Theoriekurs
Forensic Architecture: eine Einführung

BISR

Goethe-Institut New York

„Forensic Architecture“ ist sowohl eine neue, transdisziplinäre Forschungsmethode als auch eine spezifische Forschungsgruppe, die vom Begründer der Methode, dem Architekten und Schriftsteller Eyal Weizman, geleitet wird. Durch die Kombination von architektonischen Studien der bebauten Umwelt, forensischer Untersuchung, Geographie, Ökologie, Ethnographie und Journalismus verfolgt Forensic Architecture nicht die traditionelle architektonische Aufgabe der Schaffung neuer Umgebungen, sondern versucht methodisch und systematisch zu analysieren, wie bestehende Umgebungen durch Gewalt zerstört wurden. Durch die Untersuchung spezifischer Kriegsgebiete, Grenzen sowie Schauplätzen des Klimawandels ist Forensic Architecture in relativ kurzer Zeit zu einem wichtigen Beweismittel für internationale Gerichtsverfahren, den Journalismus und eine Vielzahl von Aktivistengruppen sowie transnationalen Organisationen wie Amnesty International und den Vereinten Nationen geworden.

In diesem Kurs werden Teilnehmende mehrere Fälle behandeln: Die Untersuchung von Schrapnellfragmenten, die in einem von Drohnen getroffenen Raum in Pakistan deponiert wurden; die Audioanalyse eines Schusses der israelischen Armee auf einen unbewaffneten Zivilisten im Westjordanland; die Rekonstruktion eines syrischen Gefangenenlagers auf der Grundlage von akustischen Erinnerungen der Überlebenden; die erweiterte Kartierung eines ganztägigen Kampfes in Gaza; eine Untersuchung von Umweltgewalt im guatemaltekischen Hochland; und die Verwendung von maschineller Lernsoftware, um den Einsatz von Polizei-Tränengas an der Grenze zwischen Mexiko und den USA zu verfolgen. Wie wirken sich Gewalt und Militarismus auf bauliche Umgebungen aus, und wie kann Architektur sowohl als Instrument der Gewalt als auch als Kulisse dienen, vor der sich Gewalt ereignet? Wie kann die räumliche Analyse als optisches Instrument zur Untersuchung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingesetzt werden, insbesondere wenn sie sich auf eine Vielzahl von Beweisquellen bezieht, einschließlich neuer Medien, Remote-Sensing, Materialanalyse, Zeugenaussagen und Crowdsourcing? Wie fügt sich Forensic Architecture in die Debatten um das Verhältnis von Politik, Ästhetik und Theorie ein? Die Lektüre umfasst Weizmans eigenes Schriftwerk, ergänzt um Beiträge von Okwui Enwezor, Thomas Keenan, Laura Kurgan, Ariella Azoulay und anderen.

Dozentin: Shimrit Lee

Shimrit Lee erhielt 2012 ihren M.A. in Internationalem Menschenrecht von der School of Oriental and African Studies und 2019 ihren Doktortitel in Middle Eastern Studies von der New York University. Als interdisziplinäre Wissenschaftlerin, die an der Schnittstelle von visueller Kultur, Performance und kritischer Sicherheitsforschung arbeitet, bezieht sich ihr Forschungsinteresse auf die kulturelle Produktion von Sicherheitsnarrativen in Israel und den USA. Sie ist Absolventin des No Longer Empty's Curatorial Lab und hat 2019 eine Ausstellung bei Twelve Gates Arts in Philadelphia mitkuratiert, die auf ihrer Dissertationsforschung fußt. Ihre Arbeiten sind in Warscapes, Jadaliyya, +972 Magazine und Jerusalem Quarterly erschienen. Derzeit arbeitet sie an einem Buch über die Bemühungen von Museen, die Geschichte kolonialer Gewalt aufzuarbeiten.

Details

Goethe-Institut New York

30 Irving Place
New York, NY 10003

Sprache: Englisch
Preis: $315

+1 718 422-7767 info@thebrooklyninstitute.com
Diese Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe Brooklyn Institute for Social Research.

Class will not meet on Tuesday, February 11