Konferenz / Diskussion
Worlds of Homelessness: 3. Tag

BILD: have you ever felt invisible
© Goethe-Institut/Loredana La Rocca

Wie kann sich Design mit Wohnungsnot und Obdachlosigkeit auseinandersetzen und mit den betroffenen Gemeinschaften sinnvolle Prozesse entwickeln?

SCI-Arc

Es gibt ein weit verbreitetes Missverständnis, dass Stadtplanung und Architektur „Lösungen gegen Obdachlosigkeit“ bieten sollen. Diese Lösungen umfassen verschiedene Arten von unterstützendem, bezahlbarem und geteiltem Wohnraum sowie kleine Strukturen, die vorübergehenden Schutz bieten. Unabhängig von der Qualität des Design-Denkens können solche Projekte und Strukturen bei den potenziellen Bewohnern und aufnehmenden Gemeinschaften auf Widerstand stoßen.

Wie können obdachlose Gemeinschaften Teil des strategischen Gestaltungsprozesses werden, der sie einbezieht und für sie vorteilhaft ist? Wie können Architekten Umgebungen schaffen, die sich gegenseitig unterstützen und für wohnungslose Gemeinschaften geeignet sind? Wie können Grassroots Prozesse zu verantwortungsvollen und umfassenden Designlösungen beitragen? Wie können Schulen für Design und Architektur den Erfolg solcher Initiativen fördern?

Darin Johnstone aus Los Angeles, in Zusammenarbeit mit Habitat for Humanity, hat das mehrfach ausgezeichnete IVRV House errichtet.  Alexander Hagner aus Wien schuf Gemeinschaftswohnprojekte für Obdachlose und Studenten. Thorsten Deckler und Tebogo Ramatlo aus dem südafrikanischen Johannesburg arbeiteten mit Studenten der Fakultät für Architektur und Design der Universität Johannesburg und Architekten aus den betreffonden Vierteln an der Verbesserung von informellen Siedlungen. Ana Elvira Vélez ist Architektin aus Kolumbien, die erfolgreich Gemeinschaftsunterkünfte in Medellín erschaffen hat.



WORLDS OF HOMELESSNESS: 3. Tag

16.00 – 18.00 Uhr Diskussion: Wie können sich Stadtplaner und
                                                    Architekten mit Wohnungsnot und
                                                    Obdachlosigkeit auseinandersetzen
                                                    und mit den betroffenen Gemeinschaften
                                                    durchdachte Lösungen finden?

Opening Remarks: Goethe-Institut and SCI-Arc
                                                                 
                                Darin Johnstone, Los Angeles, USA 

                                Alexander Hagner, Wien, Österreich

                                Thorsten Deckler, Johannesburg, Südafrika

                                Tebogo Ramatlo, Johannesburg, Südafrika

                                Ana Elvira Velez, Medellin, Kolumbien
                               
                                Moderator: Carlos Zedillo, Mexico Stadt, Mexico

18.00 – 19.00 Uhr  Empfang


Darin Johnstone 
ist ein in Los Angeles lebender, preisgekrönter Architekt, Lehrer und Direktor der Organisation Darin Johnstone Architects (DJA). Mit seiner 26-jährigen Erfahrung im Feld der Architektur und 20-jährigen Lehrtätigkeit bietet Johnstone eine einzigartige Perspektive auf die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis. Mit der Gründung der DJA im Jahr 2004 zielte er darauf ab, die Wahrnehmung von Architektur als experimentelle sowie umfassende Disziplin zu etablieren. Folglich akzeptierten und erarbeiten DJA eine weite Bandbreite herausfordernder Designs: von Architektur über Urban Planning, Landschaftsdesign, Innendesign und Möbeldesign bis hin zu standortspezifischen Installationen. In den letzten sechs Jahren haben DJA mehrere preisgekrönte Renovierungs- und Masterplanprojekte sowie Comprehensive Programm Mapping für Lehranstalten im Großraum Los Angeles designt und fertiggestellt. Johnstone ist Mitglied der Design-Fakultät an der Southern California Institute of Architecture (SCI_Arc), an welcher er seit 2002 lehrt. Von 2015-2016 leitete und lehrte er in Studios, welche eine Kollaboration zwischen SCI_Arc und Habitat for Humanity zum Ziel hatten und im Design sowie der Errichtung des mehrfach ausgezeichneten IVRV House resultierte.

Alexander Hagner (geboren 1963 in Deutschland) absolvierte eine Tischlerlehre, bevor er ein Architekturstudium an der Universität für angewandte Kunst in Wien aufnahm, das er 1995 abschloss. 1999 gründete er gemeinsam mit Ulrike Schartner gaupenraub +/- als offenes Büro für Architektur, Design und urbane Strategien, die sich zumeist mit außergewöhnlichen Themen befassen. Seit 2002 arbeitet Hagner unabhängig an alternativen Projekten für Obdachlose. Dazu gehören die Notschlafstelle „VinziRast“ (2004), die Wohngemeinschaft „VinziRast-WG“ (2010) sowie „VinziRast-mittendrin“ (2013) – ein Haus, in dem Obdachlose und Studenten gemeinsam wohnen und arbeiten. Vor kurzem realisierte gaupenraub +/- das Wohnprojekt „VinziDorf Wien“ für männliche alkoholkranke Obdachlose. Seit 2016 hat Hagner eine Stiftungsprofessur für Soziales Bauen an der FH Kärnten inne. Zusammen mit den Studierenden arbeitet er an realen Projekten und sucht nach Mitteln der Architektur, um die Soziabilität in einer zunehmend inhomogenen Gesellschaft zu verbessern.

