellschaftlicher Ebene die Frage nach der Entwicklung der ethnischen und kulturellen Vielfalt in Polen. Auf persönlicher Ebene konfrontierten die Schülerinnen und Schüler sich und ihre Gesprächspartner mit der Frage was es bedeutet, seine Heimat verlassen zu müssen.
Prof. Dr. Ruth Leiserowitz, stellvertretende Direktorin des Deutschen Historischen Instituts Warschau, führte die Filmteams inhaltlich in die Thematik der Umsiedlungen nach dem Zweiten Weltkrieg in Polen ein und stand anschließend für ein ausführliches Interview zur Verfügung.


Heute-Film:

In „Die Hoffnung ist größer als die Angst“ wirft die Schülergruppe einen kritischen Blick auf die gegenwärtige Situation von Flüchtlingen in Polen und lässt verschiedene Stimmen aus der polnischen Gesellschaft zu Wort kommen. In den Straßen Lublins traf das Filmteam auf unterschiedliche, auch ablehnende Haltungen zur Aufnahme von Flüchtlingen in Polen.
Die Schülerinnen und Schüler konnten jedoch auch mit Mitarbeitern von NGOs sprechen, die sich für ein offenes Lublin einsetzen und Geflüchtete bei ihrer Ankunft in Polen unterstützen und sich so für ein friedliches Miteinander der Kulturen in ihrer Stadt engagieren. Das Filmteam hatte zudem die Möglichkeit zwei Personen zu interviewen, die in Polen einen Asylantrag gestellt haben und auf die Entscheidung der Behörde warten. Die Schülerinnen und Schüler konnten so aus erster Hand erfahren, wie es war in einem fremden Land anzukommen, um dort nach Sicherheit zu suchen.

Berlin / Deutschland

Der dritte Workshopteil fand vom 20. Bis 28. Oktober 2017 in Bundeshauptstadt Berlin statt. Auch hier wurden länderspezifische Recherchen sowie Dreharbeiten durchgeführt. Die Jugendlichen interviewten für den ersten Film „Damit sich nichts Schlechtes wiederholt“ Zeitzeugen, die nach dem 2ten Weltkrieg aus Osteuropa nach Deutschland flüchteten, sowie Dr. Andreas Kossert, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“.  Abschließend entstand der letzte Film „Ich bin anders so wie du“. Die Massage des Filmes soll alle Flüchtlinge der Welt erreichen.
Zum Abschluss des gesamten Projektes wurden in Berlin alle sechs Filme gezeigt.

Damals-Film:

„Damit sich nichts Schlechtes wiederholt“ ist ein Aufruf der Jugendlichen aus der Ukraine, Polen und Deutschland, die im „Flüchtlinge – damals und heute“ Projekt in Berlin Parallelen der Fluchterfahrung nach dem 2ten Weltkrieg und heute erforschten. Dazu interviewten sie Zeitzeugen, die nach dem 2ten Weltkrieg aus Osteuropa nach Deutschland flüchteten, sowie Dr. Andreas Kossert, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“.
 

Heute-Film:

„Ich bin anders so wie du“ ist die Nachricht, die die Jugendlichen aus Polen, der Ukraine und Deutschland an alle Flüchtlinge der Welt schicken wollen. Gepaart mit ihrem eigenen philosophischen Verständnis der derzeitigen Migrationssituation, bezieht der letzte Film des Projektes 'Flüchtlinge - damals und heute', auch Stimmen von zwei Neu-Berlinern aus Syrien und dem Irak sowie einem Professor für Ethnologie ein, der die Systemzusammenhänge erklärt.


 

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