Erasmus
Schöner Studieren

Das EU-Programm Erasmus erleichtert es Studierenden, ein Semester im Ausland zu verbringen. Davon profitieren auch viele Städte. Was wäre, wenn das Erasmus-Programm gekürzt oder gar ganz eingestellt würde?

Von Eric Bonse, Brüssel

Erasmus – mit und ohne die EU © Illustration: © SOWATORINI Landschaft Erasmus – mit und ohne die EU Illustration: © SOWATORINI Landschaft

Was haben Mark Rutte, Charles Michel und Xavier Bettel gemeinsam? Die Premierminister der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs gehören der Generation Erasmus an – also jener Gruppe von Europäern, die am Studentenaustauschprogramm Erasmus teilgenommen hat. Viele junge Studierende lernen auf diesem Weg die EU besser kennen und schätzen.

Sogar der wohl mächtigste EU-Beamte in Brüssel, Kommissions-Generalsekretär Martin Selmayr, hat mit Erasmus ein Auslandsstudium absolviert – in London, wo er am King’s College studierte. Vor diesem Hintergrund ist es nicht erstaunlich, dass die EU-Kommission ihr beliebtes Förderprogramm noch einmal spürbar ausweiten will.

Haushaltskommissar Günther Oettinger hat für die Förderperiode 2021 bis 2027 eine Verdoppelung der Mittel versprochen – von derzeit zwei auf künftig vier Milliarden Euro pro Jahr. Das Europaparlament will sogar eine Verdreifachung. Davon würden nicht nur die Studenten profitieren, sondern auch die Hochschulen, die sie besuchen – und die Städte und Regionen, die sich dank Erasmus zu internationalen Magneten entwickeln.
 

Ohne die EU und Erasmus wird ein Auslandsstudium schnell zu einem riskanten Abenteuer

Als besonders attraktiv haben sich in den vergangenen Jahren die Niederlande erwiesen. 2016 belegten sie erneut den zweiten Platz der bedeutendsten Zielstaaten. 21.956 Austauschstudenten aus der Bundesrepublik Deutschland waren dort eingeschrieben. Dies entspricht 15,2 Prozent aller deutschen Auslandsstudierenden im Jahr 2016.

Doch was würde passieren, wenn das Erasmus-Programm gekürzt oder gar ganz eingestellt würde? Diese Frage stellte sich erstmals, als Großbritannien 2017 den Antrag auf den EU-Austritt stellte. Schlagartig wurde den Briten bewusst, wie wichtig der von Brüssel geförderte Bildungsaustausch für ihre renommierte Hochschullandschaft ist.

Erasmus unterstützte zwischen 1987 und 2017 insgesamt rund 4.400.000 Studenten – viele kamen auch auf die britische Insel. Doch nun wählen immer mehr ein anderes Land. Vor allem Franzosen und Spanier wenden sich vom einstigen Lieblingsziel ab. Sie fürchten, nach dem Brexit Probleme zu bekommen, etwa mit Visa und Studiengebühren. Ohne die EU und Erasmus wird ein Auslandsstudium schnell zu einem riskanten Abenteuer.
 

Top