29. November 2025 - 30. April 2026

Sala: In Nobody's Service

Ausstellung|Einer der Pavillons (SALA) auf der Thailand Biennale Phuket 2025

Poster des SALA: In niemandes Diensten © Un.thai.tled

Poster des SALA: In niemandes Diensten © Un.thai.tled

Ausgangspunkt der künstlerischen und wissenschaftlichen Forschungsprojekte, die in dieser Ausstellung (ursprünglich an der Galerie Wedding Berlin 2024 und als Publikation vom Bom Dia Verlag 2025) vorgestellt werden, sind die extrem gewaltvollen Klischeebilder, die insbesondere auf thailändische und philippinische Frauen sowie queere Menschen in Europa projiziert werden. Diese rassistischen Zuschreibungen waren für uns das Kollektiv un.thai.tled, der Auslöser, tiefer in solche Geschichten und Realitäten einzutauchen. Ausgehend von unserer vorherigen Auseinandersetzung mit der thailändischen Community im Preußenpark („Thai Park“) in Berlin (Ausstellung „Beyond the kitchen“ im Bezirksmuseum Villa Oppenheim Berlin und „There is no Thai Park“ im SAC Bangkok 2021), dieses Projekt bringt unser thailändisches Kollektiv mit philippinischen Künstlern der Diaspora zusammen und eröffnet damit einen Dialog über Sexarbeit/Prostitution, Pflegearbeit, Geschlechterrollen und Migration zwischen drei Ländern. Wir ergreifen somit die Chance, unser Recht auf Heilung und dauerhafte Befreiung zurückzufordern.

Die Arbeiten von Sarnt Utamachote, Wisanu Phu-artdun und Manika Tejapaibul verweben Interviews, die in Isaan mit Frauen, die im Westen leben, aufgenommen wurden, mit Spiegelplatten, die dazu dienen, das Verhältnis der Zuschauer*innen zum Thema zu reflektieren. Die Collage von Bussaraporn Thongchai und die Porträtserie von Krisanta Caguioa-Mönnich zeigen die bürokratischen und traumatisierenden Schwierigkeiten der Migration, indem sie die Geschichten von Klient*innen von Ban Ying erzählen – Berlins ältester Zufluchtswohnung und Beratungsstelle für Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind (1989 gegründet, um thailändische und philippinische Sexarbeiterinnen zu unterstützen). Sisu Satrawahas Installation wirft einen Blick hinter die Kulissen der Küche: auf das Leben dieser Frauen, die in Berlin versuchen, Papaya-Salat (Somtam) zuzubereiten. Rosalia Namsai Enghuans Video und Raksa Seelapans Fotoserie beleuchten die Hintergründe der thailändischen Massageindustrie, die mit dem Orientalismus der Wissensproduktion in Verbindung steht, sowie Raksas Körperarbeit in einem Massagesalon in Hamburg. Die Skizzen von Natthapong Samakkaew zeigen thailändische Sexarbeiter*innen und Bordelle in einem Rotlichtbordell in Frankfurt, ähnlich wie Oat Montiens Ölgemälde eines männlichen Tänzers mit Migrationshintergrund in Bangkoks Patpong, und Manita Kaewsomnuks Acrylgemälde der Frauen, entwickelt in Zusammenarbeit mit der Issarachon Foundation, die sie alle als Subjekte ihres eigenen Lebens betrachten. Die Videoinstallation von Universe Baldoza führt uns dann zurück zum Ursprung all dieser interkulturellen Beziehungen: einem bestimmten Körperteil, über das wir vergessen haben zu sprechen. Jasmin Werners Installation hinterfragt Vorstellungen von Autonomie, Begehren, kolonialer Sprache und der Politik der Repräsentation anhand eines Plakats zur Sexualaufklärung, das sie gefunden hat. *Der Ausdruck ที่นี่ไม่เปิดให้บริการ ist ein Wortspiel und bedeutet entweder „derzeit geschlossen“ oder wörtlich: „in niemandes Diensten“.

Über Un.thai.tled

Un.thai.tled wurde 2019 in Berlin von Sarnt Utamachote und Wisanu Phu-artdun als Netzwerk und kollektive Plattform gegründet, um thailändisch-diasporische Kreative, Denker*innen und Kulturschaffende in Deutschland miteinander zu verbinden. Ziel ist es, Räume und Möglichkeiten für kritische Kollaborationen durch kuratorische Praxis zu schaffen, das Recht auf das Erzählen eigener Geschichten und Identitäten zurückzufordern und Stereotype durch künstlerische Arbeit zu hinterfragen.

Das Kollektiv ist Teil eines größeren Netzwerks asiatisch-diasporischer politischer Akteur*innen, die daran arbeiten, Berlins vielfältige Kulturlandschaft neu zu gestalten und ihre Geschichten umzuschreiben. Heute umfasst Un.thai.tled zahlreiche Mitglieder, die in spezifischen Projektformaten wie Filmfestivals, Theateraufführungen oder Ausstellungen zusammenarbeiten.

Zu den bisherigen Projekten zählen unter anderem das un.thai.tled Film Festival im Sinema Transtopia (2020, 2021, seit 2023 fortlaufend), das interaktive digitale Theaterprojekt „Defrost“ (seit 2022), die Performance-Reihe „Forgetting Thailand“ (2022) im Hamburger Bahnhof sowie die Ausstellung „Behind the Kitchen: Stories from the Thai Park“ (2020).

Aktuelle Mitglieder sind neben einigen an diesem Projekt beteiligten Künstlerinnen auch Kantatach Kijtikhun, Eda Phanlert Sriprom, Chalida Asawakanjanakit, Theerawat Klangjareonchai und Nicha Boonyawairote. Darüber hinaus hat das Kollektiv mit Künstlerinnen wie Pisitakun, Tanaad und Tanat Teeradakorn zusammengearbeitet. 2023 wurde Un.thai.tled im Katalog Nation, Narration, Narcosis: Collecting Entanglements and Embodied Histories vorgestellt.