Fabjan-Hafner-Preis I Verleihung

Fabjan Hafner Übersetzerpreis Design: Tomato Košir © Goethe-Institut Ljubljana

Fr, 17.06.2022

19:30 Uhr

Lili-Novy-Garten

Fabjan Hafner Übersetzerpreis

Preisverleihung für die Jahre 2020 und 2021 mit Gespräch

Das Goethe-Institut Ljubljana lädt im Rahmen der 27. Slowenischen Tage des Buches zur nachträglichen Verleihung der Fabjan-Hafner-Preise für die Jahre 2020 und 2021 ein. Die Veranstaltung wird am Freitag, den 17.06.2022, um 19:30 Uhr im Lili-Novy-Garten stattfinden.

Die Verleihungen wurden in den vergangenen zwei Jahren wegen der Coronavirus-Pandemie verschoben.

Im Jahr 2020 erhielt Dr. Erwin Köstler („Chronos erntet“/„Kronosova žetev“ von Mojca Kumerdej) den Fabjan-Hafner-Preis für die beste Übersetzung aus dem Slowenischen ins Deutsche. Im Jahr 2021 wurde der Preis für die beste Übersetzung aus dem Deutschen ins Slowenische Dr. Amalija Maček („Moje leto v Nikogaršnjem zalivu“/„Mein Jahr in der Niemandsbucht“ von Peter Handke) zugesprochen.

Das Gespräch mit dem Preisträger und der Preisträgerin wird von Zdenka Hafner-Čelan moderiert.

Die Veranstaltung wird mit einem musikalisch-literarischen Auftritt von Nika Solce abgerundet.

fabjan-Hafner-Preis 2020

Jury: Jürgen Jakob Becker, Dr. Johann Georg Lughofer und Dominik Srienc

Begründung – Ausschnitt 


Doch nicht nur die Romanlänge, sondern auch die literarische Mehrstimmigkeit, die in diesem Text mit extrem verschiedenen sprachlichen Registern einhergeht, machte dieses Unternehmen zu einer äußerst schwierigen Aufgabe – sprachlich sowie inhaltlich. Diese große Herausforderung erledigte Erwin Köstler mit Bravour: die höchst anspruchsvollen Wechsel von umgangssprachlichen und konjunktivträchtigen Gerüchten im Volk zu laienphilosophischen Reflexionen, von kirchengeschichtlichen Berichten und Diskussionen zu Flüchen voller Kraftausdrücke, schafft der Übersetzer ohne jeglichen sprachlichen, inhaltlichen oder literarischen Fehlgriff, obwohl diese Übersetzungsarbeit diesbezüglich wohl ein Minenfeld war. Die vortreffliche Übersetzung zeugt nicht nur von äußerstem sprachlichen und sozialen Feingefühl, sondern auch von großem historischen und kulturellen Wissen.

Über den Preisträger

Erwin Köstler © Rado Likon Erwin Köstler, geboren 1964, ist Übersetzer und freier Literaturwissenschaftler. Er lebt in Wien. Köstler übersetzt aus allen literarischen Gattungen, sowohl „klassische“ (u.a. Vladimir Bartol, Ivan Cankar, Slavko Grum, Srečko Kosovel, Prežihov Voranc) als auch zeitgenössische slowenische Literatur (u.a. Franjo Frančič, Zoran Hočevar, Mojca Kumerdej, Sebastijan Pregelj, Andrej Skubic, Breda Smolnikar), Literatur von Kärntner Slowenen (Jože Blajs, Milka Hartman, Lipej Kolenik) und Graphic novels – zuletzt erschienen: "Alma M. Karlin, Weltbürgerin aus der Provinz" von Marijan Pušavec und Jakob Klemenčic; 2018 erscheint  ferner die fünfbändige Graphic novel „Die Mexikaner“ von Zoran Smiljanić und Marijan Pušavec in seiner Übersetzung (beide: bahoe books, Wien). Er arbeitete mehr als zwei Jahrzehnte intensiv mit dem Klagenfurter Drava Verlag zusammen und startete 1994 dort seine Werkausgabe Ivan Cankar in kommentierten Einzelbänden, die seinen Ruf als literarischer Übersetzer und innovativer Literaturvermittler begründete. Er war Initiator und Herausgeber der Buchreihe "Slowenische Bibliothek", die als Gemeinschaftsprojekt der Verlage Drava, Hermagoras/Mohorjeva und Wieser geplant war und von welcher er 2013 fünf Bände realisieren konnte. Seine umfangreiche Vermittlungstätigkeit schließt Vorträge und Lehrtätigkeit ebenso ein wie publizistische und wissenschaftliche Arbeiten zum Übersetzen und zur slowenischen Literatur. 1999 wurde Köstler mit dem Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzer ausgezeichnet, 2010 erhielt er das Lavrin-Diplom des slowenischen Übersetzerverbandes.