Thorsten Deckler ist Architekt in Johannesburg und gründete gemeinsam mit Anne Graupner 26’10 south Architects. Das Büro vereint Architektur, Städtebau und Wissensmanagement, um Räume zu schaffen, in denen Menschen sich entfalten können. Neben dem Bau wichtiger Infrastruktur- und Wohnprojekte führte 26’10 Langzeitstudien über informelle Siedlungen durch, die in dem in Partnerschaft mit der Universität Johannesburg und dem Goethe-Institut durchgeführten Projekt „Informal Studio“ einen Höhepunkt fanden. Die Forschungsergebnisse wurden durch gängige Medien sowie nationale und internationale Ausstellungen öffentlich gemacht. Deckler ist ein gefragter Redner und hielt Seminare über Urbanistik an der Washington University in St. Louis (2016) und auf der AZA Conference in Pretoria (2018). 26’10 erhielt nationale und internationale Anerkennung und wurde zum besten Nachwuchsbüro Südafrikas gekürt (Backstage Award, Venedig, 2012).

Tebogo Ramatlo ist ein in Johannesburg lebender Architekt, Dozent, Maker und Choreograph für darstellende Kunst. Im Jahr 2017 schloss er sein Masterstudium an der University of Johannesburg’s Graduate School of Architecture ab.  In seiner Abschlussarbeit untersuchte er, wie im städtischen Raum vorübergehende Zentren für Migranten aufgebaut werden können, mit dem Ziel ihre Fähigkeiten zu fördern und ökonomische Teilhabe zu ermöglichen.  Mithilfe einer Stop-Motion-Animation zeigt er das Potenzial einer urbanen Zukunft auf, in welcher sich die skeptische Haltung gegenüber Zuflucht suchenden Migranten in Johannesburg, darunter primär Frauen mit Kindern, hin zu Anerkennung dieser als wertvolle Mitwirkende in einer Gesellschaft entwickelt. Ramatlo verwendet das Storytelling als ergänzendes Element in seinen Workshops zum Thema Wohnraum und Urbanismus in Südafrika, Brasilien und Peru. Zusammen mit der Architektin Nadia Tromp entwarf er 2018 eine Installation für die Venice Architecture Biennale, welche das Thema Migration als Bestandteil des globalen Architekturdiskurses zu etablieren ersuchte.

Ana Elvira Vélez Villa glaubt an bewusstes und kreatives Gestalten auf mehreren Ebenen als Interventionsmethode, um beim Bau von Städten zu Gleichstellung beizutragen. Nach ihrem Abschluss an der Architectural Association School of Architecture in London im Jahr 1992 ließ sie sich als Architektin in Medellín, Kolumbien, nieder. Mit über zwei Jahrzehnten Berufserfahrung liegt der Fokus ihrer Arbeit auf der Gestaltung gemeinschaftlich nutzbarer Wohnräume, und sie hat mehr als 2000 Wohneinheiten, öffentliche Räume und öffentliche Gebäude gestaltet. Sie wurde mehrfach auf der kolumbianischen Architekturbiennale prämiert. Seit 2017 ist sie Beraterin für Comfama in Antioquia, einer gemeinnützigen Organisation für die Verbesserung des Lebens von Arbeiterfamilien. Dort ist sie für die Gestaltung städtischer und ländlicher Wohnprojekte in den 125 Städten der Region zuständig. Ihre Hauptstrategie ist die Gestaltung von Zwischenräumen, die private und öffentliche Bereiche verbinden, Platz für gemeinschaftliche und individuelle Alltagsbräuche bieten und den Bau nachhaltiger Gemeinschaften ermöglichen.

Carlos Zedillo Velasco, geboren 1982 in Mexiko-Stadt, schloss sein Masterstudium "Art and Architecture" an der Yale University im Jahr 2010 ab. Im Jahr 2012 gehörte er zum Übergangsteam des Präsidenten, in welchem er Projekte zur qualitativen Verbesserung von Wohnraum und zur Reduzierung der Umweltbelastung entwickelte. Während seiner Zeit als Leiter des Research Center for Sustainable Development im National Housing Fund for Workers (2012-2018) konzentrierte sich seine Arbeit auf Wohnraum und Städteentwicklung.  Im Jahr 2017 gründete er die gemeinnützige Organisation PienZa Sostenible A.C., um die aktuelle Situation in Mexiko zu analysieren und entsprechend der Agenda 2030 der United Nations for Sustainable Development Verbesserungen vorzunehmen.  Unterdessen blieb Zedillo auch im akademischen Bereich aktiv: er wurde eingeladen an renommierten Universitäten zu lehren und zu unterrichten. Dazu gehören unter anderem: Columbia, Yale und Harvard, als auch die National Autonomous University of Mexico. Zurzeit unterrichtet er an der Southern California Institute of Architecture.


 

 

Details

SCI-Arc

960 East 3rd Street
Los Angeles, CA 90013

Sprache: Englisch
Preis: Freier Eintritt mit RSVP

+1.323.525.3388 info-losangeles@goethe.de
Diese Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe Worlds of Homelessness.