Literatur
Günter Grass: Geschichte durch Geschichten erzählen

Günter Grass, Porträt
Foto (Ausschnitt): © Gerhard Steidl

Leituras Cruzadas - Literarisches Gespräch mit Helena Topa

Goethe-Institut Lissabon

Am 13. September um 19:00 Uhr spricht die Übersetzerin Helena Topa im Rahmen der Reihe Leituras Cruzadas - Literarische Gespräche in der Bibliothek im Goethe-Institut in Lissabon über Günter Grass. Das Gespräch wird von Filipa Melo moderiert. 

Günter Grass (1927-2015), einer der emblematischsten und wahrscheinlich auch kontroversesten deutschsprachigen Schriftsteller der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, begann mit dem Schreiben ca. zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem er als Soldat Hitlers gekämpft hatte. Im Deutschland seiner Zeit ist er omnipräsent, nicht nur aufgrund seines literarischen Schaffens, sondern auch seines zivilgesellschaftlichen und politischen Engagements.

Zwei Aspekte durchziehen das literarische Werk von Günter Grass wie ein roter Faden: die historische Dimension und die machtvolle Visualität seines Stils. Die eine kann dabei nicht ohne die andere: Geschichte, wie Grass sie erzählt, basiert ganz wesentlich auf der bildlichen Kraft seiner Figuren, seines Bestiariums. Dies gilt für alle historischen Ebenen und Zeiten, die Grass in seinen Werken auferstehen lässt.

Die üppig-fließende narrative Kunst von Günter Grass ist eine geschichten- und figurenproduzierende Maschine. Auch wenn seine Stoffe und Figuren aus der nahen und vertrauten Welt der Geburtsstadt des Autors, der Enklave Danzig, stammen, werden sie doch gleichsam als Märchen neu geschaffen. Mit seinen Figuren und durch sie hindurch lehrt uns Grass einen kritischen Blick auf die Geschichte zu werfen, die nicht nur seine persönliche ist, sondern auch die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert (und darüber hinaus).

Wer ist dieser polemische und komplexe, kohärente und widersprüchliche Schriftsteller, mächtige Geschichtenerzähler und Historiker eigener Art?
 


Helena Topa ist Übersetzerin. Sie übersetzte Werke u. a. von Günter Grass (Beim Häuten der Zwiebel, 2007, Schreiben nach Auschwitz, 2008, Die Bechtrommel, 2009), Herta Müller, Elfriede Jelinek, Bertolt Brecht, Stefan Zweig, Max Weber und Georg Simmel. Außerdem nahm sie an den vom Goethe-Institut organisierten Übersetzungsprojekten Hausbesuch (2016) und Transliterata (2014) teil. 2017 koordinierte sie zusammen mit einer deutschen Kollegin die Vice-Versa-Übersetzerwerkstatt für die Sprachen Portugiesischen und Deutsch  in der Fundação Eça de Queiroz (Tormes, Portugal). Als Übersetzerin und Koordinatorin war sie maßgeblich an der Anthologie für politische Poesie Às vezes são precisas rimas destas / Manchmal braucht man solche Reime (Hg. Goethe-Institut Portugal, erschienen 2017 bei Tinta-da-china) beteiligt. Von 1990 bis 2006 war sie Dozentin für Deutsche Literatur an der Faculdade de Ciências Sociais e Humanas der Universidade Nova de Lisboa. Dort wurde sie 2001 mit einer Dissertation zu Elias Canettis Kurzprosa promoviert.

Filipa Melo ist Schriftstellerin, Literaturkritikerin und Journalistin. Ihr Roman Este É o Meu Corpo (2001) wurde in sieben Sprachen übersetzt. Weitere Werke sind die Reportage Os Últimos Marinheiros (2015) und das Dicionário Sentimental do Adultério (2017). Seit 20 Jahren arbeitet Filipa Melo für die Presse und das Fernsehen im Bereich Literatur, moderiert Lesezirkel, organisiert Veranstaltungen und gibt Workshops für Kreatives Schreiben. Außerdem leitet sie den Postgraduiertenstudiengang "Schreiben und Fiktion" an der Universidade Lusófona in Lissabon.
 
Die Leituras Cruzadas, moderierte literarische Gespräche in der Bibliothek, geben dem Publikum die Gelegenheit, sich mit einem Gast aus der portugiesischen Kulturszene über seine deutschen Lektüren auszutauschen. Ob Klassiker oder Zeitgenosse, Prosa oder Poesie – die Leituras Cruzadas bieten ein Forum für Literaturgespräche zu aktuellen Themen und interessanten Autoren.

Details

Goethe-Institut Lissabon

Campo do Mátires da Pátria 37
1169-016 Lisboa

Sprache: Portugiesisch
Preis: Eintritt frei

218 824 511 biblioteca.lisboa@goethe.de

Veranstaltungsort: Bibliothek