Fabjan-Hafner-Preis 2021

Jury: Anja Naglič, Tanja Petrič und Renata Zamida

Begründung – Ausschnitt 

Nach zwei kürzeren Werken von Handke – „Versuch über den Pilznarren“ („Poskus o norem gobarju“, erschienen bei Mohorjeva Hermagoras, Klagenfurt, 2014) und „Wunschloses Unglück“ („Žalost onkraj sanj“, Beletrina, Ljubljana, 2020) – nahm Amalija Maček die Übersetzung seines komplexen und umfangreichen Romans „Mein Jahr in der Niemandsbucht“ („Moje leto v Nikogaršnjem zalivu“, Beletrina, 2021) in Angriff. Sie übersetzte ihn über viele Jahre hinweg äußerst geduldig und genau. Das Ergebnis ist ein übersetzerisches Meisterwerk. Es gibt nur wenige Übersetzungen, die so sehr auf das Original eingestimmt sind. Handkes aneinandergereihte, wellenförmige, manchmal widersprüchliche Satzstrukturen, die durch das Subjekt/den Beobachter/den Erzähler mal subtil, mal egozentrisch auch die Perspektiven anderer Personen herleiten, wurden von der Übersetzerin im Slowenischen sprachlich und syntaktisch perfekt nachgebildet, ohne dabei ihre logische Reihenfolge zu brechen oder die Aussagekraft zu verschleiern. Auch in Klang und Rhythmus gelang es ihr, den für Handke charakteristischen Erzählfluss nachzugestalten. Mit ihren – gemäß einer feinfühligen adaptierenden Strategie – Übersetzungsentscheidungen und ihrer Wortwahl entfaltet sie den ganzen Reichtum der slowenischen Sprache und zeigt auf, was in ihr sprachlich möglich ist. Dies ist nicht nur eine herausragende Leistung auf dem Gebiet der Übersetzung aus dem Deutschen, sondern auch ein Werk, das aus der gesamten in den letzten Jahren ins Slowenische übersetzten Literatur hervorsticht.

Über die Preisträgerin

Amalija Maček © Privatarchiv Amalija Maček wurde 1971 in Ljubljana geboren. Sie studierte Germanistik und Hispanistik an der Philosophischen Fakultät der Universität Ljubljana und erwarb ihren Magister- und Doktortitel in deutscher Gegenwartsliteratur mit den Schwerpunkten Lyrik und Orientalistik. Ihr Studium setzte sie in Tübingen, Berlin, Leipzig und Granada fort. Sie wirkte an den europäischen Projekten EULITA, TRAFUT, TransStar Europa und TraiLLD mit. Seit 2008 ist sie akkreditierte Dolmetscherin für EU-Institutionen und koordiniert den Masterstudiengang Dolmetschen an der Abteilung für Übersetzen der Philosophischen Fakultät der Universität Ljubljana, wo sie seit 2001 angestellt ist. Darüber hinaus ist sie Koordinatorin des universitären Programms zur beruflichen Weiterbildung von Gerichts- und Amtsdolmetschern und Mitglied des Verbandes slowenischer Literaturübersetzer (DSKP) sowie des slowenischen Konferenzdolmetscherverbandes (ZKTS). Für ihre literarischen Übersetzungen erhielt sie die Prämie der Kunstsektion des österreichischen Bundeskanzleramtes. Im Jahr 2021 war sie unter den drei Finalistinnen für den Preis Sovretova nagrada (jährlich vom DSKP verliehene Auszeichnung für herausragende Literaturübersetzungen).

Wir freuen uns auf Sie!

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