Anlässlich des 100. Geburtstags von Joseph Beuys
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Regie: Andres Veiel, Deutschland, 2017, s/w + Farbe, 107 min, mit englischen Untertiteln
Kaum ein deutscher Kulturschaffender des 20. Jahrhunderts war ähnlich umstritten wie der Aktionskünstler, Bildhauer, Zeichner, Kunsttheoretiker und zeitweilige Professor Joseph Beuys (1921 – 1986). Sein Werk befasste sich mit einem neuen, erweiterten Kunstbegriff, der auch das politische Mitgestalten der Gesellschaft einschloss. Andres Veiel begibt sich mit seinem Dokumentarfilm auf eine umfangreiche Spurensuche; er fördert eine Fülle zum Teil unbekannten Archivmaterials zu Tage und lässt Zeitzeugen wie Klaus Staeck zu Wort kommen. In der Summe entsteht eine Collage aus Bild- und Tondokumenten, die allen Betrachtern einen Zugang zum komplexen Werk von Beuys ermöglicht.
Im Laufe des Films rückt so das Werk von Beuys immer näher. „Seine Arbeiten mit Fett, Kupfer und Filz waren für ihn künstlerische Versuchsanordnungen. Fett war Sinnbild einer erstarrten Form. Wurde es erwärmt, wurde es beweglich, es veränderte seine Gestalt. Kupfer verstand er als leitendes, Filz als isolierendes Element. Über die mit diesen Materialien geschaffenen Skulpturen und Rauminstallationen suchte Beuys nach einem neuen Begriff der Plastik, der das Bewegungsmoment einschloss. Und zugleich erweiterte er diesen Begriff, indem er ihn auf den Menschen übertrug: Das Denken bezeichnete er als einen elementaren Gestaltungsprozess. Und damit war das Denken an sich für Beuys bereits eine Plastik. Wenn Gedanken in Bewegung geraten und Welt gestalten, dann war für Beuys der Mensch in der Lage, gesellschaftliche Prozesse eingreifend zu verändern. Seine Kunst verstand er dabei nur als anregendes Aggregat für eine gemeinsame Arbeit. Für diese Arbeit verwendete er den Begriff der sozialen Plastik." (Andres Veiel).
Andres Veiel wurde 1959 in Stuttgart geboren und begann 1982 ein Studium der Psychologie im damaligen West-Berlin. Nach dem Abschluss machte er eine Ausbildung zum Regisseur und Dramaturgen am internationalen Kulturzentrum Künstlerhaus Bethanien in Berlin. Seit 1988 schreibt er Drehbücher und dreht Filme, schreibt Theaterstücke und inszeniert Theaterstücke. Heute ist Veiel ein gefeierter Regisseur von Dokumentarfilmen und einer der erfolgreichsten deutschen Filmemacher der Gegenwart.
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